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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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möchte Niebuhr dazu sagen, daß seine Vorlesungen erst in'S Englische,
aus diesem in's Deutsche übertragen werden? Auf ein Prachtwerk
will ich noch aufmerksam machen, auf Houbens Denkmäler von
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rungen gegeben hat.

Mehr Bearbeiter als das Alterthum hat das Mittelalter gefun¬
den. Gaupp hat mit großer Gelehrsamkeit die germanischen An-
siedlungen und Landtheilungen in den Provinzen des römischen Wel>
reiches in ihrer völkerrechtlichen Eigenthümlichkeit und mit Rücksicht
auf verwandte Erscheinungen der alten Welt und des späteren Mit¬
telalters dargestellt. Hansen lieferte schätzbare Beiträge zur Geschichte
der Völkerwanderung, M üller veröffentlichte den vierten Theil seiner
schwierigen, widerspruchsreichen, aber dankenswerthen Untersuchungen
über die Territorialverhältnisse Deutschlands im Mittelalter, und zwar
während der Zeit des zehnten Jahrhunderts. Von Sybel erörterte
nicht ohne Glück, aber nicht erschöpfend, die wichtige Frage über die
Entstehung des deutschen Königthums. Einen wichtigen und noch
fehlenden Beitrag zur deutschen Geschichte erhielten wir in der fleißi¬
gen Geschichte des rheinischen Städtebundes vonSchaab und sehen
mit Interesse der Fortsetzung entgegen. Die Geschichte der Hohen-
staufen von Sy orsch it, in seiner bekannten Weise für's Volk fließend
dargestellt, gedieh bis zu ihrem Ende. Auch die Geschichte der Kriege
Karl's des Kühnen von Burgund durch v. Note ward mit dem
zweiten Theile beendigt. Von Lichnowsky' s Geschichte des Hauses
Habsburg brachte der achte Theil uus Kaiser Friedrich III. und des¬
sen Sohn Marimilian I. in interessanter, aber nicht erschöpfender
Darstellung. Die Vollendung des Werkes kann nun wenigstens nicht
durch den Fürsten selbst erfolgen, da diesen ein Schlagfluß in Mün¬
chen dem Leben entrissen hat. Die Geschichte der römischen Päpste
von Ranke, dem geistreichsten Historiker Deutschlands in der Ge¬
genwart, liegt bereits in dritter Auflage vor und, wie vorauszusehen,
nicht in letzter.

Am meisten kultivirt ward das Feld der neueren Zeit. Ein
höchst dankenswerthes Unternehmen ist die von Leske in Darmstadt
begonnene Bibliothek der neueren Geschichte, welche sich die Aufgabe
gestellt hat, die vorzüglichsten Geschichtschreiber des Auslandes vom
Anfange des sechzehnten Jahrhunderts bis auf die Gegenwart zu


möchte Niebuhr dazu sagen, daß seine Vorlesungen erst in'S Englische,
aus diesem in's Deutsche übertragen werden? Auf ein Prachtwerk
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Mehr Bearbeiter als das Alterthum hat das Mittelalter gefun¬
den. Gaupp hat mit großer Gelehrsamkeit die germanischen An-
siedlungen und Landtheilungen in den Provinzen des römischen Wel>
reiches in ihrer völkerrechtlichen Eigenthümlichkeit und mit Rücksicht
auf verwandte Erscheinungen der alten Welt und des späteren Mit¬
telalters dargestellt. Hansen lieferte schätzbare Beiträge zur Geschichte
der Völkerwanderung, M üller veröffentlichte den vierten Theil seiner
schwierigen, widerspruchsreichen, aber dankenswerthen Untersuchungen
über die Territorialverhältnisse Deutschlands im Mittelalter, und zwar
während der Zeit des zehnten Jahrhunderts. Von Sybel erörterte
nicht ohne Glück, aber nicht erschöpfend, die wichtige Frage über die
Entstehung des deutschen Königthums. Einen wichtigen und noch
fehlenden Beitrag zur deutschen Geschichte erhielten wir in der fleißi¬
gen Geschichte des rheinischen Städtebundes vonSchaab und sehen
mit Interesse der Fortsetzung entgegen. Die Geschichte der Hohen-
staufen von Sy orsch it, in seiner bekannten Weise für's Volk fließend
dargestellt, gedieh bis zu ihrem Ende. Auch die Geschichte der Kriege
Karl's des Kühnen von Burgund durch v. Note ward mit dem
zweiten Theile beendigt. Von Lichnowsky' s Geschichte des Hauses
Habsburg brachte der achte Theil uus Kaiser Friedrich III. und des¬
sen Sohn Marimilian I. in interessanter, aber nicht erschöpfender
Darstellung. Die Vollendung des Werkes kann nun wenigstens nicht
durch den Fürsten selbst erfolgen, da diesen ein Schlagfluß in Mün¬
chen dem Leben entrissen hat. Die Geschichte der römischen Päpste
von Ranke, dem geistreichsten Historiker Deutschlands in der Ge¬
genwart, liegt bereits in dritter Auflage vor und, wie vorauszusehen,
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Am meisten kultivirt ward das Feld der neueren Zeit. Ein
höchst dankenswerthes Unternehmen ist die von Leske in Darmstadt
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Anfange des sechzehnten Jahrhunderts bis auf die Gegenwart zu


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[0386] möchte Niebuhr dazu sagen, daß seine Vorlesungen erst in'S Englische, aus diesem in's Deutsche übertragen werden? Auf ein Prachtwerk will ich noch aufmerksam machen, auf Houbens Denkmäler von Litstii» veteiil und ^!oll»»in 1>i,jimit, zu welchen Fiedler Erläute¬ rungen gegeben hat. Mehr Bearbeiter als das Alterthum hat das Mittelalter gefun¬ den. Gaupp hat mit großer Gelehrsamkeit die germanischen An- siedlungen und Landtheilungen in den Provinzen des römischen Wel> reiches in ihrer völkerrechtlichen Eigenthümlichkeit und mit Rücksicht auf verwandte Erscheinungen der alten Welt und des späteren Mit¬ telalters dargestellt. Hansen lieferte schätzbare Beiträge zur Geschichte der Völkerwanderung, M üller veröffentlichte den vierten Theil seiner schwierigen, widerspruchsreichen, aber dankenswerthen Untersuchungen über die Territorialverhältnisse Deutschlands im Mittelalter, und zwar während der Zeit des zehnten Jahrhunderts. Von Sybel erörterte nicht ohne Glück, aber nicht erschöpfend, die wichtige Frage über die Entstehung des deutschen Königthums. Einen wichtigen und noch fehlenden Beitrag zur deutschen Geschichte erhielten wir in der fleißi¬ gen Geschichte des rheinischen Städtebundes vonSchaab und sehen mit Interesse der Fortsetzung entgegen. Die Geschichte der Hohen- staufen von Sy orsch it, in seiner bekannten Weise für's Volk fließend dargestellt, gedieh bis zu ihrem Ende. Auch die Geschichte der Kriege Karl's des Kühnen von Burgund durch v. Note ward mit dem zweiten Theile beendigt. Von Lichnowsky' s Geschichte des Hauses Habsburg brachte der achte Theil uus Kaiser Friedrich III. und des¬ sen Sohn Marimilian I. in interessanter, aber nicht erschöpfender Darstellung. Die Vollendung des Werkes kann nun wenigstens nicht durch den Fürsten selbst erfolgen, da diesen ein Schlagfluß in Mün¬ chen dem Leben entrissen hat. Die Geschichte der römischen Päpste von Ranke, dem geistreichsten Historiker Deutschlands in der Ge¬ genwart, liegt bereits in dritter Auflage vor und, wie vorauszusehen, nicht in letzter. Am meisten kultivirt ward das Feld der neueren Zeit. Ein höchst dankenswerthes Unternehmen ist die von Leske in Darmstadt begonnene Bibliothek der neueren Geschichte, welche sich die Aufgabe gestellt hat, die vorzüglichsten Geschichtschreiber des Auslandes vom Anfange des sechzehnten Jahrhunderts bis auf die Gegenwart zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/386>, abgerufen am 23.07.2024.