Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.heimzusuchen. Da er in uns die römisch Gläubigen erkannte, mußt' Die Stadt Erlangen verließen wir in einem Zustande, der 2. In der Schenke )n Pmckcloluihl. Wir haben uns vor den preußischen Werbeoffizieren flüchten heimzusuchen. Da er in uns die römisch Gläubigen erkannte, mußt' Die Stadt Erlangen verließen wir in einem Zustande, der 2. In der Schenke )n Pmckcloluihl. Wir haben uns vor den preußischen Werbeoffizieren flüchten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0260" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269677"/> <p xml:id="ID_749" prev="#ID_748"> heimzusuchen. Da er in uns die römisch Gläubigen erkannte, mußt'<lb/> ich-auf seine Vertraulichkeit mit Pater Burkhardt schließen, denn wir<lb/> sind hier in ganz weltlicher Tracht und mit Pässen hergereist, die<lb/> uns als protestantische Christenkinder bezeichnen. Ich weiß nicht,<lb/> welche Zwecke mein Begleiter damit verknüpft, aber schon in Ulm<lb/> hätten wir ja als katholische Christen kein Strohlager zu Nacht be¬<lb/> kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_750"> Die Stadt Erlangen verließen wir in einem Zustande, der<lb/> fast an Aufruhr grenzte. Aus dem Streit der Studenten erwuchsen<lb/> Straßentumulte, an denen die Bürger Antheil nahmen. Der Mark¬<lb/> graf, der in diesen Landen gebietet, mußte Dragoner abschicken, um<lb/> den großen Abendmahlsstreit zu schlichten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> 2.<lb/> In der Schenke )n Pmckcloluihl.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_751" next="#ID_752"> Wir haben uns vor den preußischen Werbeoffizieren flüchten<lb/> müssen. In Erlangen hatten sie unter einer Anzahl Studenten, die<lb/> „se-tun-du halber" fortgewiesen wurden, eine zahlreiche Beute gemacht.<lb/> Der Markgraf ist der Schwager König Friedrich's, und während er<lb/> als Reichs'fürst seine Truppen stellen soll, läßt er doch überall die<lb/> dreisten Werbungen für die preußischen Fahnen zu. Das Reich will<lb/> dem Könige den Krieg erklären, und doch schweifen die blauen Hu¬<lb/> saren mit einem Nudel junger Bursche bis dicht an die Thore von<lb/> Nürnberg. In den Schenken singen sie Lieder ans ihren königlichen<lb/> Helden, und die Jugend verläßt den Pflug auf dem Felde, Bücher<lb/> und Schreibpult in der Schulstube. Nicht das Handgeld, das die<lb/> Husaren bieten, der Nuhm des Königs reißt sie fort. In Dörfern<lb/> und Städten, selbst in Klöstern und am Altar der Kirchen wird ge¬<lb/> worben; der preußische „Antichrist" scheint wie ehedem der Hunnen¬<lb/> könig ein neues Jahrhundert über Deutschland herauf^ nhren. Der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0260]
heimzusuchen. Da er in uns die römisch Gläubigen erkannte, mußt'
ich-auf seine Vertraulichkeit mit Pater Burkhardt schließen, denn wir
sind hier in ganz weltlicher Tracht und mit Pässen hergereist, die
uns als protestantische Christenkinder bezeichnen. Ich weiß nicht,
welche Zwecke mein Begleiter damit verknüpft, aber schon in Ulm
hätten wir ja als katholische Christen kein Strohlager zu Nacht be¬
kommen.
Die Stadt Erlangen verließen wir in einem Zustande, der
fast an Aufruhr grenzte. Aus dem Streit der Studenten erwuchsen
Straßentumulte, an denen die Bürger Antheil nahmen. Der Mark¬
graf, der in diesen Landen gebietet, mußte Dragoner abschicken, um
den großen Abendmahlsstreit zu schlichten.
2.
In der Schenke )n Pmckcloluihl.
Wir haben uns vor den preußischen Werbeoffizieren flüchten
müssen. In Erlangen hatten sie unter einer Anzahl Studenten, die
„se-tun-du halber" fortgewiesen wurden, eine zahlreiche Beute gemacht.
Der Markgraf ist der Schwager König Friedrich's, und während er
als Reichs'fürst seine Truppen stellen soll, läßt er doch überall die
dreisten Werbungen für die preußischen Fahnen zu. Das Reich will
dem Könige den Krieg erklären, und doch schweifen die blauen Hu¬
saren mit einem Nudel junger Bursche bis dicht an die Thore von
Nürnberg. In den Schenken singen sie Lieder ans ihren königlichen
Helden, und die Jugend verläßt den Pflug auf dem Felde, Bücher
und Schreibpult in der Schulstube. Nicht das Handgeld, das die
Husaren bieten, der Nuhm des Königs reißt sie fort. In Dörfern
und Städten, selbst in Klöstern und am Altar der Kirchen wird ge¬
worben; der preußische „Antichrist" scheint wie ehedem der Hunnen¬
könig ein neues Jahrhundert über Deutschland herauf^ nhren. Der
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