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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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Ein Actenstück der Itiederösterreichischen Stän-
deversammlnntt-



Es ist in den letzten Wochen vielfach die Rede gewesen von einer
merkwürdigen Denkschrift, welche die Stunde Niederösterreichö S. M.
dem Kaiser selbst überreicht haben, und welche wegen ihrer Freimüthig¬
keit und der darin crponirten wichtigen Gegenstände als ein Wende¬
punkt des Ständewesens zu betrachten sei. Durch einen Umstand, der
mit dem Tode des Landmarschalls von Goi-'s zusammenhängt, bin ich
in den Stand gesetzt, Ihnen diese merkwürdige Denkschrift, wie sie von
dem Grafen Ferdinand von Colloredo am 12. Juli dieses Jahres dem
Kaiser feierlichst übergeben wurde (ein zweites Eremplar wurde dem
Erzherzog Ludwig überreicht) in wortgetreuer Abschrift mitzutheilen:


Allerdurchlauchtigster!

Mit ruhiger und ernster Erwägung aller Verhältnisse -- mit dein
Gefühle unabweisbarer Pflichterfüllung -- und mit festem Vertrauen
auf eine gründliche und gerechte Würdigung dringender und hochwichtiger
Aeitsragen sind Ew. Majestät treugehorsamste Stände zur Abfassung
nachstehender allerunterthänigster Darstellung geschritten, welche sowohl die
mit Allerhöchster Entschließung vom 28. Juni v. I. abgeforderte Nach¬
weisung über ihre in der Landtagserklärung vom 16. September 1844
ausgedrückte Beschwerde, als auch ein getreues Bild des traurigen An¬
standes umfaßt, in welchem sich die ständische Repräsentation dieser Pro¬
vinz und die Dominica!-Verwaltung auf dem Lande gegenwärtig be¬
findet.

Ew. Majestät treugehocsamste Stände verlangen für das Glück und
die Wohlfahrt ihres theuren Vaterlandes nichts sehnlicher und aufrichti¬
ger, als einen, das monarchische Princip ehrenden und sichernden Austand.
Dieser Wunsch ist ein Erbtheil ihrer Vorfahren, welche selbst Gerechtsame
und Privilegien, sobald sie mit den Begriffen und Bedürfnissen einer


Ein Actenstück der Itiederösterreichischen Stän-
deversammlnntt-



Es ist in den letzten Wochen vielfach die Rede gewesen von einer
merkwürdigen Denkschrift, welche die Stunde Niederösterreichö S. M.
dem Kaiser selbst überreicht haben, und welche wegen ihrer Freimüthig¬
keit und der darin crponirten wichtigen Gegenstände als ein Wende¬
punkt des Ständewesens zu betrachten sei. Durch einen Umstand, der
mit dem Tode des Landmarschalls von Goi-'s zusammenhängt, bin ich
in den Stand gesetzt, Ihnen diese merkwürdige Denkschrift, wie sie von
dem Grafen Ferdinand von Colloredo am 12. Juli dieses Jahres dem
Kaiser feierlichst übergeben wurde (ein zweites Eremplar wurde dem
Erzherzog Ludwig überreicht) in wortgetreuer Abschrift mitzutheilen:


Allerdurchlauchtigster!

Mit ruhiger und ernster Erwägung aller Verhältnisse — mit dein
Gefühle unabweisbarer Pflichterfüllung — und mit festem Vertrauen
auf eine gründliche und gerechte Würdigung dringender und hochwichtiger
Aeitsragen sind Ew. Majestät treugehorsamste Stände zur Abfassung
nachstehender allerunterthänigster Darstellung geschritten, welche sowohl die
mit Allerhöchster Entschließung vom 28. Juni v. I. abgeforderte Nach¬
weisung über ihre in der Landtagserklärung vom 16. September 1844
ausgedrückte Beschwerde, als auch ein getreues Bild des traurigen An¬
standes umfaßt, in welchem sich die ständische Repräsentation dieser Pro¬
vinz und die Dominica!-Verwaltung auf dem Lande gegenwärtig be¬
findet.

Ew. Majestät treugehocsamste Stände verlangen für das Glück und
die Wohlfahrt ihres theuren Vaterlandes nichts sehnlicher und aufrichti¬
ger, als einen, das monarchische Princip ehrenden und sichernden Austand.
Dieser Wunsch ist ein Erbtheil ihrer Vorfahren, welche selbst Gerechtsame
und Privilegien, sobald sie mit den Begriffen und Bedürfnissen einer


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[0488] Ein Actenstück der Itiederösterreichischen Stän- deversammlnntt- Es ist in den letzten Wochen vielfach die Rede gewesen von einer merkwürdigen Denkschrift, welche die Stunde Niederösterreichö S. M. dem Kaiser selbst überreicht haben, und welche wegen ihrer Freimüthig¬ keit und der darin crponirten wichtigen Gegenstände als ein Wende¬ punkt des Ständewesens zu betrachten sei. Durch einen Umstand, der mit dem Tode des Landmarschalls von Goi-'s zusammenhängt, bin ich in den Stand gesetzt, Ihnen diese merkwürdige Denkschrift, wie sie von dem Grafen Ferdinand von Colloredo am 12. Juli dieses Jahres dem Kaiser feierlichst übergeben wurde (ein zweites Eremplar wurde dem Erzherzog Ludwig überreicht) in wortgetreuer Abschrift mitzutheilen: Allerdurchlauchtigster! Mit ruhiger und ernster Erwägung aller Verhältnisse — mit dein Gefühle unabweisbarer Pflichterfüllung — und mit festem Vertrauen auf eine gründliche und gerechte Würdigung dringender und hochwichtiger Aeitsragen sind Ew. Majestät treugehorsamste Stände zur Abfassung nachstehender allerunterthänigster Darstellung geschritten, welche sowohl die mit Allerhöchster Entschließung vom 28. Juni v. I. abgeforderte Nach¬ weisung über ihre in der Landtagserklärung vom 16. September 1844 ausgedrückte Beschwerde, als auch ein getreues Bild des traurigen An¬ standes umfaßt, in welchem sich die ständische Repräsentation dieser Pro¬ vinz und die Dominica!-Verwaltung auf dem Lande gegenwärtig be¬ findet. Ew. Majestät treugehocsamste Stände verlangen für das Glück und die Wohlfahrt ihres theuren Vaterlandes nichts sehnlicher und aufrichti¬ ger, als einen, das monarchische Princip ehrenden und sichernden Austand. Dieser Wunsch ist ein Erbtheil ihrer Vorfahren, welche selbst Gerechtsame und Privilegien, sobald sie mit den Begriffen und Bedürfnissen einer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/488>, abgerufen am 02.07.2024.