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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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Von Stuttgart besitzt man statistische Nachweisungen, die
bis zum Jahre 1762 zurückgehen.*) Von tausend lebendig gebor-
nen Kindern erreichen jetzt 47 mehr als ehedem ein Alter von 15
Jahren. Damit man jedoch nicht glaube, daß diese Besserung sich
blos auf die Kindheit und das Knabenalter erstrecke, oder daß sie
blos der Impfung zuzuschreiben sei, theilen wir folgende Tabelle
mit, auf die sich Burdach in seiner Physiologie bezieht:

1762--1790. 1790--180Z. 1803--1811. 1812--1827-
Relative Sterblichkeit.

Von 60-70 Jahr Alten 22,422,122,324,8
" 70-80 " " 13,414,413,714,1
" 80--90 " " 10,610,610,911,5
" 90--100 " " 8,69,010,211,3

Nach einer andern im Jahre 1834 herausgekommenen Ueber¬
sicht") hat sich die Bevölkerung von Stuttgart in den letzten zwei
Jahrhunderten vervierfacht und die Zahl der Geburten übersteigt
längst um ein Bedeutendes die der Sterbefälle^

In Brüssel zeigt sich für die zwei Jahrzehende 1800--1809
und 1836--1845 folgendes Resultat:

Durchschnittszahl der G-b. Der Gestorbenen. Mehr Geb. Mehr Tode.
1800-1809 2874 2925 51
1836--1845 4672 4234 438 --

Indessen, wenn man 'die Sterblichkeit und die Bevölkerungs¬
zahl in diesen zwei Perioden zusammenstellt, so ist kein bedeutender
Fortschritt zu bemerken; die Bevölkerung kann man in der ersten
Periode auf 7000 Seelen und in der zweiten auf 110,000 anschla¬
gen; demnach starb in jener Zeit einer von 24 und in dieser einer
von 26 Personen.

Es fehlt uns hier an Raum, um durch fernere Citate zu be¬
weisen, welche entgegengesetzte Resultate Verfall und Rückkehr zur
Barbarei haben. Es müßte interessant sein, die Todtenlisten ge¬
wisser Städte Italiens, Spaniens und Portugals zusammenzustel-




duen gestorben ist; die mittlere Lebensdauer erhält man, wenn man die Le¬
bensjahre einer gewissen Anzahl Individuen zusammenaddirt und durch die
Zahl der Individuen getheilt hat.
*) Schübler, über die Aenderung in den Gesetzen der Sterblichkeit durch
Einführung der Kuhpocken. Tübingen 1827.
**) Stimme!, über die Bevölkerung u. s. w. von Stuttgart. Inaugural¬
dissertation. Tübingen 18Z4.

Von Stuttgart besitzt man statistische Nachweisungen, die
bis zum Jahre 1762 zurückgehen.*) Von tausend lebendig gebor-
nen Kindern erreichen jetzt 47 mehr als ehedem ein Alter von 15
Jahren. Damit man jedoch nicht glaube, daß diese Besserung sich
blos auf die Kindheit und das Knabenalter erstrecke, oder daß sie
blos der Impfung zuzuschreiben sei, theilen wir folgende Tabelle
mit, auf die sich Burdach in seiner Physiologie bezieht:

1762—1790. 1790—180Z. 1803—1811. 1812—1827-
Relative Sterblichkeit.

Von 60-70 Jahr Alten 22,422,122,324,8
„ 70-80 „ „ 13,414,413,714,1
„ 80—90 „ „ 10,610,610,911,5
„ 90—100 „ „ 8,69,010,211,3

Nach einer andern im Jahre 1834 herausgekommenen Ueber¬
sicht") hat sich die Bevölkerung von Stuttgart in den letzten zwei
Jahrhunderten vervierfacht und die Zahl der Geburten übersteigt
längst um ein Bedeutendes die der Sterbefälle^

In Brüssel zeigt sich für die zwei Jahrzehende 1800—1809
und 1836—1845 folgendes Resultat:

Durchschnittszahl der G-b. Der Gestorbenen. Mehr Geb. Mehr Tode.
1800-1809 2874 2925 51
1836—1845 4672 4234 438 —

Indessen, wenn man 'die Sterblichkeit und die Bevölkerungs¬
zahl in diesen zwei Perioden zusammenstellt, so ist kein bedeutender
Fortschritt zu bemerken; die Bevölkerung kann man in der ersten
Periode auf 7000 Seelen und in der zweiten auf 110,000 anschla¬
gen; demnach starb in jener Zeit einer von 24 und in dieser einer
von 26 Personen.

Es fehlt uns hier an Raum, um durch fernere Citate zu be¬
weisen, welche entgegengesetzte Resultate Verfall und Rückkehr zur
Barbarei haben. Es müßte interessant sein, die Todtenlisten ge¬
wisser Städte Italiens, Spaniens und Portugals zusammenzustel-




duen gestorben ist; die mittlere Lebensdauer erhält man, wenn man die Le¬
bensjahre einer gewissen Anzahl Individuen zusammenaddirt und durch die
Zahl der Individuen getheilt hat.
*) Schübler, über die Aenderung in den Gesetzen der Sterblichkeit durch
Einführung der Kuhpocken. Tübingen 1827.
**) Stimme!, über die Bevölkerung u. s. w. von Stuttgart. Inaugural¬
dissertation. Tübingen 18Z4.
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[0530] Von Stuttgart besitzt man statistische Nachweisungen, die bis zum Jahre 1762 zurückgehen.*) Von tausend lebendig gebor- nen Kindern erreichen jetzt 47 mehr als ehedem ein Alter von 15 Jahren. Damit man jedoch nicht glaube, daß diese Besserung sich blos auf die Kindheit und das Knabenalter erstrecke, oder daß sie blos der Impfung zuzuschreiben sei, theilen wir folgende Tabelle mit, auf die sich Burdach in seiner Physiologie bezieht: 1762—1790. 1790—180Z. 1803—1811. 1812—1827- Relative Sterblichkeit. Von 60-70 Jahr Alten 22,422,122,324,8 „ 70-80 „ „ 13,414,413,714,1 „ 80—90 „ „ 10,610,610,911,5 „ 90—100 „ „ 8,69,010,211,3 Nach einer andern im Jahre 1834 herausgekommenen Ueber¬ sicht") hat sich die Bevölkerung von Stuttgart in den letzten zwei Jahrhunderten vervierfacht und die Zahl der Geburten übersteigt längst um ein Bedeutendes die der Sterbefälle^ In Brüssel zeigt sich für die zwei Jahrzehende 1800—1809 und 1836—1845 folgendes Resultat: Durchschnittszahl der G-b. Der Gestorbenen. Mehr Geb. Mehr Tode. 1800-1809 2874 2925 51 1836—1845 4672 4234 438 — Indessen, wenn man 'die Sterblichkeit und die Bevölkerungs¬ zahl in diesen zwei Perioden zusammenstellt, so ist kein bedeutender Fortschritt zu bemerken; die Bevölkerung kann man in der ersten Periode auf 7000 Seelen und in der zweiten auf 110,000 anschla¬ gen; demnach starb in jener Zeit einer von 24 und in dieser einer von 26 Personen. Es fehlt uns hier an Raum, um durch fernere Citate zu be¬ weisen, welche entgegengesetzte Resultate Verfall und Rückkehr zur Barbarei haben. Es müßte interessant sein, die Todtenlisten ge¬ wisser Städte Italiens, Spaniens und Portugals zusammenzustel- duen gestorben ist; die mittlere Lebensdauer erhält man, wenn man die Le¬ bensjahre einer gewissen Anzahl Individuen zusammenaddirt und durch die Zahl der Individuen getheilt hat. *) Schübler, über die Aenderung in den Gesetzen der Sterblichkeit durch Einführung der Kuhpocken. Tübingen 1827. **) Stimme!, über die Bevölkerung u. s. w. von Stuttgart. Inaugural¬ dissertation. Tübingen 18Z4.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/530>, abgerufen am 01.09.2024.