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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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veröffentlichen. An der Spitze des Unternehmens steht 0r. Külb.
Begonnen ist bereits Guicciardini's Geschichte von Italien. Möge
dieses Unternehmen nicht ohne Bestand sein! Nicht minder dankens¬
wert!) ist die aus dem königl. Archiv und der Bibliothek l!c>u> xo^lie
zu Brüssel durch Dr. Lenz veröffentlichte Korrespondenz des Kaisers
Karl V. Der unerschöpfliche Sporschil ist auch an eine Geschichte
deS dreißigjährigen Krieges gegangen, welche auf Kosten der Prote¬
stanten das kais. römische Interesse vertritt. Die Schriften über die
französische Revolution und deren Folgen mehren sich jährlich. Die
Denkwürdigkeiten, welche in Bezug darauf Bruno Bauer und
Edgar Bauer zu veröffentlichen begonnen haben, erregten viel Auf¬
sehen. Fortgesetzt wurde die Geschichte der Kriege in Europa seit
1792 bereits bis zum elften Bande und von Schrei da wind'ö
allg. Gesch. der französischen Kriege erschienen auch wieder mehrere
Bändchen. Thier'S Gesch. der franz. Revolution ward mehrfach
übersetzt und von seiner Gesch. Napoleons liegen ebenfalls zwei Ueber¬
setzungen vor. Auch die Schriften Guizot'ö werden den Deutschen
vorgeführt. Meines Wissens zum ersten Mal seine allgemeine Ge¬
schichte der europäischen Civilisation, akademische Vorlesungen, welche
ein neues Dokument von dem liebenswürdigen französischen Esprit
sind, welcher deutschen Geschichtschreibern so fühlbar abgeht. Nicht
uninteressant ist auch das Erscheinen seiner Geschichte der Revolution
in England von der Thronbesteigung Karl's I. bis zu seinem Tode
gerade in der Gegenwart, wo die Geschichte der englischen Revolu¬
tion von einem hochgefeierten Deutschen, Dahlmann, bereits nach
kurzer Zeit in dritter Auflage erschienen ist. In letzter Zeit hat keine
historische Schrift in Deutschland so reißenden Abgang und Anklang
gefunden, als die ebengenannte Dahlmann'S. Auch die Gesch. der
serbischen Revolution von Ranke, dessen erste Schrift, hat eine zweite
Auflage erlebt, so wie Burkhardt's allgemeine Geschichte der neue¬
sten Zeit, ein durch Gesinnung und Feuer der Darstellung ausge¬
zeichnetes Werk, bereits die dritte. Neben ihr bricht sich in Deutsch¬
land die nicht unwichtige Geschichte der zehn Jahre 1830--40 von
Louis Blanc neuerdings Bahn. Auch die Geschichte der vereinig¬
ten Staaten von Vancroft, welche in ihrem Vaterlande großen
Anklang gefunden hat, wird uns zum ersten Mal in einer Ueber¬
setzung dargeboten.


Greiizbote" I"6!>. I. 49

veröffentlichen. An der Spitze des Unternehmens steht 0r. Külb.
Begonnen ist bereits Guicciardini's Geschichte von Italien. Möge
dieses Unternehmen nicht ohne Bestand sein! Nicht minder dankens¬
wert!) ist die aus dem königl. Archiv und der Bibliothek l!c>u> xo^lie
zu Brüssel durch Dr. Lenz veröffentlichte Korrespondenz des Kaisers
Karl V. Der unerschöpfliche Sporschil ist auch an eine Geschichte
deS dreißigjährigen Krieges gegangen, welche auf Kosten der Prote¬
stanten das kais. römische Interesse vertritt. Die Schriften über die
französische Revolution und deren Folgen mehren sich jährlich. Die
Denkwürdigkeiten, welche in Bezug darauf Bruno Bauer und
Edgar Bauer zu veröffentlichen begonnen haben, erregten viel Auf¬
sehen. Fortgesetzt wurde die Geschichte der Kriege in Europa seit
1792 bereits bis zum elften Bande und von Schrei da wind'ö
allg. Gesch. der französischen Kriege erschienen auch wieder mehrere
Bändchen. Thier'S Gesch. der franz. Revolution ward mehrfach
übersetzt und von seiner Gesch. Napoleons liegen ebenfalls zwei Ueber¬
setzungen vor. Auch die Schriften Guizot'ö werden den Deutschen
vorgeführt. Meines Wissens zum ersten Mal seine allgemeine Ge¬
schichte der europäischen Civilisation, akademische Vorlesungen, welche
ein neues Dokument von dem liebenswürdigen französischen Esprit
sind, welcher deutschen Geschichtschreibern so fühlbar abgeht. Nicht
uninteressant ist auch das Erscheinen seiner Geschichte der Revolution
in England von der Thronbesteigung Karl's I. bis zu seinem Tode
gerade in der Gegenwart, wo die Geschichte der englischen Revolu¬
tion von einem hochgefeierten Deutschen, Dahlmann, bereits nach
kurzer Zeit in dritter Auflage erschienen ist. In letzter Zeit hat keine
historische Schrift in Deutschland so reißenden Abgang und Anklang
gefunden, als die ebengenannte Dahlmann'S. Auch die Gesch. der
serbischen Revolution von Ranke, dessen erste Schrift, hat eine zweite
Auflage erlebt, so wie Burkhardt's allgemeine Geschichte der neue¬
sten Zeit, ein durch Gesinnung und Feuer der Darstellung ausge¬
zeichnetes Werk, bereits die dritte. Neben ihr bricht sich in Deutsch¬
land die nicht unwichtige Geschichte der zehn Jahre 1830—40 von
Louis Blanc neuerdings Bahn. Auch die Geschichte der vereinig¬
ten Staaten von Vancroft, welche in ihrem Vaterlande großen
Anklang gefunden hat, wird uns zum ersten Mal in einer Ueber¬
setzung dargeboten.


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[0387] veröffentlichen. An der Spitze des Unternehmens steht 0r. Külb. Begonnen ist bereits Guicciardini's Geschichte von Italien. Möge dieses Unternehmen nicht ohne Bestand sein! Nicht minder dankens¬ wert!) ist die aus dem königl. Archiv und der Bibliothek l!c>u> xo^lie zu Brüssel durch Dr. Lenz veröffentlichte Korrespondenz des Kaisers Karl V. Der unerschöpfliche Sporschil ist auch an eine Geschichte deS dreißigjährigen Krieges gegangen, welche auf Kosten der Prote¬ stanten das kais. römische Interesse vertritt. Die Schriften über die französische Revolution und deren Folgen mehren sich jährlich. Die Denkwürdigkeiten, welche in Bezug darauf Bruno Bauer und Edgar Bauer zu veröffentlichen begonnen haben, erregten viel Auf¬ sehen. Fortgesetzt wurde die Geschichte der Kriege in Europa seit 1792 bereits bis zum elften Bande und von Schrei da wind'ö allg. Gesch. der französischen Kriege erschienen auch wieder mehrere Bändchen. Thier'S Gesch. der franz. Revolution ward mehrfach übersetzt und von seiner Gesch. Napoleons liegen ebenfalls zwei Ueber¬ setzungen vor. Auch die Schriften Guizot'ö werden den Deutschen vorgeführt. Meines Wissens zum ersten Mal seine allgemeine Ge¬ schichte der europäischen Civilisation, akademische Vorlesungen, welche ein neues Dokument von dem liebenswürdigen französischen Esprit sind, welcher deutschen Geschichtschreibern so fühlbar abgeht. Nicht uninteressant ist auch das Erscheinen seiner Geschichte der Revolution in England von der Thronbesteigung Karl's I. bis zu seinem Tode gerade in der Gegenwart, wo die Geschichte der englischen Revolu¬ tion von einem hochgefeierten Deutschen, Dahlmann, bereits nach kurzer Zeit in dritter Auflage erschienen ist. In letzter Zeit hat keine historische Schrift in Deutschland so reißenden Abgang und Anklang gefunden, als die ebengenannte Dahlmann'S. Auch die Gesch. der serbischen Revolution von Ranke, dessen erste Schrift, hat eine zweite Auflage erlebt, so wie Burkhardt's allgemeine Geschichte der neue¬ sten Zeit, ein durch Gesinnung und Feuer der Darstellung ausge¬ zeichnetes Werk, bereits die dritte. Neben ihr bricht sich in Deutsch¬ land die nicht unwichtige Geschichte der zehn Jahre 1830—40 von Louis Blanc neuerdings Bahn. Auch die Geschichte der vereinig¬ ten Staaten von Vancroft, welche in ihrem Vaterlande großen Anklang gefunden hat, wird uns zum ersten Mal in einer Ueber¬ setzung dargeboten. Greiizbote» I«6!>. I. 49

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/387>, abgerufen am 22.07.2024.