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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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und der Magnatenwiderstand scheitern würde. Und in der That hö¬
ren wir, daß die Statuten der in Ungarn entstandenen
Vereine zu Wien der Finanzhofstelle zur Prüfung über¬
geben worden, was jedenfalls eine wesentliche Umgestaltung ihrer
Organisation erwarten läßt.

Unsere in a g v a r i sah e n Censurvcrhältnisse, wie sie sich seit vier Jahren
unter der Leitung des verstorbenen Hoffammerpräsidenten Mednyansfy,
dessen vereinte literarische Thätigkeit mit dem berühmten Verfasser der "Le¬
bensbilder aus dein Befreiungskriege" auch in Deutschland bekannt sein
dürfte, herausgebildet haben, sind befriedigend zu nennen, und wie
verlautet, hat der eben angekommene Nachfolger Graf Szögyny, frü¬
her bei dcrnngarischcn Hofkanzlei in Wien, die Weisung erhalte"?, in dem¬
selben Geiste zu verharren, was auch das Verhalten in Betreff deö
Schutzvereineö zu beweisen scheint, welcher in der magyarischen Jour¬
nalistik sehr heftig besprochen wird, obschon derselbe nach dem Publi-
candum der Stadthalterei aller rechtlichen Grundlagen entbehrt, so
lange die Statuten nicht vom König bestätigt sind. Unsere deutsche
Presse bleibt jedoch geknebelt wie überall.

Gerechten Tadel findet das gegen alle Begriffe von Ehre und
Recht streitende Verfahren des ständischen Ausschusses, welcher eine
Preisausschreibung für Einlieferung des besten Entwurfs zu einem
Ständchaus in Pesth erließ und nun, da er die Einsendungen hat, auf
welche viele Künstler deö Auslandes Zeit und Mühe verschwendet
hatten, erklärt, alle wieder zurückschicken zu müssen, da der Markt¬
platz von Pesth, dessen Localität zu Grunde gelegt wurde, kaum der
Ort sein dürfte, auf dem das projectirte Ständchaus seine Stelle
finden wird, indem der Magistrat den über neuntausend Quadrat¬
klafter bemessenen Markt unentgeldlich nicht herausgeben mag, weil er,
an Private veräußert, eine Million Gulden abwürfe und der Stadt
Pesth kein einseitiges Opfer zugemuthet werden kann. Diese Argu¬
mentation wird die fremden Baukünstler kaum zufriedenstellen, und
es läge darum im Interesse des genannten Ausschusses, die für
Ungarn keineswegs ehrenvollen Erläuterungen der auswärtigen Presse
über dies Verfahren durch pünktliche Erfüllung der gestellten Beding,
nisse zu ersticken, so lange es noch Zeit ist, denn, wie wir hören, sind
die Herren Sicardsburg und von der Näki in Wien gesonnen den
,
Ein Dentschungar. -- Rechtsweg zu beschreiten.




und der Magnatenwiderstand scheitern würde. Und in der That hö¬
ren wir, daß die Statuten der in Ungarn entstandenen
Vereine zu Wien der Finanzhofstelle zur Prüfung über¬
geben worden, was jedenfalls eine wesentliche Umgestaltung ihrer
Organisation erwarten läßt.

Unsere in a g v a r i sah e n Censurvcrhältnisse, wie sie sich seit vier Jahren
unter der Leitung des verstorbenen Hoffammerpräsidenten Mednyansfy,
dessen vereinte literarische Thätigkeit mit dem berühmten Verfasser der „Le¬
bensbilder aus dein Befreiungskriege" auch in Deutschland bekannt sein
dürfte, herausgebildet haben, sind befriedigend zu nennen, und wie
verlautet, hat der eben angekommene Nachfolger Graf Szögyny, frü¬
her bei dcrnngarischcn Hofkanzlei in Wien, die Weisung erhalte«?, in dem¬
selben Geiste zu verharren, was auch das Verhalten in Betreff deö
Schutzvereineö zu beweisen scheint, welcher in der magyarischen Jour¬
nalistik sehr heftig besprochen wird, obschon derselbe nach dem Publi-
candum der Stadthalterei aller rechtlichen Grundlagen entbehrt, so
lange die Statuten nicht vom König bestätigt sind. Unsere deutsche
Presse bleibt jedoch geknebelt wie überall.

Gerechten Tadel findet das gegen alle Begriffe von Ehre und
Recht streitende Verfahren des ständischen Ausschusses, welcher eine
Preisausschreibung für Einlieferung des besten Entwurfs zu einem
Ständchaus in Pesth erließ und nun, da er die Einsendungen hat, auf
welche viele Künstler deö Auslandes Zeit und Mühe verschwendet
hatten, erklärt, alle wieder zurückschicken zu müssen, da der Markt¬
platz von Pesth, dessen Localität zu Grunde gelegt wurde, kaum der
Ort sein dürfte, auf dem das projectirte Ständchaus seine Stelle
finden wird, indem der Magistrat den über neuntausend Quadrat¬
klafter bemessenen Markt unentgeldlich nicht herausgeben mag, weil er,
an Private veräußert, eine Million Gulden abwürfe und der Stadt
Pesth kein einseitiges Opfer zugemuthet werden kann. Diese Argu¬
mentation wird die fremden Baukünstler kaum zufriedenstellen, und
es läge darum im Interesse des genannten Ausschusses, die für
Ungarn keineswegs ehrenvollen Erläuterungen der auswärtigen Presse
über dies Verfahren durch pünktliche Erfüllung der gestellten Beding,
nisse zu ersticken, so lange es noch Zeit ist, denn, wie wir hören, sind
die Herren Sicardsburg und von der Näki in Wien gesonnen den
,
Ein Dentschungar. — Rechtsweg zu beschreiten.




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[0602] und der Magnatenwiderstand scheitern würde. Und in der That hö¬ ren wir, daß die Statuten der in Ungarn entstandenen Vereine zu Wien der Finanzhofstelle zur Prüfung über¬ geben worden, was jedenfalls eine wesentliche Umgestaltung ihrer Organisation erwarten läßt. Unsere in a g v a r i sah e n Censurvcrhältnisse, wie sie sich seit vier Jahren unter der Leitung des verstorbenen Hoffammerpräsidenten Mednyansfy, dessen vereinte literarische Thätigkeit mit dem berühmten Verfasser der „Le¬ bensbilder aus dein Befreiungskriege" auch in Deutschland bekannt sein dürfte, herausgebildet haben, sind befriedigend zu nennen, und wie verlautet, hat der eben angekommene Nachfolger Graf Szögyny, frü¬ her bei dcrnngarischcn Hofkanzlei in Wien, die Weisung erhalte«?, in dem¬ selben Geiste zu verharren, was auch das Verhalten in Betreff deö Schutzvereineö zu beweisen scheint, welcher in der magyarischen Jour¬ nalistik sehr heftig besprochen wird, obschon derselbe nach dem Publi- candum der Stadthalterei aller rechtlichen Grundlagen entbehrt, so lange die Statuten nicht vom König bestätigt sind. Unsere deutsche Presse bleibt jedoch geknebelt wie überall. Gerechten Tadel findet das gegen alle Begriffe von Ehre und Recht streitende Verfahren des ständischen Ausschusses, welcher eine Preisausschreibung für Einlieferung des besten Entwurfs zu einem Ständchaus in Pesth erließ und nun, da er die Einsendungen hat, auf welche viele Künstler deö Auslandes Zeit und Mühe verschwendet hatten, erklärt, alle wieder zurückschicken zu müssen, da der Markt¬ platz von Pesth, dessen Localität zu Grunde gelegt wurde, kaum der Ort sein dürfte, auf dem das projectirte Ständchaus seine Stelle finden wird, indem der Magistrat den über neuntausend Quadrat¬ klafter bemessenen Markt unentgeldlich nicht herausgeben mag, weil er, an Private veräußert, eine Million Gulden abwürfe und der Stadt Pesth kein einseitiges Opfer zugemuthet werden kann. Diese Argu¬ mentation wird die fremden Baukünstler kaum zufriedenstellen, und es läge darum im Interesse des genannten Ausschusses, die für Ungarn keineswegs ehrenvollen Erläuterungen der auswärtigen Presse über dies Verfahren durch pünktliche Erfüllung der gestellten Beding, nisse zu ersticken, so lange es noch Zeit ist, denn, wie wir hören, sind die Herren Sicardsburg und von der Näki in Wien gesonnen den , Ein Dentschungar. — Rechtsweg zu beschreiten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/602>, abgerufen am 22.07.2024.