Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

1780 sich in dem Verhältniß, daß ungefähr einer von vierzig Ein¬
wohnern stirbt; im'Jahre 1821 stirbt einer von achtundfunfzig Ein¬
wohnern, demnach hatte die Sterblichkeit in einem Zeitraume von
40 Jahren beinahe um ein Drittel abgenommen.

Die Berliner Todtenlistcn, auf die man sich verlassen kann,
umfassen einen Zeitraum von beinahe hundert Jahren; und es geht
aus ihnen, nach Kasper"), hervor, daß heutzutage .von tausend
Personen 40 weniger in der Kindheit hinweggerafft werden, als
vor achtzig Jahren hinweggerafft zu werden pflegten, und zweitens,
daß von tausend Seelen die Zahl derjenigen, die ein hohes Alter
erreichen, sich um 27 vermehrt hat.

Dr. Odier hatte im Journal de Genvve (Jahrgang 1791) drei
Tabellen mitgetheilt, die er nach den Genfer Todtenlistcn mit gro¬
ßer Sorgfalt seit dem Jahre 1560 zusammengestellt hatte. Eine
erste Fortsetzung seiner Arbeit, für die Jahre 1761 -- 1802, theilte
er in der Bibliotheke Britannique mit, in welcher Revue er endlich
auch eine weitere Fortsetzung für die Jahre 1801 -- 1813 folgen
ließ. Diesen fünf Tabellen fügte Herr Serre-Mallet noch eine sechste
hinzu, welche die Jahre 1825 -- 1826 umfaßt. Aus diesen sechs
Tabellen nun geht hervor, daß die Lebenswahrscheinlichkeit und die
mittlere Lebensdauer seit dem 16. Jahrhundert bis 1826 fortwäh¬
rend im Steigen waren, und Serre-Mallet führt unter den Ursa¬
chen dieses Fortschrittes namentlich an: die Vervollkommnung der
physischen und moralischen Erziehung, die größere Wohlhabenheit
unter allen Classen der Gesellschaft, und endlich die Fortschritte in
Heilkunst und Gesundheitslehre. Er kommt übrigens zu folgendem Re¬
sultat:

Lebens Wahrscheinlichkeit**) Mittlere Leben sdauer.
Jahre. Monate. Jahre. Monate.
16. Jahrhundert 4 9 18 5
17. Jahrhundert 7 II 23 4
1701 -- 1760 27 3 32 8
1761 -- 1800 32 4 33 7
1801 - 1813 37 10 38 6
1815 -- 1826 45 10 38 10



*) Vorlesung über die wahrscheinliche Lebensdauer. Berlin 1843.
Die Lebenswahrscheinli edlen ist bekanntlich die Anzahl der
Jahre, nach deren Verlauf die Hälfte von einer Anzahl gleich alter Jndivi-

1780 sich in dem Verhältniß, daß ungefähr einer von vierzig Ein¬
wohnern stirbt; im'Jahre 1821 stirbt einer von achtundfunfzig Ein¬
wohnern, demnach hatte die Sterblichkeit in einem Zeitraume von
40 Jahren beinahe um ein Drittel abgenommen.

Die Berliner Todtenlistcn, auf die man sich verlassen kann,
umfassen einen Zeitraum von beinahe hundert Jahren; und es geht
aus ihnen, nach Kasper»), hervor, daß heutzutage .von tausend
Personen 40 weniger in der Kindheit hinweggerafft werden, als
vor achtzig Jahren hinweggerafft zu werden pflegten, und zweitens,
daß von tausend Seelen die Zahl derjenigen, die ein hohes Alter
erreichen, sich um 27 vermehrt hat.

Dr. Odier hatte im Journal de Genvve (Jahrgang 1791) drei
Tabellen mitgetheilt, die er nach den Genfer Todtenlistcn mit gro¬
ßer Sorgfalt seit dem Jahre 1560 zusammengestellt hatte. Eine
erste Fortsetzung seiner Arbeit, für die Jahre 1761 — 1802, theilte
er in der Bibliotheke Britannique mit, in welcher Revue er endlich
auch eine weitere Fortsetzung für die Jahre 1801 — 1813 folgen
ließ. Diesen fünf Tabellen fügte Herr Serre-Mallet noch eine sechste
hinzu, welche die Jahre 1825 — 1826 umfaßt. Aus diesen sechs
Tabellen nun geht hervor, daß die Lebenswahrscheinlichkeit und die
mittlere Lebensdauer seit dem 16. Jahrhundert bis 1826 fortwäh¬
rend im Steigen waren, und Serre-Mallet führt unter den Ursa¬
chen dieses Fortschrittes namentlich an: die Vervollkommnung der
physischen und moralischen Erziehung, die größere Wohlhabenheit
unter allen Classen der Gesellschaft, und endlich die Fortschritte in
Heilkunst und Gesundheitslehre. Er kommt übrigens zu folgendem Re¬
sultat:

Lebens Wahrscheinlichkeit**) Mittlere Leben sdauer.
Jahre. Monate. Jahre. Monate.
16. Jahrhundert 4 9 18 5
17. Jahrhundert 7 II 23 4
1701 — 1760 27 3 32 8
1761 — 1800 32 4 33 7
1801 - 1813 37 10 38 6
1815 — 1826 45 10 38 10



*) Vorlesung über die wahrscheinliche Lebensdauer. Berlin 1843.
Die Lebenswahrscheinli edlen ist bekanntlich die Anzahl der
Jahre, nach deren Verlauf die Hälfte von einer Anzahl gleich alter Jndivi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0529" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182339"/>
          <p xml:id="ID_1249" prev="#ID_1248"> 1780 sich in dem Verhältniß, daß ungefähr einer von vierzig Ein¬<lb/>
wohnern stirbt; im'Jahre 1821 stirbt einer von achtundfunfzig Ein¬<lb/>
wohnern, demnach hatte die Sterblichkeit in einem Zeitraume von<lb/>
40 Jahren beinahe um ein Drittel abgenommen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1250"> Die Berliner Todtenlistcn, auf die man sich verlassen kann,<lb/>
umfassen einen Zeitraum von beinahe hundert Jahren; und es geht<lb/>
aus ihnen, nach Kasper»), hervor, daß heutzutage .von tausend<lb/>
Personen 40 weniger in der Kindheit hinweggerafft werden, als<lb/>
vor achtzig Jahren hinweggerafft zu werden pflegten, und zweitens,<lb/>
daß von tausend Seelen die Zahl derjenigen, die ein hohes Alter<lb/>
erreichen, sich um 27 vermehrt hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1251"> Dr. Odier hatte im Journal de Genvve (Jahrgang 1791) drei<lb/>
Tabellen mitgetheilt, die er nach den Genfer Todtenlistcn mit gro¬<lb/>
ßer Sorgfalt seit dem Jahre 1560 zusammengestellt hatte. Eine<lb/>
erste Fortsetzung seiner Arbeit, für die Jahre 1761 &#x2014; 1802, theilte<lb/>
er in der Bibliotheke Britannique mit, in welcher Revue er endlich<lb/>
auch eine weitere Fortsetzung für die Jahre 1801 &#x2014; 1813 folgen<lb/>
ließ. Diesen fünf Tabellen fügte Herr Serre-Mallet noch eine sechste<lb/>
hinzu, welche die Jahre 1825 &#x2014; 1826 umfaßt. Aus diesen sechs<lb/>
Tabellen nun geht hervor, daß die Lebenswahrscheinlichkeit und die<lb/>
mittlere Lebensdauer seit dem 16. Jahrhundert bis 1826 fortwäh¬<lb/>
rend im Steigen waren, und Serre-Mallet führt unter den Ursa¬<lb/>
chen dieses Fortschrittes namentlich an: die Vervollkommnung der<lb/>
physischen und moralischen Erziehung, die größere Wohlhabenheit<lb/>
unter allen Classen der Gesellschaft, und endlich die Fortschritte in<lb/>
Heilkunst und Gesundheitslehre. Er kommt übrigens zu folgendem Re¬<lb/>
sultat:</p><lb/>
          <list>
            <item> Lebens Wahrscheinlichkeit**)   Mittlere Leben sdauer.</item>
            <item> Jahre. Monate. Jahre. Monate.</item>
            <item> 16. Jahrhundert   4    9 18 5</item>
            <item> 17. Jahrhundert 7 II 23 4</item>
            <item> 1701 &#x2014; 1760 27 3 32 8</item>
            <item> 1761 &#x2014; 1800 32 4 33 7</item>
            <item> 1801 - 1813 37 10 38 6</item>
            <item> 1815 &#x2014; 1826   45    10 38 10</item>
          </list><lb/>
          <note xml:id="FID_23" place="foot"> *) Vorlesung über die wahrscheinliche Lebensdauer.  Berlin 1843.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_24" place="foot" next="#FID_25"> Die Lebenswahrscheinli edlen ist bekanntlich die Anzahl der<lb/>
Jahre, nach deren Verlauf die Hälfte von einer Anzahl gleich alter Jndivi-</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0529] 1780 sich in dem Verhältniß, daß ungefähr einer von vierzig Ein¬ wohnern stirbt; im'Jahre 1821 stirbt einer von achtundfunfzig Ein¬ wohnern, demnach hatte die Sterblichkeit in einem Zeitraume von 40 Jahren beinahe um ein Drittel abgenommen. Die Berliner Todtenlistcn, auf die man sich verlassen kann, umfassen einen Zeitraum von beinahe hundert Jahren; und es geht aus ihnen, nach Kasper»), hervor, daß heutzutage .von tausend Personen 40 weniger in der Kindheit hinweggerafft werden, als vor achtzig Jahren hinweggerafft zu werden pflegten, und zweitens, daß von tausend Seelen die Zahl derjenigen, die ein hohes Alter erreichen, sich um 27 vermehrt hat. Dr. Odier hatte im Journal de Genvve (Jahrgang 1791) drei Tabellen mitgetheilt, die er nach den Genfer Todtenlistcn mit gro¬ ßer Sorgfalt seit dem Jahre 1560 zusammengestellt hatte. Eine erste Fortsetzung seiner Arbeit, für die Jahre 1761 — 1802, theilte er in der Bibliotheke Britannique mit, in welcher Revue er endlich auch eine weitere Fortsetzung für die Jahre 1801 — 1813 folgen ließ. Diesen fünf Tabellen fügte Herr Serre-Mallet noch eine sechste hinzu, welche die Jahre 1825 — 1826 umfaßt. Aus diesen sechs Tabellen nun geht hervor, daß die Lebenswahrscheinlichkeit und die mittlere Lebensdauer seit dem 16. Jahrhundert bis 1826 fortwäh¬ rend im Steigen waren, und Serre-Mallet führt unter den Ursa¬ chen dieses Fortschrittes namentlich an: die Vervollkommnung der physischen und moralischen Erziehung, die größere Wohlhabenheit unter allen Classen der Gesellschaft, und endlich die Fortschritte in Heilkunst und Gesundheitslehre. Er kommt übrigens zu folgendem Re¬ sultat: Lebens Wahrscheinlichkeit**) Mittlere Leben sdauer. Jahre. Monate. Jahre. Monate. 16. Jahrhundert 4 9 18 5 17. Jahrhundert 7 II 23 4 1701 — 1760 27 3 32 8 1761 — 1800 32 4 33 7 1801 - 1813 37 10 38 6 1815 — 1826 45 10 38 10 *) Vorlesung über die wahrscheinliche Lebensdauer. Berlin 1843. Die Lebenswahrscheinli edlen ist bekanntlich die Anzahl der Jahre, nach deren Verlauf die Hälfte von einer Anzahl gleich alter Jndivi-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/529
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/529>, abgerufen am 23.12.2024.