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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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die Mutter des Unglückseliger, der wie Orest verdammt ist, den Frevel,
der an dem Vater verübt wurde, zu rächen. --

Alles fuhr entsetzt aus einander und der Badecommissär trat rasch
an den jungen Mann heran. Ihr Name, mein Herr!

Stanislaus Sabinsky, geboren in Kazan, ein Pole von väter¬
licher Seite, ein Deutscher von mütterlicher, ein Russe durch mein
Portepee, ein Rächer durch meinen Beruf.

Folgen Sie mir -- Sie haben die Ruhe dieses Ortes gestört.
Ich muß Sie verhaften.

Verhaften können Sie mich -- aber verhindern werden Sie mich
in Nichts! Dieses schwöre ich Ihnen. Er raffte sein Portefeuille mit
den Papieren zusammen und folgte dem Beamten. Die Gräfin ward
mittlerweile hinausgetragen, der Fürst war ihr ängstlich gefolgt, die
Gefellschaft zerstreute sich in aufgeregter Stimmung und die Lichter
des Kronleuchters wurden von den Saaldienern ausgelöscht. Das
schwarze Männlein mit dem Hocker war allein zurückgeblieben und im
Halbdunkel konnte man seine Züge von einem dämonischen Lächeln-
verzerrt sehen.

-- Der erste Streich ist gefallen, Herr Gouverneur von Kazan,
der zweite soll bald nachfolgen. Den Sohn des Gemordeten kann
deine Macht vielleicht noch zermalmen, aber ich sein Freund Quirin
Casimir Pawlowsky, Geheimer Rath und Agent des großen Czaren,
ich halte Dich umsponnen und meinem Netz entgehst Du nimmermehr! --


I. K.


die Mutter des Unglückseliger, der wie Orest verdammt ist, den Frevel,
der an dem Vater verübt wurde, zu rächen. —

Alles fuhr entsetzt aus einander und der Badecommissär trat rasch
an den jungen Mann heran. Ihr Name, mein Herr!

Stanislaus Sabinsky, geboren in Kazan, ein Pole von väter¬
licher Seite, ein Deutscher von mütterlicher, ein Russe durch mein
Portepee, ein Rächer durch meinen Beruf.

Folgen Sie mir — Sie haben die Ruhe dieses Ortes gestört.
Ich muß Sie verhaften.

Verhaften können Sie mich — aber verhindern werden Sie mich
in Nichts! Dieses schwöre ich Ihnen. Er raffte sein Portefeuille mit
den Papieren zusammen und folgte dem Beamten. Die Gräfin ward
mittlerweile hinausgetragen, der Fürst war ihr ängstlich gefolgt, die
Gefellschaft zerstreute sich in aufgeregter Stimmung und die Lichter
des Kronleuchters wurden von den Saaldienern ausgelöscht. Das
schwarze Männlein mit dem Hocker war allein zurückgeblieben und im
Halbdunkel konnte man seine Züge von einem dämonischen Lächeln-
verzerrt sehen.

— Der erste Streich ist gefallen, Herr Gouverneur von Kazan,
der zweite soll bald nachfolgen. Den Sohn des Gemordeten kann
deine Macht vielleicht noch zermalmen, aber ich sein Freund Quirin
Casimir Pawlowsky, Geheimer Rath und Agent des großen Czaren,
ich halte Dich umsponnen und meinem Netz entgehst Du nimmermehr! —


I. K.


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[0487] die Mutter des Unglückseliger, der wie Orest verdammt ist, den Frevel, der an dem Vater verübt wurde, zu rächen. — Alles fuhr entsetzt aus einander und der Badecommissär trat rasch an den jungen Mann heran. Ihr Name, mein Herr! Stanislaus Sabinsky, geboren in Kazan, ein Pole von väter¬ licher Seite, ein Deutscher von mütterlicher, ein Russe durch mein Portepee, ein Rächer durch meinen Beruf. Folgen Sie mir — Sie haben die Ruhe dieses Ortes gestört. Ich muß Sie verhaften. Verhaften können Sie mich — aber verhindern werden Sie mich in Nichts! Dieses schwöre ich Ihnen. Er raffte sein Portefeuille mit den Papieren zusammen und folgte dem Beamten. Die Gräfin ward mittlerweile hinausgetragen, der Fürst war ihr ängstlich gefolgt, die Gefellschaft zerstreute sich in aufgeregter Stimmung und die Lichter des Kronleuchters wurden von den Saaldienern ausgelöscht. Das schwarze Männlein mit dem Hocker war allein zurückgeblieben und im Halbdunkel konnte man seine Züge von einem dämonischen Lächeln- verzerrt sehen. — Der erste Streich ist gefallen, Herr Gouverneur von Kazan, der zweite soll bald nachfolgen. Den Sohn des Gemordeten kann deine Macht vielleicht noch zermalmen, aber ich sein Freund Quirin Casimir Pawlowsky, Geheimer Rath und Agent des großen Czaren, ich halte Dich umsponnen und meinem Netz entgehst Du nimmermehr! — I. K.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/487>, abgerufen am 04.07.2024.