Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.länger dauern; es wird zum Bruch kommen und es wird sich dann GrcnMen, imo. II. 3
länger dauern; es wird zum Bruch kommen und es wird sich dann GrcnMen, imo. II. 3
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0021" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182444"/> <p xml:id="ID_41" prev="#ID_40" next="#ID_42"> länger dauern; es wird zum Bruch kommen und es wird sich dann<lb/> fragen, ob die Conservativen wissen werden, bei Zeiten nachzugeben.<lb/> Namentlich, was die Presse betrifft, kann es unmöglich länger so<lb/> bleiben. Weil es den Dänen nicht paßte, daß die periodische Presse<lb/> hier die öffentlichen Fragen im antidänischen Sinn besprachen, for¬<lb/> derten sie durch Presse und Ständev^rsammlungen die Regierung<lb/> auf, die Censur zu schärfen, ja die Discussionen ganz zu verbieten.<lb/> Und das geschah dort vorzüglich von liberaler Seite aus! Die<lb/> Regierung ist darauf eingegangen, sie hat die Censoren dahin in-<lb/> struirt, daß sie auch kein Wort dürfen passtren lassen, welches gegen<lb/> die Dänen gerichtet ist oder welches sich über das Verhältniß die¬<lb/> ser Herzogthümer zu Dänemark in deutschem Sinn ausspricht, ja<lb/> selbst, was in deutschen Ständeversammlungen mit deutschen Re¬<lb/> gierungen verhandelt und mit deutscher Censur gedruckt wird, darf<lb/> in unsern Blättern nicht abgedruckt werden. Dagegen besprechen<lb/> die dänischen Blätter, die hier freilich wenig gelesen werden, alle<lb/> diese Angelegenheiten fortwährend nach ihrem Sinn und mit starken<lb/> Jnvectiven gegen die Herzogthümer und die Regierung kann es<lb/> ihnen nicht wehren, wenn sie auch wollte, weil in Dänemark in<lb/> innern Angelegenheiten ein gewisser Grad von Preßfreiheit herrscht.<lb/> In kirchlichen Dingen ließ man anfangs so ziemlich Alles Passiren,<lb/> aber vor kurzem sind Jnstructionen erfolgt, welche auch hier Alles<lb/> vertilgen heißen, was der Bewegung angehört. Man will damit<lb/> verhüten, daß das Volk sich nicht weiter der Bewegung anschließe.<lb/> Ob das gelingen wird, steht sehr zu bezweifeln, zumal man die<lb/> Volksversammlungen nicht verbieten kann, da das Gesetz sie positiv<lb/> gestattet. Ganz klug haben unsre Conservativen neulich den Schles¬<lb/> wig-Holsteinischen nationalen Enthusiasmus zu einer Art Demon¬<lb/> stration benutzt. Einige Personen aus dem höhern Adel kamen auf<lb/> die Ideen, zwei historische Gemälde anfertigen zu lassen und in die<lb/> beiden Ständesäle zu geben, das eine darstellend, wie der letzte<lb/> Schleswig-Holsteinische Herzog aus dem Schlauenburgschen Stamme<lb/> die ihm von den dänischen Reichsständen angebotene Königskrone<lb/> ausschlägt und auf seinen Neffen den Grafen Christian von Olden¬<lb/> burg verweist; das andere darstellend wie später die Stände Schles-<lb/> wig'Holsteins, denselben Grafen von Oldenburg, der also König<lb/> von Dänemark geworden, zum Landesherrn erwählen und-er die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> GrcnMen, imo. II. 3</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
länger dauern; es wird zum Bruch kommen und es wird sich dann
fragen, ob die Conservativen wissen werden, bei Zeiten nachzugeben.
Namentlich, was die Presse betrifft, kann es unmöglich länger so
bleiben. Weil es den Dänen nicht paßte, daß die periodische Presse
hier die öffentlichen Fragen im antidänischen Sinn besprachen, for¬
derten sie durch Presse und Ständev^rsammlungen die Regierung
auf, die Censur zu schärfen, ja die Discussionen ganz zu verbieten.
Und das geschah dort vorzüglich von liberaler Seite aus! Die
Regierung ist darauf eingegangen, sie hat die Censoren dahin in-
struirt, daß sie auch kein Wort dürfen passtren lassen, welches gegen
die Dänen gerichtet ist oder welches sich über das Verhältniß die¬
ser Herzogthümer zu Dänemark in deutschem Sinn ausspricht, ja
selbst, was in deutschen Ständeversammlungen mit deutschen Re¬
gierungen verhandelt und mit deutscher Censur gedruckt wird, darf
in unsern Blättern nicht abgedruckt werden. Dagegen besprechen
die dänischen Blätter, die hier freilich wenig gelesen werden, alle
diese Angelegenheiten fortwährend nach ihrem Sinn und mit starken
Jnvectiven gegen die Herzogthümer und die Regierung kann es
ihnen nicht wehren, wenn sie auch wollte, weil in Dänemark in
innern Angelegenheiten ein gewisser Grad von Preßfreiheit herrscht.
In kirchlichen Dingen ließ man anfangs so ziemlich Alles Passiren,
aber vor kurzem sind Jnstructionen erfolgt, welche auch hier Alles
vertilgen heißen, was der Bewegung angehört. Man will damit
verhüten, daß das Volk sich nicht weiter der Bewegung anschließe.
Ob das gelingen wird, steht sehr zu bezweifeln, zumal man die
Volksversammlungen nicht verbieten kann, da das Gesetz sie positiv
gestattet. Ganz klug haben unsre Conservativen neulich den Schles¬
wig-Holsteinischen nationalen Enthusiasmus zu einer Art Demon¬
stration benutzt. Einige Personen aus dem höhern Adel kamen auf
die Ideen, zwei historische Gemälde anfertigen zu lassen und in die
beiden Ständesäle zu geben, das eine darstellend, wie der letzte
Schleswig-Holsteinische Herzog aus dem Schlauenburgschen Stamme
die ihm von den dänischen Reichsständen angebotene Königskrone
ausschlägt und auf seinen Neffen den Grafen Christian von Olden¬
burg verweist; das andere darstellend wie später die Stände Schles-
wig'Holsteins, denselben Grafen von Oldenburg, der also König
von Dänemark geworden, zum Landesherrn erwählen und-er die
GrcnMen, imo. II. 3
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