Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.übrig, da Herr Gvetze gerade heraus kam, als mit diesem in den Die königlichen Besucher des Concertes kamen erst sehr spät, Die Königin wurde mit der englischen Nationalhymne empfan¬ Aber ein hübsches Nachspiel harrte noch der Gaste. Auf dem übrig, da Herr Gvetze gerade heraus kam, als mit diesem in den Die königlichen Besucher des Concertes kamen erst sehr spät, Die Königin wurde mit der englischen Nationalhymne empfan¬ Aber ein hübsches Nachspiel harrte noch der Gaste. Auf dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271339"/> <p xml:id="ID_179" prev="#ID_178"> übrig, da Herr Gvetze gerade heraus kam, als mit diesem in den<lb/> Wagen zu steigen, fortzufahren und den höflichen Mann auf offener<lb/> Straße mitten in seiner Philippina stehen zu lassen. — In der Halle<lb/> angekommen, brachte ich G. glücklich durch die Menge auf das Or¬<lb/> chester und wandte mich dann zu einem mir bekannten Conn6-Mit-<lb/> gliede mit der Frage, wer sein höflicher College sei? — Mein Er¬<lb/> staunen war nicht gering, als man mir seinen Namen nannte und<lb/> das Vorgefallene als ein Mißverständniß zu erklären suchte; ein an¬<lb/> deres Comite-Mitglied, das hinzu trat, meinte jedoch, ich sei von<lb/> jenem Herrn noch sehr artig behandelt, und beruhigte mich mit bibli¬<lb/> schen Worten: Sprüche Salomonis 29, 9. — So bin ich denn auch<lb/> nicht leer ausgegangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_180"> Die königlichen Besucher des Concertes kamen erst sehr spät,<lb/> gerade als die Cantate zu Ende war, denn Lißt hatte nicht länger<lb/> mit dem Anfange des Concertes zögern wollen. Damit wurde denn<lb/> der Wunsch Bieter erfüllt; aber siehe, die Majestäten ließen um die<lb/> Wiederholung ersuchen, und nun schrieen eben jene Wünschenden<lb/> über Lißt'S Arroganz, dem Publikum zwei Mal hinter einander die¬<lb/> selbe Composition vorzuführen, und man hörte schon im Concerte<lb/> heimliches Murren, und man fand bösen Willen, an dem es über¬<lb/> haupt nicht gefehlt hat. Was Lißt's grade Seele gelitten hat durch<lb/> alle diese niedrigen Umtriebe, die er schweigend ertrug, das wußten<lb/> wir, seine nähern Freunde am Besten wir sahen es ihm an. Gegen<lb/> Gemeinheit und Dummheit kämpfen selbst die Götter vergebens. Wer<lb/> in Deutschland auf dem Altare eines großen Genius das Opfer nie¬<lb/> derlegen will, wozu ihn sein Herz treibt, der bleibe damit in sei¬<lb/> ner Stube; draußen ist er verloren.</p><lb/> <p xml:id="ID_181"> Die Königin wurde mit der englischen Nationalhymne empfan¬<lb/> gen, die englisch konnten, sangen: K«>«l s-too ü,e<lucem, die Anderen:<lb/> Heil dir im Siegerkranz. Die Aufmerksamkeit auf die Musik war<lb/> nun hin, und als nachher, nachdem die hohen Gäste wieder den<lb/> Saal verlassen, einzelne Künstler Piecen vortrugen, die nicht recht<lb/> dahin paßten, wurde zuletzt die Menge ungeduldig und verlief sich,<lb/> so daß das Concert ohne eigentlich zu Ende zu kommen, endete, und<lb/> mit ihm der ganze musikalische Theil des Festes.</p><lb/> <p xml:id="ID_182" next="#ID_183"> Aber ein hübsches Nachspiel harrte noch der Gaste. Auf dem</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
übrig, da Herr Gvetze gerade heraus kam, als mit diesem in den
Wagen zu steigen, fortzufahren und den höflichen Mann auf offener
Straße mitten in seiner Philippina stehen zu lassen. — In der Halle
angekommen, brachte ich G. glücklich durch die Menge auf das Or¬
chester und wandte mich dann zu einem mir bekannten Conn6-Mit-
gliede mit der Frage, wer sein höflicher College sei? — Mein Er¬
staunen war nicht gering, als man mir seinen Namen nannte und
das Vorgefallene als ein Mißverständniß zu erklären suchte; ein an¬
deres Comite-Mitglied, das hinzu trat, meinte jedoch, ich sei von
jenem Herrn noch sehr artig behandelt, und beruhigte mich mit bibli¬
schen Worten: Sprüche Salomonis 29, 9. — So bin ich denn auch
nicht leer ausgegangen.
Die königlichen Besucher des Concertes kamen erst sehr spät,
gerade als die Cantate zu Ende war, denn Lißt hatte nicht länger
mit dem Anfange des Concertes zögern wollen. Damit wurde denn
der Wunsch Bieter erfüllt; aber siehe, die Majestäten ließen um die
Wiederholung ersuchen, und nun schrieen eben jene Wünschenden
über Lißt'S Arroganz, dem Publikum zwei Mal hinter einander die¬
selbe Composition vorzuführen, und man hörte schon im Concerte
heimliches Murren, und man fand bösen Willen, an dem es über¬
haupt nicht gefehlt hat. Was Lißt's grade Seele gelitten hat durch
alle diese niedrigen Umtriebe, die er schweigend ertrug, das wußten
wir, seine nähern Freunde am Besten wir sahen es ihm an. Gegen
Gemeinheit und Dummheit kämpfen selbst die Götter vergebens. Wer
in Deutschland auf dem Altare eines großen Genius das Opfer nie¬
derlegen will, wozu ihn sein Herz treibt, der bleibe damit in sei¬
ner Stube; draußen ist er verloren.
Die Königin wurde mit der englischen Nationalhymne empfan¬
gen, die englisch konnten, sangen: K«>«l s-too ü,e<lucem, die Anderen:
Heil dir im Siegerkranz. Die Aufmerksamkeit auf die Musik war
nun hin, und als nachher, nachdem die hohen Gäste wieder den
Saal verlassen, einzelne Künstler Piecen vortrugen, die nicht recht
dahin paßten, wurde zuletzt die Menge ungeduldig und verlief sich,
so daß das Concert ohne eigentlich zu Ende zu kommen, endete, und
mit ihm der ganze musikalische Theil des Festes.
Aber ein hübsches Nachspiel harrte noch der Gaste. Auf dem
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