Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.doch gewohnt, dem geringsten Commissär, der Partei gegenüber, Recht zu Diese Woche meldeten unsere Zeitungen die Verleihung des Ordens Man muß bedenken, wie 1>>. Becher sich seit dem Jahre 18W ab¬ doch gewohnt, dem geringsten Commissär, der Partei gegenüber, Recht zu Diese Woche meldeten unsere Zeitungen die Verleihung des Ordens Man muß bedenken, wie 1>>. Becher sich seit dem Jahre 18W ab¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0362" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183383"/> <p xml:id="ID_1075" prev="#ID_1074"> doch gewohnt, dem geringsten Commissär, der Partei gegenüber, Recht zu<lb/> geben, um nur — das Ansehen des Bcamtenstandes nicht in den Augen<lb/> des Publicums zu verkleinern! Die Sache hat hier in den betreffenden<lb/> Kreisen ebenso großes Aufsehen gemacht, als in Trieft, um so mehr,<lb/> als man dem Grafen dort vollkommen Recht gibt, und er auch, seit dem<lb/> Grafen Carl Ehotek, ebenso sehr der populärste, als der thätigste Gou¬<lb/> verneur war. Die Triestiner wußten es, daß an der Spitze ihres Guber-<lb/> niums ein Mann, der mit klarem Blicke die Erfordernisse des öster¬<lb/> reichischen Hamburgs erfaßt, und welcher den festen Willen hatte, das in<lb/> so mancher Hinsicht verwahrlost- Küstenland kräftig zu heben. Sagte er<lb/> doch einmal in einem seiner Berichte an die Hofstelle - „von Schulen und<lb/> Bildungsanstalten ist im Küstenlande wenig Spur!" — und mit Energie<lb/> arbeitete er darauf hin, das Volk von unten auf zu bilden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1076"> Diese Woche meldeten unsere Zeitungen die Verleihung des Ordens<lb/> der Ehrenlegion an Eligius Freiherr» von Münch-Bellinghausen (Friedrich<lb/> Halm), der nun schon mehr Orden hat, als er Stücke, nicht gute allein,<lb/> geschrieben. Mich soll es einmal wundern, wenn wir von einer Ordens¬<lb/> verleihung an Grillparzer lesen werden. — Der bekannte, verdienstvolle<lb/> Statistiker I>>. Sigfried Becher hat sein neuestes Werk „die Bcvölkc-<lb/> rungsverhältnisse der österreichischen Monarchie" dem Kaiser überreicht,<lb/> und als vom Hofmarschallamte der Vorschlag zu einer Auszeichnung für<lb/> den or. Becher an den Kaiser gelangte, entschied Se. Majestät, daß sie<lb/> die Bestimmung dieser Auszeichnung sich selbst vorbehalte. Diese Sache<lb/> erregt hier um so mehr Aufmerksamkeit, als man bei den betreffenden<lb/> Stellen weiß, in welchen unbehaglichen Verhältnissen sich »>. Becher, dem<lb/> Director der Statistik, dem Hofrathe Ezörning gegenüber befindet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1077" next="#ID_1078"> Man muß bedenken, wie 1>>. Becher sich seit dem Jahre 18W ab¬<lb/> gemüht hat, wie er gekämpft, um die verschiedenen wichtigeren Zweige der<lb/> österreichischen Nationalwirthschaft statistisch darzustellen, wie seit dem<lb/> Jahre 18l)7 die officielle Statistik ganz brach gelegen, und wie erst<lb/> 30 Jahre darnach in „Handelsgeographie, Wien, I83ej", umfassende offi¬<lb/> cielle Daten über Urproduktion, Bevölkerung, Industrie und Handel, zur<lb/> Kenntniß des Publicums gelangten, und welches Verdienst er sich durch<lb/> die Herausgabe seiner Werke über das „Münzwesen", die „Handelsüber¬<lb/> sichten" und sein neuestes, sehr wichtiges die „Bevölkerungsstatistik" er¬<lb/> worben. — Czörning hat in dem großen Tabcllenwerke vom Jahre 1841<lb/> nur die Industrie und die Schifffahrt ausgearbeitet, über alle die andern<lb/> Verhältnisse, die von noch höherem und wichtigeren Interesse sind, gibt<lb/> er blos Uebersichtstabellen, deren Interesse dadurch beschränkt ist, daß sich<lb/> Alles blos auf das eine Jahr 1841 bezieht. Viele wichtige Punkte über<lb/> die wesentlichen Bedingungen alles gewerblichen Gedeihens, die Lage der<lb/> Arbeiter, den Zustand ihrer gewerblichen Bildung, sind theils übergangen,<lb/> theils unzureichend. Dann darf man nicht übersehen, daß in dieser Dar¬<lb/> stellung der Statistik des Jahres 1841 Facta aufgenommen sind, die<lb/> den Jahren 1842, 1843, 1844 angehören, und die Zuverlässigkeit der</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0362]
doch gewohnt, dem geringsten Commissär, der Partei gegenüber, Recht zu
geben, um nur — das Ansehen des Bcamtenstandes nicht in den Augen
des Publicums zu verkleinern! Die Sache hat hier in den betreffenden
Kreisen ebenso großes Aufsehen gemacht, als in Trieft, um so mehr,
als man dem Grafen dort vollkommen Recht gibt, und er auch, seit dem
Grafen Carl Ehotek, ebenso sehr der populärste, als der thätigste Gou¬
verneur war. Die Triestiner wußten es, daß an der Spitze ihres Guber-
niums ein Mann, der mit klarem Blicke die Erfordernisse des öster¬
reichischen Hamburgs erfaßt, und welcher den festen Willen hatte, das in
so mancher Hinsicht verwahrlost- Küstenland kräftig zu heben. Sagte er
doch einmal in einem seiner Berichte an die Hofstelle - „von Schulen und
Bildungsanstalten ist im Küstenlande wenig Spur!" — und mit Energie
arbeitete er darauf hin, das Volk von unten auf zu bilden.
Diese Woche meldeten unsere Zeitungen die Verleihung des Ordens
der Ehrenlegion an Eligius Freiherr» von Münch-Bellinghausen (Friedrich
Halm), der nun schon mehr Orden hat, als er Stücke, nicht gute allein,
geschrieben. Mich soll es einmal wundern, wenn wir von einer Ordens¬
verleihung an Grillparzer lesen werden. — Der bekannte, verdienstvolle
Statistiker I>>. Sigfried Becher hat sein neuestes Werk „die Bcvölkc-
rungsverhältnisse der österreichischen Monarchie" dem Kaiser überreicht,
und als vom Hofmarschallamte der Vorschlag zu einer Auszeichnung für
den or. Becher an den Kaiser gelangte, entschied Se. Majestät, daß sie
die Bestimmung dieser Auszeichnung sich selbst vorbehalte. Diese Sache
erregt hier um so mehr Aufmerksamkeit, als man bei den betreffenden
Stellen weiß, in welchen unbehaglichen Verhältnissen sich »>. Becher, dem
Director der Statistik, dem Hofrathe Ezörning gegenüber befindet.
Man muß bedenken, wie 1>>. Becher sich seit dem Jahre 18W ab¬
gemüht hat, wie er gekämpft, um die verschiedenen wichtigeren Zweige der
österreichischen Nationalwirthschaft statistisch darzustellen, wie seit dem
Jahre 18l)7 die officielle Statistik ganz brach gelegen, und wie erst
30 Jahre darnach in „Handelsgeographie, Wien, I83ej", umfassende offi¬
cielle Daten über Urproduktion, Bevölkerung, Industrie und Handel, zur
Kenntniß des Publicums gelangten, und welches Verdienst er sich durch
die Herausgabe seiner Werke über das „Münzwesen", die „Handelsüber¬
sichten" und sein neuestes, sehr wichtiges die „Bevölkerungsstatistik" er¬
worben. — Czörning hat in dem großen Tabcllenwerke vom Jahre 1841
nur die Industrie und die Schifffahrt ausgearbeitet, über alle die andern
Verhältnisse, die von noch höherem und wichtigeren Interesse sind, gibt
er blos Uebersichtstabellen, deren Interesse dadurch beschränkt ist, daß sich
Alles blos auf das eine Jahr 1841 bezieht. Viele wichtige Punkte über
die wesentlichen Bedingungen alles gewerblichen Gedeihens, die Lage der
Arbeiter, den Zustand ihrer gewerblichen Bildung, sind theils übergangen,
theils unzureichend. Dann darf man nicht übersehen, daß in dieser Dar¬
stellung der Statistik des Jahres 1841 Facta aufgenommen sind, die
den Jahren 1842, 1843, 1844 angehören, und die Zuverlässigkeit der
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