Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.ausgegebenen Progrannn stand wörtlich: "Mittwoch, den 13. August, ausgegebenen Progrannn stand wörtlich: „Mittwoch, den 13. August, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271340"/> <p xml:id="ID_183" prev="#ID_182" next="#ID_184"> ausgegebenen Progrannn stand wörtlich: „Mittwoch, den 13. August,<lb/> Mittags I Uhr, Festessen im Gasthofe zum Stern, den übrigen<lb/> Gasthöfen und dem großen Saale der Lese- und Erholungö - Gesell¬<lb/> schaft." Wer im Stern logirte, wollte natürlich auch dort essen;<lb/> viele Leute, die nicht dort logirten, hatten das auch gewollt und sich<lb/> dazu einzeichnen lassen, und so war hier ein ungeheures Gedränge,<lb/> noch dadurch vermehrt, daß vor der bestimmten Spcisestunde Niemand<lb/> in den Saal gelassen wurde. An eine innere Ordnung der Tafel,<lb/> an einen Präsidenten, an eine vorherige Anmeldung der Toasts war<lb/> nicht zu denken; die Festtafel war eine gewöhnliche t-Mo ü"toto und<lb/> nur festlich dadurch, daß sie das Doppelte hinsichtlich des Couverts<lb/> kostete. Ich saß sehr ruhig am mittleren Tische und dachte nicht im<lb/> Entferntesten daran, einen Toast auszubringen, als plötzlich Jemand<lb/> vom Comite, und als zu demselben gehörend mir sehr wohl bekannt,<lb/> zu mir kam und mich im Namen des Comitö ersuchte, den dritten<lb/> Toast auszubringen. Ich erklärte mich bereit, und erfuhr nun auf ferneres<lb/> Befragen, daß der ersteToastTeiner Majestät dem Könige, der zweite<lb/> den Manen Beethovens und der dritte mir übertragene den drei<lb/> musikalischen Direktoren des Festes gebracht werden solle, den Herren<lb/> Spohr, Lißt und Breiten stein. Es machte mich bedenklich,<lb/> daß man gerade mich, den Fremden, darum ersucht hatte, da es<lb/> einem Bonner weit mehr geziemt hätte, indessen meine Zusage war<lb/> einmal gegeben, und so wollte ich denn nicht zurücktreten, um so<lb/> mehr, als es mich besonders freute, Spohr öffentlich meine innige<lb/> Verehrung aussprechen zu können. Als ich mich eben dazu anschicken<lb/> wollte, nachdem die Reihe an mir war, trat Jemand, den ich nicht<lb/> näher kannte, auf mich zu und sagte mir: „Ich warne Sie, Herr<lb/> Professor; ein sehr großer Theil der Anwesenden ist mit dem Comitv<lb/> höchst unzufrieden, namentlich Kölner und Düsseldorfer, und wird<lb/> gerade diese Gelegenheit benützen, seinen Unwillen zu erkennen zu<lb/> geben, Sie bringen das letzte Drittel Ihres Toasts nicht durch." —<lb/> Nun war die Sache zur Ehrensache geworden und es galt, eine<lb/> solche Demonstration zu verhindern. Ich erhob mich daher sogleich,<lb/> und ward, zu meiner Verwunderung, noch ehe ich den Mund ge¬<lb/> öffnet, mit lange dauerndem Applaus begrüßt. Dies gab mir Muth;<lb/> was ich über Spohr und Lißt sagte, wurde mit lautem Beifall be-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
ausgegebenen Progrannn stand wörtlich: „Mittwoch, den 13. August,
Mittags I Uhr, Festessen im Gasthofe zum Stern, den übrigen
Gasthöfen und dem großen Saale der Lese- und Erholungö - Gesell¬
schaft." Wer im Stern logirte, wollte natürlich auch dort essen;
viele Leute, die nicht dort logirten, hatten das auch gewollt und sich
dazu einzeichnen lassen, und so war hier ein ungeheures Gedränge,
noch dadurch vermehrt, daß vor der bestimmten Spcisestunde Niemand
in den Saal gelassen wurde. An eine innere Ordnung der Tafel,
an einen Präsidenten, an eine vorherige Anmeldung der Toasts war
nicht zu denken; die Festtafel war eine gewöhnliche t-Mo ü"toto und
nur festlich dadurch, daß sie das Doppelte hinsichtlich des Couverts
kostete. Ich saß sehr ruhig am mittleren Tische und dachte nicht im
Entferntesten daran, einen Toast auszubringen, als plötzlich Jemand
vom Comite, und als zu demselben gehörend mir sehr wohl bekannt,
zu mir kam und mich im Namen des Comitö ersuchte, den dritten
Toast auszubringen. Ich erklärte mich bereit, und erfuhr nun auf ferneres
Befragen, daß der ersteToastTeiner Majestät dem Könige, der zweite
den Manen Beethovens und der dritte mir übertragene den drei
musikalischen Direktoren des Festes gebracht werden solle, den Herren
Spohr, Lißt und Breiten stein. Es machte mich bedenklich,
daß man gerade mich, den Fremden, darum ersucht hatte, da es
einem Bonner weit mehr geziemt hätte, indessen meine Zusage war
einmal gegeben, und so wollte ich denn nicht zurücktreten, um so
mehr, als es mich besonders freute, Spohr öffentlich meine innige
Verehrung aussprechen zu können. Als ich mich eben dazu anschicken
wollte, nachdem die Reihe an mir war, trat Jemand, den ich nicht
näher kannte, auf mich zu und sagte mir: „Ich warne Sie, Herr
Professor; ein sehr großer Theil der Anwesenden ist mit dem Comitv
höchst unzufrieden, namentlich Kölner und Düsseldorfer, und wird
gerade diese Gelegenheit benützen, seinen Unwillen zu erkennen zu
geben, Sie bringen das letzte Drittel Ihres Toasts nicht durch." —
Nun war die Sache zur Ehrensache geworden und es galt, eine
solche Demonstration zu verhindern. Ich erhob mich daher sogleich,
und ward, zu meiner Verwunderung, noch ehe ich den Mund ge¬
öffnet, mit lange dauerndem Applaus begrüßt. Dies gab mir Muth;
was ich über Spohr und Lißt sagte, wurde mit lautem Beifall be-
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