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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.

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Schriftstellern und Gelehrten auf diesem Gebiete ist vor Allem Herr
Quetelet (Director der Brüsseler Sternwarte und immerwährender
Secretair der Akademie) zu nennen, ein Mann von europäischem
Rufe, dessen physikalische und statistische Schriften vielfach übersetzt
worden sind. Von seinem Hauptwerke: "Kur 1'komme et les llvve-
lonpements <Ze ses liicuitvs, vo. essili do ^N)i>i(>ne "ovillle" eristirt
eine deutsche Uebersetzung von or. Rieke (Stuttgart 1838. 2 Bde.).
Die Verdienste dieses Mannes sind zu umfassend und überdies"
von Männern wie Humboldt, Arago ze. so entschieden anerkannt
worden, daß es thöricht wäre, sie hier auch nur andeutend schildern
zu wollen. -- Herrn Quetelet's Haus ist der Mittelpunkt aller
Illustrationen, die Belgien in Kunst und Wissenschaft besitzt. Hier
finden sich die ausgezeichnetsten Fremden zusammen, welche aus allen
Ecken der Welt an den gastfreien und wohlwollenden Astronomen
empfohlen werden. Einen liebenswürdigem und zuvorkommendem
Repräsentanten zählt die Gelehrtenwelt nirgends. Es genügt, daß
der Fremde einen leisen Wunsch äußere nach irgend einem seltenen
Document, nach Benutzung irgend eines Archivs, nach einer Mini-
sterialerlaubniß, dies oder jenes besehen zu dürfen -- und am andern
Tage überrascht ihn ein freundliches Billet mit der Erfüllung seiner
Wünsche. Eine Empfehlung an Herrn Quetelet ist ein Geleitbrief,
ein pitssv >,ni--tout durch ganz Belgien.

Nächst dieser Celebrität haben die Naturwissenschaften hier noch
viele geistreiche Forscher, Namen von gutem Klang findet man in
mehreren ihrer Zweige. So die Herrn Plateau und Crahay
im Gebiete der Physik, Herrn Dummortier als Botaniker, M o r-
ren als Chemiker; Van Mons (kürzlich verstorben) war vielleicht
der erste Pomologe in ganz Europa.

In das Gebiet der positiven Wissenschaften gehören auch die
fleißigen Statistiker Heuschling (aus Deutsch-Luremburg) Malon


cationem, Swsediäten, Prcisaufgaben u. s. w. -- Außer der Akademie giebt
es no" eine Menge Gelehrtenvereine an allen Hauptpunkten des Landes:
die Gesellschaft der Bibliophilen, der Alterthumsforscher, der Aerzte und Na¬
turforscher :c.; an literarischen Gesellschaften sind namentlich die Flamänder
sehr gesegnet. Fast alle diese Gesellschaften stellen Preisfragen auf, veröffent¬
lichen Memoiren und Bulletins, die aber leider nach der Einrichtung des bel¬
gischen Buchhandels meist unbekannt bleiben. --
Grenjtotm, 18is, IV. 14

Schriftstellern und Gelehrten auf diesem Gebiete ist vor Allem Herr
Quetelet (Director der Brüsseler Sternwarte und immerwährender
Secretair der Akademie) zu nennen, ein Mann von europäischem
Rufe, dessen physikalische und statistische Schriften vielfach übersetzt
worden sind. Von seinem Hauptwerke: „Kur 1'komme et les llvve-
lonpements <Ze ses liicuitvs, vo. essili do ^N)i>i(>ne «ovillle" eristirt
eine deutsche Uebersetzung von or. Rieke (Stuttgart 1838. 2 Bde.).
Die Verdienste dieses Mannes sind zu umfassend und überdies«
von Männern wie Humboldt, Arago ze. so entschieden anerkannt
worden, daß es thöricht wäre, sie hier auch nur andeutend schildern
zu wollen. — Herrn Quetelet's Haus ist der Mittelpunkt aller
Illustrationen, die Belgien in Kunst und Wissenschaft besitzt. Hier
finden sich die ausgezeichnetsten Fremden zusammen, welche aus allen
Ecken der Welt an den gastfreien und wohlwollenden Astronomen
empfohlen werden. Einen liebenswürdigem und zuvorkommendem
Repräsentanten zählt die Gelehrtenwelt nirgends. Es genügt, daß
der Fremde einen leisen Wunsch äußere nach irgend einem seltenen
Document, nach Benutzung irgend eines Archivs, nach einer Mini-
sterialerlaubniß, dies oder jenes besehen zu dürfen — und am andern
Tage überrascht ihn ein freundliches Billet mit der Erfüllung seiner
Wünsche. Eine Empfehlung an Herrn Quetelet ist ein Geleitbrief,
ein pitssv >,ni--tout durch ganz Belgien.

Nächst dieser Celebrität haben die Naturwissenschaften hier noch
viele geistreiche Forscher, Namen von gutem Klang findet man in
mehreren ihrer Zweige. So die Herrn Plateau und Crahay
im Gebiete der Physik, Herrn Dummortier als Botaniker, M o r-
ren als Chemiker; Van Mons (kürzlich verstorben) war vielleicht
der erste Pomologe in ganz Europa.

In das Gebiet der positiven Wissenschaften gehören auch die
fleißigen Statistiker Heuschling (aus Deutsch-Luremburg) Malon


cationem, Swsediäten, Prcisaufgaben u. s. w. — Außer der Akademie giebt
es no» eine Menge Gelehrtenvereine an allen Hauptpunkten des Landes:
die Gesellschaft der Bibliophilen, der Alterthumsforscher, der Aerzte und Na¬
turforscher :c.; an literarischen Gesellschaften sind namentlich die Flamänder
sehr gesegnet. Fast alle diese Gesellschaften stellen Preisfragen auf, veröffent¬
lichen Memoiren und Bulletins, die aber leider nach der Einrichtung des bel¬
gischen Buchhandels meist unbekannt bleiben. —
Grenjtotm, 18is, IV. 14
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[0113] Schriftstellern und Gelehrten auf diesem Gebiete ist vor Allem Herr Quetelet (Director der Brüsseler Sternwarte und immerwährender Secretair der Akademie) zu nennen, ein Mann von europäischem Rufe, dessen physikalische und statistische Schriften vielfach übersetzt worden sind. Von seinem Hauptwerke: „Kur 1'komme et les llvve- lonpements <Ze ses liicuitvs, vo. essili do ^N)i>i(>ne «ovillle" eristirt eine deutsche Uebersetzung von or. Rieke (Stuttgart 1838. 2 Bde.). Die Verdienste dieses Mannes sind zu umfassend und überdies« von Männern wie Humboldt, Arago ze. so entschieden anerkannt worden, daß es thöricht wäre, sie hier auch nur andeutend schildern zu wollen. — Herrn Quetelet's Haus ist der Mittelpunkt aller Illustrationen, die Belgien in Kunst und Wissenschaft besitzt. Hier finden sich die ausgezeichnetsten Fremden zusammen, welche aus allen Ecken der Welt an den gastfreien und wohlwollenden Astronomen empfohlen werden. Einen liebenswürdigem und zuvorkommendem Repräsentanten zählt die Gelehrtenwelt nirgends. Es genügt, daß der Fremde einen leisen Wunsch äußere nach irgend einem seltenen Document, nach Benutzung irgend eines Archivs, nach einer Mini- sterialerlaubniß, dies oder jenes besehen zu dürfen — und am andern Tage überrascht ihn ein freundliches Billet mit der Erfüllung seiner Wünsche. Eine Empfehlung an Herrn Quetelet ist ein Geleitbrief, ein pitssv >,ni--tout durch ganz Belgien. Nächst dieser Celebrität haben die Naturwissenschaften hier noch viele geistreiche Forscher, Namen von gutem Klang findet man in mehreren ihrer Zweige. So die Herrn Plateau und Crahay im Gebiete der Physik, Herrn Dummortier als Botaniker, M o r- ren als Chemiker; Van Mons (kürzlich verstorben) war vielleicht der erste Pomologe in ganz Europa. In das Gebiet der positiven Wissenschaften gehören auch die fleißigen Statistiker Heuschling (aus Deutsch-Luremburg) Malon cationem, Swsediäten, Prcisaufgaben u. s. w. — Außer der Akademie giebt es no» eine Menge Gelehrtenvereine an allen Hauptpunkten des Landes: die Gesellschaft der Bibliophilen, der Alterthumsforscher, der Aerzte und Na¬ turforscher :c.; an literarischen Gesellschaften sind namentlich die Flamänder sehr gesegnet. Fast alle diese Gesellschaften stellen Preisfragen auf, veröffent¬ lichen Memoiren und Bulletins, die aber leider nach der Einrichtung des bel¬ gischen Buchhandels meist unbekannt bleiben. — Grenjtotm, 18is, IV. 14

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_271260/113>, abgerufen am 05.02.2025.