Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.Andere, die jeder erprobten Neuerung gewogen sind und die Dinge Mit dem Hofbaurathe sind gegenwärtig zwei andere kleinere Kürzer können wir uns ohne Zweifel in Betreff der Gene- *) Sprenger's Lebensschicksale sind in vieler Hinsicht interessant, ja ro¬
manhaft. Der Sohn eines armen Tischlers, mußte er sich kümmerlich durch¬ bringen, und der Hunger würzte seine Studien. Man erzählt, daß ein ga¬ lantes Verhältniß ihm endlich die Mittel gewährte, um seine Ausbildung zu vollenden. Als Assistent einer Lehrkanzel bei der k. k. Akademie der bildenden, Künste erregte er bald die Aufmerksamkeit des Curotors derselben, des Fürsten Metternich, und ward, ohne die üblichen Reisen zu machen, zum wirklichen Professor befördert. Als solcher entwarf er den Plan zum Umbau des Ste¬ phansthurms und brachte das Gußcisengcstell dabei in Vorschlag, das auch wirklich in Ausführung gebracht wurde. Daran schloß sich seine Beförderung zum Hofbaurath, welche sicher nicht die letzte sei" wird. Sprenger ist ein rü¬ stiger Man" von kaum vierzig Jahren, dem eine außerordentliche Gabe der Be¬ redsamkeit und Ideenfülle zu Gebote stehr. Andere, die jeder erprobten Neuerung gewogen sind und die Dinge Mit dem Hofbaurathe sind gegenwärtig zwei andere kleinere Kürzer können wir uns ohne Zweifel in Betreff der Gene- *) Sprenger's Lebensschicksale sind in vieler Hinsicht interessant, ja ro¬
manhaft. Der Sohn eines armen Tischlers, mußte er sich kümmerlich durch¬ bringen, und der Hunger würzte seine Studien. Man erzählt, daß ein ga¬ lantes Verhältniß ihm endlich die Mittel gewährte, um seine Ausbildung zu vollenden. Als Assistent einer Lehrkanzel bei der k. k. Akademie der bildenden, Künste erregte er bald die Aufmerksamkeit des Curotors derselben, des Fürsten Metternich, und ward, ohne die üblichen Reisen zu machen, zum wirklichen Professor befördert. Als solcher entwarf er den Plan zum Umbau des Ste¬ phansthurms und brachte das Gußcisengcstell dabei in Vorschlag, das auch wirklich in Ausführung gebracht wurde. Daran schloß sich seine Beförderung zum Hofbaurath, welche sicher nicht die letzte sei» wird. Sprenger ist ein rü¬ stiger Man» von kaum vierzig Jahren, dem eine außerordentliche Gabe der Be¬ redsamkeit und Ideenfülle zu Gebote stehr. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269529"/> <p xml:id="ID_361" prev="#ID_360"> Andere, die jeder erprobten Neuerung gewogen sind und die Dinge<lb/> alle im großartigsten Sinne zu losen suchen, an'S Brett kommen,<lb/> und dies in einem Lande, wo nur allzu lange die Bedächtigkeit<lb/> ihre langweiligen Triumphe gefeiert. Sprenger ist fast fortwährend<lb/> auf Reisen, bald in England, bald in Italien, und in seinem viel¬<lb/> seitigen Geiste findet eine eigenthümliche, echt moderne und praktische<lb/> Verschmelzung des in den beiden Ländern ausgeprägten Baustyles<lb/> Statt; tie englische Nützlichkeit und die italienische Schönheit werden<lb/> in seinen meisterhaften Entwürfen ein originelles Ganze, zu dem<lb/> ihm wohl manchmal die Geduld der Ausführung mangelt, wie man<lb/> ihm schon zum Vorwurf gemacht, aber welche blos tüchtiger Kräfte<lb/> bedarf, um würdige Schöpfungen in'S Leben zu rufen. 5)</p><lb/> <p xml:id="ID_362"> Mit dem Hofbaurathe sind gegenwärtig zwei andere kleinere<lb/> Amtskörper verbunden, denen gleichfalls Offiziere vorstehen, nämlich<lb/> die Katastral-Vermessungs^Central-Direction, unter Leitung des Ma¬<lb/> jors Kohlenegg, und das Katastral-Triangulirungs-Kalkul-Bureau,<lb/> unter Führung des Oberstlieutenants Hawliczck vom General Quar-<lb/> tiermeisterstab. Früher war das gesammte Katasterwesen auf bür¬<lb/> gerliche Weise organisirt, in Folge des immer strenger durchgeführten<lb/> Sparsystems jedoch auf militärischen Fuß gesetzt worden, weßhalb<lb/> man auch vermuthet, daß bis zur endlichen Vereinigung aller tech¬<lb/> nischen Centralbehörden in Wien die militärische Seite des Hofbau-<lb/> rathes ein wachsendes Gewicht bekommen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_363" next="#ID_364"> Kürzer können wir uns ohne Zweifel in Betreff der Gene-<lb/> raldirection der Staatseisenbahnen fassen, welche eigentlich nur eil»<lb/> Ableger des HofbauratheS ist, doch mit dem Unterschiede, daß dieser<lb/> als controlirende Behörde dem General - RcchnungSdirectorium</p><lb/> <note xml:id="FID_19" place="foot"> *) Sprenger's Lebensschicksale sind in vieler Hinsicht interessant, ja ro¬<lb/> manhaft. Der Sohn eines armen Tischlers, mußte er sich kümmerlich durch¬<lb/> bringen, und der Hunger würzte seine Studien. Man erzählt, daß ein ga¬<lb/> lantes Verhältniß ihm endlich die Mittel gewährte, um seine Ausbildung zu<lb/> vollenden. Als Assistent einer Lehrkanzel bei der k. k. Akademie der bildenden,<lb/> Künste erregte er bald die Aufmerksamkeit des Curotors derselben, des Fürsten<lb/> Metternich, und ward, ohne die üblichen Reisen zu machen, zum wirklichen<lb/> Professor befördert. Als solcher entwarf er den Plan zum Umbau des Ste¬<lb/> phansthurms und brachte das Gußcisengcstell dabei in Vorschlag, das auch<lb/> wirklich in Ausführung gebracht wurde. Daran schloß sich seine Beförderung<lb/> zum Hofbaurath, welche sicher nicht die letzte sei» wird. Sprenger ist ein rü¬<lb/> stiger Man» von kaum vierzig Jahren, dem eine außerordentliche Gabe der Be¬<lb/> redsamkeit und Ideenfülle zu Gebote stehr.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0112]
Andere, die jeder erprobten Neuerung gewogen sind und die Dinge
alle im großartigsten Sinne zu losen suchen, an'S Brett kommen,
und dies in einem Lande, wo nur allzu lange die Bedächtigkeit
ihre langweiligen Triumphe gefeiert. Sprenger ist fast fortwährend
auf Reisen, bald in England, bald in Italien, und in seinem viel¬
seitigen Geiste findet eine eigenthümliche, echt moderne und praktische
Verschmelzung des in den beiden Ländern ausgeprägten Baustyles
Statt; tie englische Nützlichkeit und die italienische Schönheit werden
in seinen meisterhaften Entwürfen ein originelles Ganze, zu dem
ihm wohl manchmal die Geduld der Ausführung mangelt, wie man
ihm schon zum Vorwurf gemacht, aber welche blos tüchtiger Kräfte
bedarf, um würdige Schöpfungen in'S Leben zu rufen. 5)
Mit dem Hofbaurathe sind gegenwärtig zwei andere kleinere
Amtskörper verbunden, denen gleichfalls Offiziere vorstehen, nämlich
die Katastral-Vermessungs^Central-Direction, unter Leitung des Ma¬
jors Kohlenegg, und das Katastral-Triangulirungs-Kalkul-Bureau,
unter Führung des Oberstlieutenants Hawliczck vom General Quar-
tiermeisterstab. Früher war das gesammte Katasterwesen auf bür¬
gerliche Weise organisirt, in Folge des immer strenger durchgeführten
Sparsystems jedoch auf militärischen Fuß gesetzt worden, weßhalb
man auch vermuthet, daß bis zur endlichen Vereinigung aller tech¬
nischen Centralbehörden in Wien die militärische Seite des Hofbau-
rathes ein wachsendes Gewicht bekommen werde.
Kürzer können wir uns ohne Zweifel in Betreff der Gene-
raldirection der Staatseisenbahnen fassen, welche eigentlich nur eil»
Ableger des HofbauratheS ist, doch mit dem Unterschiede, daß dieser
als controlirende Behörde dem General - RcchnungSdirectorium
*) Sprenger's Lebensschicksale sind in vieler Hinsicht interessant, ja ro¬
manhaft. Der Sohn eines armen Tischlers, mußte er sich kümmerlich durch¬
bringen, und der Hunger würzte seine Studien. Man erzählt, daß ein ga¬
lantes Verhältniß ihm endlich die Mittel gewährte, um seine Ausbildung zu
vollenden. Als Assistent einer Lehrkanzel bei der k. k. Akademie der bildenden,
Künste erregte er bald die Aufmerksamkeit des Curotors derselben, des Fürsten
Metternich, und ward, ohne die üblichen Reisen zu machen, zum wirklichen
Professor befördert. Als solcher entwarf er den Plan zum Umbau des Ste¬
phansthurms und brachte das Gußcisengcstell dabei in Vorschlag, das auch
wirklich in Ausführung gebracht wurde. Daran schloß sich seine Beförderung
zum Hofbaurath, welche sicher nicht die letzte sei» wird. Sprenger ist ein rü¬
stiger Man» von kaum vierzig Jahren, dem eine außerordentliche Gabe der Be¬
redsamkeit und Ideenfülle zu Gebote stehr.
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