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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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"objectiv-gleichfähigcn" Beamten ---), waS in der That kein Geringes
ist; ja es wird sogar für nöthig erachtet, das monarchische Princip
in einer ganzj besonderen Weise mit dem Volke, "dem Ertrem der em¬
pirischen Allgemeinheit" erst zu vermitteln ? es wird ihm doch
also eine gewisse eigenthümliche Geltung zuerkannt, die mit dem ihm
nur zukommen sollenden Jasagen nicht recht in Einklang gebracht
werden kann. -- Und bei dem Allen soll es wirklich auf die "Be¬
sonderheit des Charakters" des Monarchen nicht ankommen, es soll
diese wirklich gleichgiltig sein in einem Staate, darin die objectiven
Verhältnisse der Idee das Einzig-Wesentliche sind?

Im Verlauf der Fortentwicklung der Idee zu ihren weitern be¬
sondern Momenten wird allmälig mehr und mehr der dialektische
Faden verlassen. Nur die Kategorie erinnert dann noch bisweilen
an das speculative Interesse, wo eigentlich nur die besondere Ansicht
des Philosophen vorgetragen wird. Die concreten Verhältnisse be¬
wältigen den idealen Prozeß der Dialektik, und wenn auch ein ge>
wisser Schematismus noch immer durch die Darstellung hindurch¬
geht, so ist er im eigentlich speculativen Sinn doch ziemlich äußerlich.
Denn nirgends wird ein Fortgang deS, Geistes in sich selber bemerk¬
bar. Es tritt vielmehr dieser immer deutlicher als eine in sich fertige
und abgeschlossene Voraussetzung auf, an welche die verschiedenen
Bezüge des politischen Lebens herangebracht werden. Von einer
Selbstbestimmung dieses Geistes ist denn sonach keine Rede, sondern
es ist eine Zweiheit vorhanden, eben der Geist und die Dinge, welche
das Denken in . Beziehung auf einander setzt. Die Spekulation ist
also sich selber untreu geworden, wenn man nicht etwa die Vorbe¬
halte, darin sie hie und da ihren Anspruch auf dialektische Nothwen¬
digkeit ihrer Entwicklung erneuert,""-!-) gelten lassen will.--So sind
denn unter Andern auch die Argumente, welche für das Zweikam¬
mersystem, eine auf unveräußerlichen Erbgrundbesitz beruhende erste
Kaminer, beigebracht werden, recht bezeichnend für diese Nachlässigkeit
der Idee gegen sich selber. Damit nämlich vermittelt werde zwischen
dem monarchischen und ständischen Princip, sei eine solche erste Kam¬
mer nothwendig, welche "ein auf sich beruhendes Wollen und die

*) Ebendas. H. 292.
"




) Ebendas. H. 30t.
Vergl. ebend. ez. 301. gegen den Schluß.
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„objectiv-gleichfähigcn" Beamten ---), waS in der That kein Geringes
ist; ja es wird sogar für nöthig erachtet, das monarchische Princip
in einer ganzj besonderen Weise mit dem Volke, „dem Ertrem der em¬
pirischen Allgemeinheit" erst zu vermitteln ? es wird ihm doch
also eine gewisse eigenthümliche Geltung zuerkannt, die mit dem ihm
nur zukommen sollenden Jasagen nicht recht in Einklang gebracht
werden kann. — Und bei dem Allen soll es wirklich auf die „Be¬
sonderheit des Charakters" des Monarchen nicht ankommen, es soll
diese wirklich gleichgiltig sein in einem Staate, darin die objectiven
Verhältnisse der Idee das Einzig-Wesentliche sind?

Im Verlauf der Fortentwicklung der Idee zu ihren weitern be¬
sondern Momenten wird allmälig mehr und mehr der dialektische
Faden verlassen. Nur die Kategorie erinnert dann noch bisweilen
an das speculative Interesse, wo eigentlich nur die besondere Ansicht
des Philosophen vorgetragen wird. Die concreten Verhältnisse be¬
wältigen den idealen Prozeß der Dialektik, und wenn auch ein ge>
wisser Schematismus noch immer durch die Darstellung hindurch¬
geht, so ist er im eigentlich speculativen Sinn doch ziemlich äußerlich.
Denn nirgends wird ein Fortgang deS, Geistes in sich selber bemerk¬
bar. Es tritt vielmehr dieser immer deutlicher als eine in sich fertige
und abgeschlossene Voraussetzung auf, an welche die verschiedenen
Bezüge des politischen Lebens herangebracht werden. Von einer
Selbstbestimmung dieses Geistes ist denn sonach keine Rede, sondern
es ist eine Zweiheit vorhanden, eben der Geist und die Dinge, welche
das Denken in . Beziehung auf einander setzt. Die Spekulation ist
also sich selber untreu geworden, wenn man nicht etwa die Vorbe¬
halte, darin sie hie und da ihren Anspruch auf dialektische Nothwen¬
digkeit ihrer Entwicklung erneuert,»»-!-) gelten lassen will.—So sind
denn unter Andern auch die Argumente, welche für das Zweikam¬
mersystem, eine auf unveräußerlichen Erbgrundbesitz beruhende erste
Kaminer, beigebracht werden, recht bezeichnend für diese Nachlässigkeit
der Idee gegen sich selber. Damit nämlich vermittelt werde zwischen
dem monarchischen und ständischen Princip, sei eine solche erste Kam¬
mer nothwendig, welche „ein auf sich beruhendes Wollen und die

*) Ebendas. H. 292.
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Vergl. ebend. ez. 301. gegen den Schluß.
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[0309] „objectiv-gleichfähigcn" Beamten ---), waS in der That kein Geringes ist; ja es wird sogar für nöthig erachtet, das monarchische Princip in einer ganzj besonderen Weise mit dem Volke, „dem Ertrem der em¬ pirischen Allgemeinheit" erst zu vermitteln ? es wird ihm doch also eine gewisse eigenthümliche Geltung zuerkannt, die mit dem ihm nur zukommen sollenden Jasagen nicht recht in Einklang gebracht werden kann. — Und bei dem Allen soll es wirklich auf die „Be¬ sonderheit des Charakters" des Monarchen nicht ankommen, es soll diese wirklich gleichgiltig sein in einem Staate, darin die objectiven Verhältnisse der Idee das Einzig-Wesentliche sind? Im Verlauf der Fortentwicklung der Idee zu ihren weitern be¬ sondern Momenten wird allmälig mehr und mehr der dialektische Faden verlassen. Nur die Kategorie erinnert dann noch bisweilen an das speculative Interesse, wo eigentlich nur die besondere Ansicht des Philosophen vorgetragen wird. Die concreten Verhältnisse be¬ wältigen den idealen Prozeß der Dialektik, und wenn auch ein ge> wisser Schematismus noch immer durch die Darstellung hindurch¬ geht, so ist er im eigentlich speculativen Sinn doch ziemlich äußerlich. Denn nirgends wird ein Fortgang deS, Geistes in sich selber bemerk¬ bar. Es tritt vielmehr dieser immer deutlicher als eine in sich fertige und abgeschlossene Voraussetzung auf, an welche die verschiedenen Bezüge des politischen Lebens herangebracht werden. Von einer Selbstbestimmung dieses Geistes ist denn sonach keine Rede, sondern es ist eine Zweiheit vorhanden, eben der Geist und die Dinge, welche das Denken in . Beziehung auf einander setzt. Die Spekulation ist also sich selber untreu geworden, wenn man nicht etwa die Vorbe¬ halte, darin sie hie und da ihren Anspruch auf dialektische Nothwen¬ digkeit ihrer Entwicklung erneuert,»»-!-) gelten lassen will.—So sind denn unter Andern auch die Argumente, welche für das Zweikam¬ mersystem, eine auf unveräußerlichen Erbgrundbesitz beruhende erste Kaminer, beigebracht werden, recht bezeichnend für diese Nachlässigkeit der Idee gegen sich selber. Damit nämlich vermittelt werde zwischen dem monarchischen und ständischen Princip, sei eine solche erste Kam¬ mer nothwendig, welche „ein auf sich beruhendes Wollen und die *) Ebendas. H. 292. " ) Ebendas. H. 30t. Vergl. ebend. ez. 301. gegen den Schluß. EK'tuzbvten n. Zg

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/309>, abgerufen am 27.07.2024.