Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Stunde beträgt, dem Lehrgegenstände widmen, der im Collegio Ro? Stunde beträgt, dem Lehrgegenstände widmen, der im Collegio Ro? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0254" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271515"/> <p xml:id="ID_713" prev="#ID_712" next="#ID_714"> Stunde beträgt, dem Lehrgegenstände widmen, der im Collegio Ro?<lb/> mano Vormittags gelesen wird. Der Klang der Campanella ver¬<lb/> kündet den Beginn dieser Vorlesung. Die Zöglinge stellen sich im<lb/> Gang nach der vorigen Ordnung auf, und schreiten still über die<lb/> Treppen hinab. Vor der Pforte besprengt sich Jeder mit Weihwasser,<lb/> zieht einen Rosenkranz aus der Tasche, und hat denselben bis zum<lb/> Collegio Romano still für sich abzubeten. Hier sitzt er auf dem ihm<lb/> zugewiesenen Platz, und erwartet schweigend die Ankunft des do-<lb/> cirenden Paters. Ein Wort mit irgend einem -der übrigen Besucher<lb/> dieser Anstalt zu sprechen, ist streng untersagt. Die Vorlesungen, in<lb/> Mogistischer Form und lateinischer Sprache, stets polemisirend, dau¬<lb/> ern anderthalb bis zwei Stunden. Eine Ausnahme in Form und<lb/> Sprache macht allein die Physik, welche italienisch vorgetragen wird.<lb/> Nach Beendigung deS Unterrichts begeben sich die Zöglinge wieder<lb/> in ihr Gebäude »I Kosn zurück. Bis an die Hjorte des Klosters<lb/> dürfen sie diesmal leise unter sich sprechen. Weil es sich aber manch¬<lb/> mal ereignet, daß zufällig eine Abtheilung der philosophischen und<lb/> theologischen Kammer zu gleicher Zeit über die Straße geht, so ist<lb/> jedes Wort zwischen diesen heterogenen Theilen durch einen be¬<lb/> sonderen Paragraphen der pi-u? Omsuetinlmos streng verboten. Beim<lb/> Eintritt ins Kloster besprengen sich die Alumnen unter dem Zeichen<lb/> des Kreuzes wieder mit Weihwasser, und begeben sich ins Sacellum,<lb/> um Gott und der heiligen Mutter Maria für den genossenen Un¬<lb/> terricht zu danken. Die Zeit bis zum Mittagstische ist entweder<lb/> Repetitionen oder der Erlernung des gregorianischen Kirchengesangs,<lb/> oder auch der Geschichte gewidmet. Letztere besteht für die philo¬<lb/> sophische Kammer aus kurzen Biographien der Päpste, nach einem<lb/> lateinischen Compendium, dessen neueste Auflage aus dem Jahre<lb/> 1757 stammt. Die theologische Kammer genießt überdies noch Vor¬<lb/> träge über katholische Kirchengeschichte, wobei gelegentlich gegen alles<lb/> Heterogene polcmisirt wird. Eine allgemeine Weltgeschichte giebt es<lb/> hierorts nicht. Der Papst muß immer der Nerviis i-ernm Kor<lb/> n-<lb/> -n-um, daS Centrum alles Wissens und Handelns bleiben. Ost<lb/> wird zu diesen Fächern, die gleichmäßig auf die Zeit unmittelbar<lb/> vor dem Mittag- und Abendessen vertheilt sind, noch eine geistliche<lb/> Vorlesung (lectio sniritu-Als) hinzugesetzt. — Die bekannte Campa¬<lb/> nella ruft nun zu Tisch. Jeder Alumus hat auch hier seinen be-</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0254]
Stunde beträgt, dem Lehrgegenstände widmen, der im Collegio Ro?
mano Vormittags gelesen wird. Der Klang der Campanella ver¬
kündet den Beginn dieser Vorlesung. Die Zöglinge stellen sich im
Gang nach der vorigen Ordnung auf, und schreiten still über die
Treppen hinab. Vor der Pforte besprengt sich Jeder mit Weihwasser,
zieht einen Rosenkranz aus der Tasche, und hat denselben bis zum
Collegio Romano still für sich abzubeten. Hier sitzt er auf dem ihm
zugewiesenen Platz, und erwartet schweigend die Ankunft des do-
cirenden Paters. Ein Wort mit irgend einem -der übrigen Besucher
dieser Anstalt zu sprechen, ist streng untersagt. Die Vorlesungen, in
Mogistischer Form und lateinischer Sprache, stets polemisirend, dau¬
ern anderthalb bis zwei Stunden. Eine Ausnahme in Form und
Sprache macht allein die Physik, welche italienisch vorgetragen wird.
Nach Beendigung deS Unterrichts begeben sich die Zöglinge wieder
in ihr Gebäude »I Kosn zurück. Bis an die Hjorte des Klosters
dürfen sie diesmal leise unter sich sprechen. Weil es sich aber manch¬
mal ereignet, daß zufällig eine Abtheilung der philosophischen und
theologischen Kammer zu gleicher Zeit über die Straße geht, so ist
jedes Wort zwischen diesen heterogenen Theilen durch einen be¬
sonderen Paragraphen der pi-u? Omsuetinlmos streng verboten. Beim
Eintritt ins Kloster besprengen sich die Alumnen unter dem Zeichen
des Kreuzes wieder mit Weihwasser, und begeben sich ins Sacellum,
um Gott und der heiligen Mutter Maria für den genossenen Un¬
terricht zu danken. Die Zeit bis zum Mittagstische ist entweder
Repetitionen oder der Erlernung des gregorianischen Kirchengesangs,
oder auch der Geschichte gewidmet. Letztere besteht für die philo¬
sophische Kammer aus kurzen Biographien der Päpste, nach einem
lateinischen Compendium, dessen neueste Auflage aus dem Jahre
1757 stammt. Die theologische Kammer genießt überdies noch Vor¬
träge über katholische Kirchengeschichte, wobei gelegentlich gegen alles
Heterogene polcmisirt wird. Eine allgemeine Weltgeschichte giebt es
hierorts nicht. Der Papst muß immer der Nerviis i-ernm Kor
n-
-n-um, daS Centrum alles Wissens und Handelns bleiben. Ost
wird zu diesen Fächern, die gleichmäßig auf die Zeit unmittelbar
vor dem Mittag- und Abendessen vertheilt sind, noch eine geistliche
Vorlesung (lectio sniritu-Als) hinzugesetzt. — Die bekannte Campa¬
nella ruft nun zu Tisch. Jeder Alumus hat auch hier seinen be-
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