Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.frey und nicht Moore beleidigen wollen, und da sich Tor-Little Im Jahre 1H12 gab Moore eine geistreiche komische Oper . Meine Scherze, sagt Moore, fanden selbst Gnade in den Au¬ Byron schrieb, von Moore angeregt, ebenfalls Satyren, aber Seit den Erfolgen seines "Postfelleisens" wurde Moore ge¬ frey und nicht Moore beleidigen wollen, und da sich Tor-Little Im Jahre 1H12 gab Moore eine geistreiche komische Oper . Meine Scherze, sagt Moore, fanden selbst Gnade in den Au¬ Byron schrieb, von Moore angeregt, ebenfalls Satyren, aber Seit den Erfolgen seines „Postfelleisens" wurde Moore ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182025"/> <p xml:id="ID_474" prev="#ID_473"> frey und nicht Moore beleidigen wollen, und da sich Tor-Little<lb/> damit zufrieden gab, so wurden die beiden Dichter bald die besten<lb/> Freunde.</p><lb/> <p xml:id="ID_475"> Im Jahre 1H12 gab Moore eine geistreiche komische Oper<lb/> „der Blaustrumpf" heraus und schlug einen neuen Ton politischer<lb/> Satyre an, der ihm unvergleichlich besser glückte als der Juvenal-<lb/> sche in seiner „Corruption und Intoleranz." Die „»Aufgefangenen<lb/> Briefe oder das Zwei-Pennypost-Felleisen," eine fingirte Korres¬<lb/> pondenz zwischen den Hauptpersonen des Hofes, voll pikanter Ma¬<lb/> lice und stechender, häufig sogar persönlicher Anspielungen, wurde<lb/> vom hohen und niedern Publicum Englands verschlungen und er¬<lb/> lebte in anderthalb Jahren 14 Auflagen. Er gab sie unter dem<lb/> Pseudonym Thomas Brown junior heraus. In einem ähn¬<lb/> lichen Ton pflegt Moore noch jetzt manchmal im Morning-Chro-<lb/> nicle als satyrisch - politischer Gelcgenheitsdichter aufzutreten, ohne<lb/> seinem Ruhm damit etwas zu vergeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_476"> . Meine Scherze, sagt Moore, fanden selbst Gnade in den Au¬<lb/> gen meiner Gegner. Die Tories amüsirten sich daran und der Re¬<lb/> gent lachte darüber. Man hat mir Undank gegen ihn (den einst<lb/> liberalen Prinzen von Wales) vorgeworfen; nun, alle Wohlthaten,<lb/> die er mir erwiesen hat, bestehen darin, daß er die Widmung mei¬<lb/> nes Anakreon annahm, mich zweimal zum Diner und einmal zu<lb/> einer töte einlud, wo ich der 45öde seiner Gäste war .. — Man er¬<lb/> zählt auch, daß der Regent, dessen politische Apostasie in den auf¬<lb/> gefangenen Briefen scharf gegeißelt war, zu einem seiner Höflinge<lb/> sagte: „Er mag sich in Acht nehmen, der Kleine!" — Sie wol.<lb/> im ihn also vor Gericht ziehen? fragte der Höfling — „O nein!<lb/> Aber ich sperre ihn ein, in meinen Becher."</p><lb/> <p xml:id="ID_477"> Byron schrieb, von Moore angeregt, ebenfalls Satyren, aber<lb/> sie fielen blutiger aus. Man erinnert sich des Gedichts an den<lb/> Regenten, als dieser sich die königliche Gruft öffnen ließ: „Zwi¬<lb/> schen Heinrich ohne Herz und Carl ohne Kopf ze."</p><lb/> <p xml:id="ID_478" next="#ID_479"> Seit den Erfolgen seines „Postfelleisens" wurde Moore ge¬<lb/> drängt, sich in einer größern poetischen Erzählung » la Marmion<lb/> oder Rokeby von Scott zu versuchen. Aber der Occident schien<lb/> damals erschöpft, Byron hatte sich in die türkisch-hellenische Welt,<lb/> Scott in das Mittelalter zurückgezogen, Moore warf sich daher auf</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0215]
frey und nicht Moore beleidigen wollen, und da sich Tor-Little
damit zufrieden gab, so wurden die beiden Dichter bald die besten
Freunde.
Im Jahre 1H12 gab Moore eine geistreiche komische Oper
„der Blaustrumpf" heraus und schlug einen neuen Ton politischer
Satyre an, der ihm unvergleichlich besser glückte als der Juvenal-
sche in seiner „Corruption und Intoleranz." Die „»Aufgefangenen
Briefe oder das Zwei-Pennypost-Felleisen," eine fingirte Korres¬
pondenz zwischen den Hauptpersonen des Hofes, voll pikanter Ma¬
lice und stechender, häufig sogar persönlicher Anspielungen, wurde
vom hohen und niedern Publicum Englands verschlungen und er¬
lebte in anderthalb Jahren 14 Auflagen. Er gab sie unter dem
Pseudonym Thomas Brown junior heraus. In einem ähn¬
lichen Ton pflegt Moore noch jetzt manchmal im Morning-Chro-
nicle als satyrisch - politischer Gelcgenheitsdichter aufzutreten, ohne
seinem Ruhm damit etwas zu vergeben.
. Meine Scherze, sagt Moore, fanden selbst Gnade in den Au¬
gen meiner Gegner. Die Tories amüsirten sich daran und der Re¬
gent lachte darüber. Man hat mir Undank gegen ihn (den einst
liberalen Prinzen von Wales) vorgeworfen; nun, alle Wohlthaten,
die er mir erwiesen hat, bestehen darin, daß er die Widmung mei¬
nes Anakreon annahm, mich zweimal zum Diner und einmal zu
einer töte einlud, wo ich der 45öde seiner Gäste war .. — Man er¬
zählt auch, daß der Regent, dessen politische Apostasie in den auf¬
gefangenen Briefen scharf gegeißelt war, zu einem seiner Höflinge
sagte: „Er mag sich in Acht nehmen, der Kleine!" — Sie wol.
im ihn also vor Gericht ziehen? fragte der Höfling — „O nein!
Aber ich sperre ihn ein, in meinen Becher."
Byron schrieb, von Moore angeregt, ebenfalls Satyren, aber
sie fielen blutiger aus. Man erinnert sich des Gedichts an den
Regenten, als dieser sich die königliche Gruft öffnen ließ: „Zwi¬
schen Heinrich ohne Herz und Carl ohne Kopf ze."
Seit den Erfolgen seines „Postfelleisens" wurde Moore ge¬
drängt, sich in einer größern poetischen Erzählung » la Marmion
oder Rokeby von Scott zu versuchen. Aber der Occident schien
damals erschöpft, Byron hatte sich in die türkisch-hellenische Welt,
Scott in das Mittelalter zurückgezogen, Moore warf sich daher auf
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