Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.dafür bekanntlich die weitesten Zugeständnisse machen, er hätte besser dafür bekanntlich die weitesten Zugeständnisse machen, er hätte besser <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182707"/> <p xml:id="ID_792" prev="#ID_791" next="#ID_793"> dafür bekanntlich die weitesten Zugeständnisse machen, er hätte besser<lb/> daran gethan, seine Entstehung vor ihrem Einzug als erst vom Jahr<lb/> darauf zu datiren. Ob es denn diesen Vätern des Vaterlandes nie zu<lb/> Sinne kam, wie ehrenvoll die Rolle ist, die Unterhändler und Makler<lb/> einer Gesellschaft darzustellen, die das Licht mit ihren Plänen scheut?<lb/> Ob sie es selbst nie empfunden, daß der Name, den sie tragen, die<lb/> Verbindung, die sie bilden sollen, nur eine von ihren Obern erdachte<lb/> Lüge sei? Ob eS ihnen nie unheimlich ward bei diesen Priestern, und<lb/> zu Gemüth kam, wie sie selbst an der Nase gegängelt sind? Dennoch<lb/> waren sie es, die es auf sich nahmen, unkundige Väter und Erzieher<lb/> auf dem Lande, die jenes schleichende herrschsüchtige Treiben noch nicht<lb/> von ferne ahnen, in ihre Netze zu locken. Auf den arglosen Sinn, das<lb/> gute Herz und fromme Gemüth des Tyrolers, das Alles, was ihm<lb/> nur von Geistlichen geboten wird, mit Eifer umarmt, hat man gerech¬<lb/> net, und die großmüthigen Gaben, die zum unheilvollen Bau herbei-<lb/> ftossen, wiesen eine nicht unbeträchtliche Anzahl derer nach, die mit<lb/> verbundenen Augen spendeten, und ihren eigenen Zwinger thürmen hal¬<lb/> fen. Freilich auch die Jesuiten lieben die Arglosen, wenn es gilt, die<lb/> Falten der Herzen auszuspähen, auch sie lieben die Gutherzigen, die<lb/> mit vollen Händen auf ihren Altären opfern, auch sie sind fromm,<lb/> andächtig, salbungsvoll, wenn sie als Ausspender aller Gnaden, als<lb/> unentbehrliche Rathgeber, als oberste Leiter aller Gedanken und Ge¬<lb/> müther, der Hohen und Niedern, des Staates und der Familien wal¬<lb/> ten können. Dahin sollte es kommen, ihr Kurzsichtigen und Leicht-<lb/> bethörten, denen man so gern für schweres Geld ihre Söhne und<lb/> Mündel zur „christkatholisch wissenschaftlichen Erziehung übernehmen<lb/> möchte, daß sie nicht mehr euch, sondern nur den Vätern der Gesell¬<lb/> schaft Jesu vertrauen, glauben, anhängen, dahin, daß der Vater dem<lb/> Sohne, die Mutter dem Kinde, der Elternstelle vertretende Freund den<lb/> Herzen ihrer Pfleglinge entfremdet werden, dahin, daß sich löse das<lb/> zarte Band der Familien, um aus ihren Brüchen eine einzige zu bil¬<lb/> den, eine unberechenbar große, eine übermüthig starke, die ihre Zweige<lb/> nach allen Welttheilen und Himmelsgegenden treibt, aber eben deshalb<lb/> kein Vaterland, keine Stamm- oder Blutsverwandten, keinen Freund<lb/> oder Bruder kennt, sondern nur dazu bestimmt ist, für des Ordens<lb/> selbstsüchtige Zwecke und seine Werke der Finsterniß blind und knechtisch<lb/> Frohne zu thun. Ihr glaubt eure Lieblinge in Hände zu geben, welche<lb/> wahren die Milch ihrer frommen Denkart, in Schulen, wo sie lernen,<lb/> was Christenpflicht gebeut, dafür kehren sie als Leute wieder, die für</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0284]
dafür bekanntlich die weitesten Zugeständnisse machen, er hätte besser
daran gethan, seine Entstehung vor ihrem Einzug als erst vom Jahr
darauf zu datiren. Ob es denn diesen Vätern des Vaterlandes nie zu
Sinne kam, wie ehrenvoll die Rolle ist, die Unterhändler und Makler
einer Gesellschaft darzustellen, die das Licht mit ihren Plänen scheut?
Ob sie es selbst nie empfunden, daß der Name, den sie tragen, die
Verbindung, die sie bilden sollen, nur eine von ihren Obern erdachte
Lüge sei? Ob eS ihnen nie unheimlich ward bei diesen Priestern, und
zu Gemüth kam, wie sie selbst an der Nase gegängelt sind? Dennoch
waren sie es, die es auf sich nahmen, unkundige Väter und Erzieher
auf dem Lande, die jenes schleichende herrschsüchtige Treiben noch nicht
von ferne ahnen, in ihre Netze zu locken. Auf den arglosen Sinn, das
gute Herz und fromme Gemüth des Tyrolers, das Alles, was ihm
nur von Geistlichen geboten wird, mit Eifer umarmt, hat man gerech¬
net, und die großmüthigen Gaben, die zum unheilvollen Bau herbei-
ftossen, wiesen eine nicht unbeträchtliche Anzahl derer nach, die mit
verbundenen Augen spendeten, und ihren eigenen Zwinger thürmen hal¬
fen. Freilich auch die Jesuiten lieben die Arglosen, wenn es gilt, die
Falten der Herzen auszuspähen, auch sie lieben die Gutherzigen, die
mit vollen Händen auf ihren Altären opfern, auch sie sind fromm,
andächtig, salbungsvoll, wenn sie als Ausspender aller Gnaden, als
unentbehrliche Rathgeber, als oberste Leiter aller Gedanken und Ge¬
müther, der Hohen und Niedern, des Staates und der Familien wal¬
ten können. Dahin sollte es kommen, ihr Kurzsichtigen und Leicht-
bethörten, denen man so gern für schweres Geld ihre Söhne und
Mündel zur „christkatholisch wissenschaftlichen Erziehung übernehmen
möchte, daß sie nicht mehr euch, sondern nur den Vätern der Gesell¬
schaft Jesu vertrauen, glauben, anhängen, dahin, daß der Vater dem
Sohne, die Mutter dem Kinde, der Elternstelle vertretende Freund den
Herzen ihrer Pfleglinge entfremdet werden, dahin, daß sich löse das
zarte Band der Familien, um aus ihren Brüchen eine einzige zu bil¬
den, eine unberechenbar große, eine übermüthig starke, die ihre Zweige
nach allen Welttheilen und Himmelsgegenden treibt, aber eben deshalb
kein Vaterland, keine Stamm- oder Blutsverwandten, keinen Freund
oder Bruder kennt, sondern nur dazu bestimmt ist, für des Ordens
selbstsüchtige Zwecke und seine Werke der Finsterniß blind und knechtisch
Frohne zu thun. Ihr glaubt eure Lieblinge in Hände zu geben, welche
wahren die Milch ihrer frommen Denkart, in Schulen, wo sie lernen,
was Christenpflicht gebeut, dafür kehren sie als Leute wieder, die für
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