Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.versitätölehrer vcrwilligt hatte, von der Staatsregierung auch für versitätölehrer vcrwilligt hatte, von der Staatsregierung auch für <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0407" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271668"/> <p xml:id="ID_1091" prev="#ID_1090" next="#ID_1092"> versitätölehrer vcrwilligt hatte, von der Staatsregierung auch für<lb/> Jordan eine Zulage von jährlich 200 Thlr. vom I. Oct. 1831 an<lb/> bestimmt, das darüber vollständig ausgefertigte Rescript jedoch ihm<lb/> nicht eingehändigt, indem diese Einhändigung, nach der Versicherung<lb/> des damaligen Vorstandes des Ministeriums deö Innern, Eggena,<lb/> welcher das Rescript contrasignirt hatte, erst nach der Beendigung<lb/> des Landtags erfolgen sollte. Die Vorenthaltung des NescriptS<lb/> sollte, wie Eggena gar nicht verhehlte, ein Mittel sein, um Jordan<lb/> nachgiebiger zu machen. Hassenpstug, der, wie schon erwähnt, im<lb/> Mai das Ministerium übernommen hatte, war noch weniger der<lb/> Mann, ein solches Mittel aus den Händen zu geben und Jordan<lb/> erhielt auch nach der Auflösung des Landtages daS Rescript nicht.<lb/> Auch in Betreff seiner Diäten für den Landtag von 1831—32, de¬<lb/> ren Auszahlung mit 236 Thlr. die Ständeversammlung beschlossen<lb/> hatte, versagte die Staatsregierung diesem Beschlusse ihre Genehmi¬<lb/> gung, indem sie dieselbe an die Bedingung knüpfte, daß Jordan<lb/> auf eine neue Wahl verzichte, worauf dann die Genehmigung<lb/> nachträglich erfolgen und die Auszahlung verfügt werden sollte.<lb/> Jordan verschob einstweilen die Verfolgung dieser Geldangelegenhei¬<lb/> ten, deren Ausgang zu seinen Gunsten er auf alle Fälle für un¬<lb/> zweifelhaft hielt, und schickte sich an, schon am nächsten Tage nach<lb/> der Auflösung des Landtags nach Hörter zu reisen, um seinen ver¬<lb/> waisten Kindern eine zweite Mutter heimzuführen. Als Jordan nach<lb/> Hessen zurückkehrte, wurde er überall wie im Triumphe empfangen.<lb/> In Cassel lehnte er alle Feierlichkeiten ab; jedoch einem glänzenden<lb/> Empfänge in Marburg konnte er nicht entgehen. Es wiederfuhren<lb/> ihm dort solche Ehren, wie sie bei uns in der Regel nur allerhöch¬<lb/> sten Herrschaften zu Theil werden. Die eifrigsten Patrioten zogen<lb/> Jordan, der inzwischen am 11. von der Universität abermals zu ih¬<lb/> rem Landtagsabgeordneten erwählt worden war, zu Wagen und zu<lb/> Pferde bis zur nächsten Poststation entgegen; der Magistrat von<lb/> Marburg in festlichem Aufzuge empfing ihn mit der Fahne der Stadt<lb/> vor den Thoren, wo Ehrenpforten aus Laubgewinden gebilvet wa¬<lb/> ren und eine zahllose Volksmenge der Ankommenden harrte; von<lb/> einer Schaar weißgekleideter Jungfrauen wurde ein Lorbeer¬<lb/> kranz und ein Gedicht dem Gefeierten überreicht, der unter dem<lb/> Jubel des Volkes in die Stadt einzog. Abends waren die Straßen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0407]
versitätölehrer vcrwilligt hatte, von der Staatsregierung auch für
Jordan eine Zulage von jährlich 200 Thlr. vom I. Oct. 1831 an
bestimmt, das darüber vollständig ausgefertigte Rescript jedoch ihm
nicht eingehändigt, indem diese Einhändigung, nach der Versicherung
des damaligen Vorstandes des Ministeriums deö Innern, Eggena,
welcher das Rescript contrasignirt hatte, erst nach der Beendigung
des Landtags erfolgen sollte. Die Vorenthaltung des NescriptS
sollte, wie Eggena gar nicht verhehlte, ein Mittel sein, um Jordan
nachgiebiger zu machen. Hassenpstug, der, wie schon erwähnt, im
Mai das Ministerium übernommen hatte, war noch weniger der
Mann, ein solches Mittel aus den Händen zu geben und Jordan
erhielt auch nach der Auflösung des Landtages daS Rescript nicht.
Auch in Betreff seiner Diäten für den Landtag von 1831—32, de¬
ren Auszahlung mit 236 Thlr. die Ständeversammlung beschlossen
hatte, versagte die Staatsregierung diesem Beschlusse ihre Genehmi¬
gung, indem sie dieselbe an die Bedingung knüpfte, daß Jordan
auf eine neue Wahl verzichte, worauf dann die Genehmigung
nachträglich erfolgen und die Auszahlung verfügt werden sollte.
Jordan verschob einstweilen die Verfolgung dieser Geldangelegenhei¬
ten, deren Ausgang zu seinen Gunsten er auf alle Fälle für un¬
zweifelhaft hielt, und schickte sich an, schon am nächsten Tage nach
der Auflösung des Landtags nach Hörter zu reisen, um seinen ver¬
waisten Kindern eine zweite Mutter heimzuführen. Als Jordan nach
Hessen zurückkehrte, wurde er überall wie im Triumphe empfangen.
In Cassel lehnte er alle Feierlichkeiten ab; jedoch einem glänzenden
Empfänge in Marburg konnte er nicht entgehen. Es wiederfuhren
ihm dort solche Ehren, wie sie bei uns in der Regel nur allerhöch¬
sten Herrschaften zu Theil werden. Die eifrigsten Patrioten zogen
Jordan, der inzwischen am 11. von der Universität abermals zu ih¬
rem Landtagsabgeordneten erwählt worden war, zu Wagen und zu
Pferde bis zur nächsten Poststation entgegen; der Magistrat von
Marburg in festlichem Aufzuge empfing ihn mit der Fahne der Stadt
vor den Thoren, wo Ehrenpforten aus Laubgewinden gebilvet wa¬
ren und eine zahllose Volksmenge der Ankommenden harrte; von
einer Schaar weißgekleideter Jungfrauen wurde ein Lorbeer¬
kranz und ein Gedicht dem Gefeierten überreicht, der unter dem
Jubel des Volkes in die Stadt einzog. Abends waren die Straßen
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