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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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der letzte" Zeit oft genannte Dr. Ghega, gleichfalls ein Venetianer, der
bei Gelegenheit seines rühmlichen Werkes über die Eisenbahn über
das Alleghanygebirge auch in dieser Zeitschrift erwähnt worden.
Ghega ist ein scharfsinniger, analytischer Kopf, mehr Mathematiker
als Mechaniker, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Entbehrlichkeit
der atmosphärischen Eisenbahnen zu beweisen, was auch den Grund¬
gedanken seines erwähnten Buches auemacht.

Als Unterinspector nennen wir Herrn Schnirch, welcher in Böh¬
men bei dem von ihm bewerkstelligten Bau einer Kettenbrücke über
die Moldau und Eger Beweise seiner Tüchtigkeit geliefert. Das
Personale der Generaldirection ist sehr zahlreich und umfaßt in tech¬
nischer, bureaukratischer, buchhalterischer Beziehung wohl an dreihun¬
dert Individuen, welche zum Theile in dem früher von dem Prinzen
Wasa bewohnten Geymüller'schen Palais in der Herrenstraße unter¬
gebracht sind, das der Staat um eine halbe Million Gulden ange¬
kauft. Die Bureau- und Rechnungöabtheilung steht unter der
energischen Leitung des Regierungsrathes Zellner.

Hier gehen wir nun auf das jüngste Institut dieser Sphäre
über, zu der Central-Bergbau-Direktion, deren Entstehung und
Wirkungskreis in wenigen Worten zu erklären ist, obschon der ihrer
Thätigkeit eröffnete Spielraum kein geringer genannt werden kann.
Nach dem plötzlichen Tode des Präsidenten der Hofkammer im Münz-
und Bergwesen, des Fürsten Lobkowitz, schwankte das Schicksal die¬
ser erst im Jahre 1834 selbständig gewordenen Hofstelle lange
unentschieden, da man anfangs den Plan hegte, die genannte Hof¬
kammer gänzlich aufzulösen und eine Oberbaudircction für das sämmt¬
liche Montanisticum zu errichten. Durch kaiserliches Kabinetsschreiben
blieb indeß die montanistische Hostammcr im Wesentlichen unberührt,
und es ward ihr noch eine technische Centralbehörde beigeordnet,
welche den Bergbaubetrieb aller Provinzen zu leiten hat, so zwar,
daß der Hofstelle das berggerichtliche, münzämtliche und administra¬
tive Departement verblieb, der technische, auf Beförderung der Gru-
benauöbeute und die mechanischen Hilfsmittel des Bergwesens basirte
Theil aber der neuerrichteten Central-Bergbau-Direction anheimfällt,
welche auch die Besetzung der Beamtenstellen bis sechshundert Gul¬
den Gehalt zu besorgen hat. Wenn man bedenkt, welchen Erzreich-
thum der Boden aller österreichischen Provinzen birgt, und wie eS


Gr-lGoteii l"/.n. I. 15

der letzte» Zeit oft genannte Dr. Ghega, gleichfalls ein Venetianer, der
bei Gelegenheit seines rühmlichen Werkes über die Eisenbahn über
das Alleghanygebirge auch in dieser Zeitschrift erwähnt worden.
Ghega ist ein scharfsinniger, analytischer Kopf, mehr Mathematiker
als Mechaniker, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Entbehrlichkeit
der atmosphärischen Eisenbahnen zu beweisen, was auch den Grund¬
gedanken seines erwähnten Buches auemacht.

Als Unterinspector nennen wir Herrn Schnirch, welcher in Böh¬
men bei dem von ihm bewerkstelligten Bau einer Kettenbrücke über
die Moldau und Eger Beweise seiner Tüchtigkeit geliefert. Das
Personale der Generaldirection ist sehr zahlreich und umfaßt in tech¬
nischer, bureaukratischer, buchhalterischer Beziehung wohl an dreihun¬
dert Individuen, welche zum Theile in dem früher von dem Prinzen
Wasa bewohnten Geymüller'schen Palais in der Herrenstraße unter¬
gebracht sind, das der Staat um eine halbe Million Gulden ange¬
kauft. Die Bureau- und Rechnungöabtheilung steht unter der
energischen Leitung des Regierungsrathes Zellner.

Hier gehen wir nun auf das jüngste Institut dieser Sphäre
über, zu der Central-Bergbau-Direktion, deren Entstehung und
Wirkungskreis in wenigen Worten zu erklären ist, obschon der ihrer
Thätigkeit eröffnete Spielraum kein geringer genannt werden kann.
Nach dem plötzlichen Tode des Präsidenten der Hofkammer im Münz-
und Bergwesen, des Fürsten Lobkowitz, schwankte das Schicksal die¬
ser erst im Jahre 1834 selbständig gewordenen Hofstelle lange
unentschieden, da man anfangs den Plan hegte, die genannte Hof¬
kammer gänzlich aufzulösen und eine Oberbaudircction für das sämmt¬
liche Montanisticum zu errichten. Durch kaiserliches Kabinetsschreiben
blieb indeß die montanistische Hostammcr im Wesentlichen unberührt,
und es ward ihr noch eine technische Centralbehörde beigeordnet,
welche den Bergbaubetrieb aller Provinzen zu leiten hat, so zwar,
daß der Hofstelle das berggerichtliche, münzämtliche und administra¬
tive Departement verblieb, der technische, auf Beförderung der Gru-
benauöbeute und die mechanischen Hilfsmittel des Bergwesens basirte
Theil aber der neuerrichteten Central-Bergbau-Direction anheimfällt,
welche auch die Besetzung der Beamtenstellen bis sechshundert Gul¬
den Gehalt zu besorgen hat. Wenn man bedenkt, welchen Erzreich-
thum der Boden aller österreichischen Provinzen birgt, und wie eS


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/115>, abgerufen am 22.07.2024.