Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.und Hochedelgeboren suchen mich einmal in Belle Promesse heim, Die Pferde hielten vor der Thür und die Kavaliere standen -- Kann Er Gold machen? fragte er noch den bestürzten Sebald, Der Pater bückte sich schier zu Boden wie ein Dukatenmännchen. 4. Die NoscnKreuzcr in Wirillicrg. Der deutsche Sommer ist sehr launenhaft; auf die glühende und Hochedelgeboren suchen mich einmal in Belle Promesse heim, Die Pferde hielten vor der Thür und die Kavaliere standen — Kann Er Gold machen? fragte er noch den bestürzten Sebald, Der Pater bückte sich schier zu Boden wie ein Dukatenmännchen. 4. Die NoscnKreuzcr in Wirillicrg. Der deutsche Sommer ist sehr launenhaft; auf die glühende <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0312" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269727"/> <p xml:id="ID_878" prev="#ID_877"> und Hochedelgeboren suchen mich einmal in Belle Promesse heim,<lb/> wo ich Sommers Hause.</p><lb/> <p xml:id="ID_879"> Die Pferde hielten vor der Thür und die Kavaliere standen<lb/> seines Wirth gewärtig.</p><lb/> <p xml:id="ID_880"> — Kann Er Gold machen? fragte er noch den bestürzten Sebald,<lb/> der ihm das Geleit bis zur Treppe gab. Der arme Pater sah so<lb/> unglücklich unter sich hin, als wollte er sagen: nicht wohl möglich!<lb/> Na! sagte der Fürst, dann nehm' Er's nicht übel, wenn's Andere<lb/> versuchen! Das Pulver hat Er nicht erfunden, den Blitzableiter hat<lb/> Er verketzert, nun schrei' Er nicht Zeter, wenn ich im Schmelztiegel<lb/> ein Bischen Chemie treibe!</p><lb/> <p xml:id="ID_881"> Der Pater bückte sich schier zu Boden wie ein Dukatenmännchen.<lb/> Er wäre vielleicht für sein Leben gern, was das Goldmacher betrifft,<lb/> dem gestrengen Herrn zu Willen gewesen. Der Hufschlag der Pferde<lb/> und der Klang der Hifthörner scholl lustig lockend durch die stille<lb/> lauschende Nacht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> 4.<lb/> Die NoscnKreuzcr in Wirillicrg.</head><lb/> <p xml:id="ID_882" next="#ID_883"> Der deutsche Sommer ist sehr launenhaft; auf die glühende<lb/> Hitze folgt Sturm und Regen und auf den grundlosen Kreuz- und<lb/> Querwcgen nach Nürnberg liefen wir Gefahr, im Moraste stecken zu<lb/> bleiben. „Echt protestantisches Wetter daS!" schimpfte Pater Burk-<lb/> hardt. „naßkalter Novemberwind, der Einem die Ohren peitscht, als<lb/> wenn neunundneunzig rationelle Kanzelredner ihr Zungengedresch los¬<lb/> lassen!" Der Nürnberger Vetturin, in dessen elendem Kasten wir<lb/> steckten, sah sich erschrocken um, als sollten die Schimpfworte ihm<lb/> gelten. Der ehrwürdige Vater fluchte in einem'wunderlichen Kauder-<lb/> wälsch von Küchenlatein, Italienisch und Spanisch, das er aus der<lb/> Indischen Kolonie mitgebracht; dann und wann stößt ein deutscher<lb/> Laut, wie ein Faustschlag zwischendurch und dann fährt der Kutscher<lb/> auf dem Bocke wie besessen in die Hohe, fühlt sich getroffen und be¬<lb/> ginnt brummend einen unorganischen Ideenaustausch. Der gute</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0312]
und Hochedelgeboren suchen mich einmal in Belle Promesse heim,
wo ich Sommers Hause.
Die Pferde hielten vor der Thür und die Kavaliere standen
seines Wirth gewärtig.
— Kann Er Gold machen? fragte er noch den bestürzten Sebald,
der ihm das Geleit bis zur Treppe gab. Der arme Pater sah so
unglücklich unter sich hin, als wollte er sagen: nicht wohl möglich!
Na! sagte der Fürst, dann nehm' Er's nicht übel, wenn's Andere
versuchen! Das Pulver hat Er nicht erfunden, den Blitzableiter hat
Er verketzert, nun schrei' Er nicht Zeter, wenn ich im Schmelztiegel
ein Bischen Chemie treibe!
Der Pater bückte sich schier zu Boden wie ein Dukatenmännchen.
Er wäre vielleicht für sein Leben gern, was das Goldmacher betrifft,
dem gestrengen Herrn zu Willen gewesen. Der Hufschlag der Pferde
und der Klang der Hifthörner scholl lustig lockend durch die stille
lauschende Nacht.
4.
Die NoscnKreuzcr in Wirillicrg.
Der deutsche Sommer ist sehr launenhaft; auf die glühende
Hitze folgt Sturm und Regen und auf den grundlosen Kreuz- und
Querwcgen nach Nürnberg liefen wir Gefahr, im Moraste stecken zu
bleiben. „Echt protestantisches Wetter daS!" schimpfte Pater Burk-
hardt. „naßkalter Novemberwind, der Einem die Ohren peitscht, als
wenn neunundneunzig rationelle Kanzelredner ihr Zungengedresch los¬
lassen!" Der Nürnberger Vetturin, in dessen elendem Kasten wir
steckten, sah sich erschrocken um, als sollten die Schimpfworte ihm
gelten. Der ehrwürdige Vater fluchte in einem'wunderlichen Kauder-
wälsch von Küchenlatein, Italienisch und Spanisch, das er aus der
Indischen Kolonie mitgebracht; dann und wann stößt ein deutscher
Laut, wie ein Faustschlag zwischendurch und dann fährt der Kutscher
auf dem Bocke wie besessen in die Hohe, fühlt sich getroffen und be¬
ginnt brummend einen unorganischen Ideenaustausch. Der gute
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