Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.pulier, worauf ebenfalls ihr Bild war. Die harte Arbeit, welcher Der Priesterstand schien ihm nunmehr das höchste Ziel alles Jordans Entschluß, sein Leben ausschließlich Gott und sich dem pulier, worauf ebenfalls ihr Bild war. Die harte Arbeit, welcher Der Priesterstand schien ihm nunmehr das höchste Ziel alles Jordans Entschluß, sein Leben ausschließlich Gott und sich dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271602"/> <p xml:id="ID_938" prev="#ID_937"> pulier, worauf ebenfalls ihr Bild war. Die harte Arbeit, welcher<lb/> er sich im älterlichen Hause unterziehen mußte, war ihm jetzt nicht<lb/> nur erwünscht, sondern er konnte sie kaum schwer und niedrig ge¬<lb/> nug finden, so daß er stets die härteste Art der Verrichtung wählte<lb/> und sich absichtlich beim Tragen und Ziehen größere Lasten aufer¬<lb/> legte, um dadurch einiger Maßen dem kreuztragenden Christus ähn¬<lb/> lich zu werden. Auch damit noch nicht zufrieden, geißelte er sich oft<lb/> mit einem Stricke oder einer Dornenrulhe der Jungfrau Maria zu<lb/> Ehren bis aufs Blut.</p><lb/> <p xml:id="ID_939"> Der Priesterstand schien ihm nunmehr das höchste Ziel alles<lb/> Strebens. Als guter Katholik sah er mit seinen Landsleuten den<lb/> Priester durch das Meßopfer täglich mit Christus leiblich vereinigt;<lb/> bei solcher inniger Vereinigung mit dem göttlichen Wesen mußte<lb/> dieser in den Augen der gläubigen Menge bei Gott in besonderen<lb/> Gnaden stehen; ja man hielt ihn, trotz aller vielleicht nur zu wohl<lb/> bekannten Mängel und Gebrechen des Wandels keiner Sünde fähig.</p><lb/> <p xml:id="ID_940" next="#ID_941"> Jordans Entschluß, sein Leben ausschließlich Gott und sich dem<lb/> Priesterstande zu weihen, war in seinem Inneren zur vollen Reife<lb/> gediehen; aber nur allmählig trat er mit demselben vor seinen Um¬<lb/> gebungen hervor. Die erste Vertraute desselben ward seine, damals<lb/> im väterlichen Hause lebende, dein Bruder an frömmelndem Hange<lb/> und gemüthlich gutem Wesen gleiche Schwester Katharine. Nächst-<lb/> dem machte er dem Pfarrer von Klebelsperg zu Uräus davon Mit¬<lb/> theilung im Beichtstuhle. Dieser, obschon er das Vorhaben nicht<lb/> mißfällig aufnahm, ward doch bei allem seinem Reichthume durch<lb/> seinen Geiz verhindert, ihm werkthätige Hilfe zuzusichern, sondern<lb/> beschränkte sich auf das Versprechen, von der erhaltenen Mittheilung<lb/> den schon erwähnten Hilfspriester Franz Hirn in Kenntniß zu setzen.<lb/> Hirn, der durch seine Strafpredigt gegen Jordans kindliche, gemüth¬<lb/> liche Lust an der Schwögelpfeife, wie erzählt worden ist, den ersten<lb/> Anstoß zu dem Umschwunge in Jordans innerstem Wesen und zu<lb/> seinem für daS ganze Leben gefaßten Entschlüsse gegeben hatte, war<lb/> die Richtung nicht entgangen, welche der Knabe Sylvester genom¬<lb/> men hatte: mit Wohlgefallen hatte er schon lange dessen Frömmig¬<lb/> keit beobachtet, und von dem Ernste seines Entschlusses überzeugt,<lb/> Kumte er nach erlangter Kunde davon nicht, ihn zu sich kommen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0341]
pulier, worauf ebenfalls ihr Bild war. Die harte Arbeit, welcher
er sich im älterlichen Hause unterziehen mußte, war ihm jetzt nicht
nur erwünscht, sondern er konnte sie kaum schwer und niedrig ge¬
nug finden, so daß er stets die härteste Art der Verrichtung wählte
und sich absichtlich beim Tragen und Ziehen größere Lasten aufer¬
legte, um dadurch einiger Maßen dem kreuztragenden Christus ähn¬
lich zu werden. Auch damit noch nicht zufrieden, geißelte er sich oft
mit einem Stricke oder einer Dornenrulhe der Jungfrau Maria zu
Ehren bis aufs Blut.
Der Priesterstand schien ihm nunmehr das höchste Ziel alles
Strebens. Als guter Katholik sah er mit seinen Landsleuten den
Priester durch das Meßopfer täglich mit Christus leiblich vereinigt;
bei solcher inniger Vereinigung mit dem göttlichen Wesen mußte
dieser in den Augen der gläubigen Menge bei Gott in besonderen
Gnaden stehen; ja man hielt ihn, trotz aller vielleicht nur zu wohl
bekannten Mängel und Gebrechen des Wandels keiner Sünde fähig.
Jordans Entschluß, sein Leben ausschließlich Gott und sich dem
Priesterstande zu weihen, war in seinem Inneren zur vollen Reife
gediehen; aber nur allmählig trat er mit demselben vor seinen Um¬
gebungen hervor. Die erste Vertraute desselben ward seine, damals
im väterlichen Hause lebende, dein Bruder an frömmelndem Hange
und gemüthlich gutem Wesen gleiche Schwester Katharine. Nächst-
dem machte er dem Pfarrer von Klebelsperg zu Uräus davon Mit¬
theilung im Beichtstuhle. Dieser, obschon er das Vorhaben nicht
mißfällig aufnahm, ward doch bei allem seinem Reichthume durch
seinen Geiz verhindert, ihm werkthätige Hilfe zuzusichern, sondern
beschränkte sich auf das Versprechen, von der erhaltenen Mittheilung
den schon erwähnten Hilfspriester Franz Hirn in Kenntniß zu setzen.
Hirn, der durch seine Strafpredigt gegen Jordans kindliche, gemüth¬
liche Lust an der Schwögelpfeife, wie erzählt worden ist, den ersten
Anstoß zu dem Umschwunge in Jordans innerstem Wesen und zu
seinem für daS ganze Leben gefaßten Entschlüsse gegeben hatte, war
die Richtung nicht entgangen, welche der Knabe Sylvester genom¬
men hatte: mit Wohlgefallen hatte er schon lange dessen Frömmig¬
keit beobachtet, und von dem Ernste seines Entschlusses überzeugt,
Kumte er nach erlangter Kunde davon nicht, ihn zu sich kommen
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