Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.den. Was die Prophezeihung einer baldigen Entfernung vom Lehr¬ Während der Anstrengungen und Sorgen, welche der Landtag Inzwischen konnte Jordan einer Mutter für seine verwaisten den. Was die Prophezeihung einer baldigen Entfernung vom Lehr¬ Während der Anstrengungen und Sorgen, welche der Landtag Inzwischen konnte Jordan einer Mutter für seine verwaisten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271667"/> <p xml:id="ID_1088" prev="#ID_1087"> den. Was die Prophezeihung einer baldigen Entfernung vom Lehr¬<lb/> stuhl betrifft, so ist diese in der That an Welcker und Rotteck kurze<lb/> Zeit darauf in Erfüllung gegangen, und die „gebührende Bestra¬<lb/> fung" hat, nach dem Sprichwort: „Eile mit Weile'' zwar lange ge¬<lb/> zögert, endlich aber doch unsern Jordan ereilt. In den Zeitungen<lb/> las man unter den Besuchern deS Hambacher Festes auch ihn mit<lb/> aufgeführt, obgleich er während desselben Cassel nicht verlassen hatte,<lb/> und als er von dort nach der Auflösung des Landtags abreiste,<lb/> wurde ebenfalls durch die öffentlichen Blätter ausgesprengt, er habe<lb/> eine demagogische Reise nach dem nördlichen Deutschland, sogar bis<lb/> Dänemark angetreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1089"> Während der Anstrengungen und Sorgen, welche der Landtag<lb/> unserem Jordan verursachte, hatte er auch noch häusliches Unglück<lb/> zu erdulden. Seine Frau war beständig leidend und im Mai 1832<lb/> starb sie und hinterließ ihm vier Kinder, von denen auch bald das<lb/> eine bald das andere kränkelte. Der Tod seiner Frau rief Jordan<lb/> auf kurze Zeit nach Marburg und während des Aufenthalts daselbst<lb/> war er Tischgenosse des Apothekers Döring, mit dem er von Alters<lb/> her befreundet war und in dessen Hause er schon seit 1827 zur<lb/> Miethe gewohnt hatte. Döring galt für einen Patrioten. Er nahm<lb/> an allen politischen Demonstrationen lebhaften Antheil.</p><lb/> <p xml:id="ID_1090" next="#ID_1091"> Inzwischen konnte Jordan einer Mutter für seine verwaisten<lb/> und der Pflege bedürftigen Kinder nicht lange entbehren, zumal bet<lb/> den langen Abwesenheiten von seinem Hause, welche seine begon¬<lb/> nene landständische Thätigkeit, deren Fortdauer auch für die Folge<lb/> zu erwarten war, unvermeidlich machte. Der preußische Regierungs-<lb/> rath »r. Paul Wigand aus Hörter hatte bei einem Besuche, den<lb/> er 1832 in Cassel machte, seine älteste Tochter Pauline bei den dor¬<lb/> tigen Verwandten zurückgelassen. Jordan sah sie in deren Hause,<lb/> gewann sie lieb und hielt um sie an. Er konnte mit um so frohe¬<lb/> ren Muthe das Schicksal einer ihm theueren Person an das seinige<lb/> knüpfen, da er einer für seine Lage beträchtlichen Verbesserung sei¬<lb/> nes Einkommens gewiß zu sein glaubte. Daß ihn dieser Glaube<lb/> trog, gehört zu den Merkwürdigkeiten, welche die Kampfart des da-<lb/> maligen Ministeriums characterisiren. ES wurde nämlich im Jahre<lb/> 1832, nachdem die damalige Ständeversammlung eine Summe von<lb/> 12000 Thaler hauptsächlich zu Gehaltsverbesserungen verdienter Ani-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
den. Was die Prophezeihung einer baldigen Entfernung vom Lehr¬
stuhl betrifft, so ist diese in der That an Welcker und Rotteck kurze
Zeit darauf in Erfüllung gegangen, und die „gebührende Bestra¬
fung" hat, nach dem Sprichwort: „Eile mit Weile'' zwar lange ge¬
zögert, endlich aber doch unsern Jordan ereilt. In den Zeitungen
las man unter den Besuchern deS Hambacher Festes auch ihn mit
aufgeführt, obgleich er während desselben Cassel nicht verlassen hatte,
und als er von dort nach der Auflösung des Landtags abreiste,
wurde ebenfalls durch die öffentlichen Blätter ausgesprengt, er habe
eine demagogische Reise nach dem nördlichen Deutschland, sogar bis
Dänemark angetreten.
Während der Anstrengungen und Sorgen, welche der Landtag
unserem Jordan verursachte, hatte er auch noch häusliches Unglück
zu erdulden. Seine Frau war beständig leidend und im Mai 1832
starb sie und hinterließ ihm vier Kinder, von denen auch bald das
eine bald das andere kränkelte. Der Tod seiner Frau rief Jordan
auf kurze Zeit nach Marburg und während des Aufenthalts daselbst
war er Tischgenosse des Apothekers Döring, mit dem er von Alters
her befreundet war und in dessen Hause er schon seit 1827 zur
Miethe gewohnt hatte. Döring galt für einen Patrioten. Er nahm
an allen politischen Demonstrationen lebhaften Antheil.
Inzwischen konnte Jordan einer Mutter für seine verwaisten
und der Pflege bedürftigen Kinder nicht lange entbehren, zumal bet
den langen Abwesenheiten von seinem Hause, welche seine begon¬
nene landständische Thätigkeit, deren Fortdauer auch für die Folge
zu erwarten war, unvermeidlich machte. Der preußische Regierungs-
rath »r. Paul Wigand aus Hörter hatte bei einem Besuche, den
er 1832 in Cassel machte, seine älteste Tochter Pauline bei den dor¬
tigen Verwandten zurückgelassen. Jordan sah sie in deren Hause,
gewann sie lieb und hielt um sie an. Er konnte mit um so frohe¬
ren Muthe das Schicksal einer ihm theueren Person an das seinige
knüpfen, da er einer für seine Lage beträchtlichen Verbesserung sei¬
nes Einkommens gewiß zu sein glaubte. Daß ihn dieser Glaube
trog, gehört zu den Merkwürdigkeiten, welche die Kampfart des da-
maligen Ministeriums characterisiren. ES wurde nämlich im Jahre
1832, nachdem die damalige Ständeversammlung eine Summe von
12000 Thaler hauptsächlich zu Gehaltsverbesserungen verdienter Ani-
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