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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

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gehörte, oder Subscribent oder Gattin eines solchen war (denn auch
den letzteren hatte das Comitv, aber nur persönliche Karten zuertheilt)
oder wenn man, wie gesagt, zu einem der eingeladenen Vereine ge¬
hörte. Fremde, die keinen Namen hatten, waren natürlich ausge¬
n!

schlose
Um eilf Uhr begann der Festzug, der aus den eben aufgezähl¬
ten Personen, mit Ausnahme der Damen, die für sich allein hinge¬
hen konnten, bestand und außer den Fahnen der Musikvereine und
der Militärmusik Nichts darbot, das ihn vor einem gewöhnlichen
Zuge von Menschen ausgezeichnet hätte.

Nichts desto weniger waren Tausende von Einheimischen und
Fremden auf den Beinen; und die Schulkinder, welche nicht wußten,
wie ihnen geschah, sprachen, mit Ausnahme der Gymnasiasten, viel¬
leicht zum ersten Male den Namen Göthe's mit Verehrung aus,
denn der heutige Tag brachte ihnen Ferien; übrigens hatten weder
sie, noch die übrige Volksmenge etwas Anderes beim Feste zu thun,
als sich gegenseitig zu drängen und zu betrachten.

In dem Innern des Verschlages angekommen, ward die ord¬
nungsmäßige Theilung vorgenommen; Sänger und Musikanten mu߬
ten hinter die Statue, wo sie am zweckmäßigsten die verschiedenen
Musikstücke ausführen, aber, obgleich sie sich als Künstler zu der Fest¬
lichkeit eingeladen glaubten, die sie verherrlichen halfen, von der
eigentlichen Feierlichkeit, von der Festrede, Nichts vernehmen konnten.

Diese ward nach Absingung eines edel und getragen gehaltenen
Chores von einem Mitgliede des Comitvö gesprochen; da wir aber
nicht die Ehre haben, Mitglied des Frankfurter Senates zu sein,
vielmehr als Fremder und NichtUnterzeichner einer Unternehmung,
von deren Eristenz wir bis zur letzten Zeit keine Kunde hatten, zu
keiner Eintrittskarte gelangen konnten, so blieb uns der Inhalt dieses
Vortrags gänzlich verborgen. Das Einzige, was wir bemerken konn¬
ten, war, daß sie ziemlich lange dauerte und dadurch die Ungeduld
des auf die Enthüllung harrenden Volkes mehrmals megde.

Endlich fiel die Leinwand, und weithin erglänzte das schöne
Bild, man schwenkte die Hüte, und theilweiser Enthusiasmus machte
sich laut; noch einige Chöre wurden gesungen, und Alles war ge¬
endet.


gehörte, oder Subscribent oder Gattin eines solchen war (denn auch
den letzteren hatte das Comitv, aber nur persönliche Karten zuertheilt)
oder wenn man, wie gesagt, zu einem der eingeladenen Vereine ge¬
hörte. Fremde, die keinen Namen hatten, waren natürlich ausge¬
n!

schlose
Um eilf Uhr begann der Festzug, der aus den eben aufgezähl¬
ten Personen, mit Ausnahme der Damen, die für sich allein hinge¬
hen konnten, bestand und außer den Fahnen der Musikvereine und
der Militärmusik Nichts darbot, das ihn vor einem gewöhnlichen
Zuge von Menschen ausgezeichnet hätte.

Nichts desto weniger waren Tausende von Einheimischen und
Fremden auf den Beinen; und die Schulkinder, welche nicht wußten,
wie ihnen geschah, sprachen, mit Ausnahme der Gymnasiasten, viel¬
leicht zum ersten Male den Namen Göthe's mit Verehrung aus,
denn der heutige Tag brachte ihnen Ferien; übrigens hatten weder
sie, noch die übrige Volksmenge etwas Anderes beim Feste zu thun,
als sich gegenseitig zu drängen und zu betrachten.

In dem Innern des Verschlages angekommen, ward die ord¬
nungsmäßige Theilung vorgenommen; Sänger und Musikanten mu߬
ten hinter die Statue, wo sie am zweckmäßigsten die verschiedenen
Musikstücke ausführen, aber, obgleich sie sich als Künstler zu der Fest¬
lichkeit eingeladen glaubten, die sie verherrlichen halfen, von der
eigentlichen Feierlichkeit, von der Festrede, Nichts vernehmen konnten.

Diese ward nach Absingung eines edel und getragen gehaltenen
Chores von einem Mitgliede des Comitvö gesprochen; da wir aber
nicht die Ehre haben, Mitglied des Frankfurter Senates zu sein,
vielmehr als Fremder und NichtUnterzeichner einer Unternehmung,
von deren Eristenz wir bis zur letzten Zeit keine Kunde hatten, zu
keiner Eintrittskarte gelangen konnten, so blieb uns der Inhalt dieses
Vortrags gänzlich verborgen. Das Einzige, was wir bemerken konn¬
ten, war, daß sie ziemlich lange dauerte und dadurch die Ungeduld
des auf die Enthüllung harrenden Volkes mehrmals megde.

Endlich fiel die Leinwand, und weithin erglänzte das schöne
Bild, man schwenkte die Hüte, und theilweiser Enthusiasmus machte
sich laut; noch einige Chöre wurden gesungen, und Alles war ge¬
endet.


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[0297] gehörte, oder Subscribent oder Gattin eines solchen war (denn auch den letzteren hatte das Comitv, aber nur persönliche Karten zuertheilt) oder wenn man, wie gesagt, zu einem der eingeladenen Vereine ge¬ hörte. Fremde, die keinen Namen hatten, waren natürlich ausge¬ n! schlose Um eilf Uhr begann der Festzug, der aus den eben aufgezähl¬ ten Personen, mit Ausnahme der Damen, die für sich allein hinge¬ hen konnten, bestand und außer den Fahnen der Musikvereine und der Militärmusik Nichts darbot, das ihn vor einem gewöhnlichen Zuge von Menschen ausgezeichnet hätte. Nichts desto weniger waren Tausende von Einheimischen und Fremden auf den Beinen; und die Schulkinder, welche nicht wußten, wie ihnen geschah, sprachen, mit Ausnahme der Gymnasiasten, viel¬ leicht zum ersten Male den Namen Göthe's mit Verehrung aus, denn der heutige Tag brachte ihnen Ferien; übrigens hatten weder sie, noch die übrige Volksmenge etwas Anderes beim Feste zu thun, als sich gegenseitig zu drängen und zu betrachten. In dem Innern des Verschlages angekommen, ward die ord¬ nungsmäßige Theilung vorgenommen; Sänger und Musikanten mu߬ ten hinter die Statue, wo sie am zweckmäßigsten die verschiedenen Musikstücke ausführen, aber, obgleich sie sich als Künstler zu der Fest¬ lichkeit eingeladen glaubten, die sie verherrlichen halfen, von der eigentlichen Feierlichkeit, von der Festrede, Nichts vernehmen konnten. Diese ward nach Absingung eines edel und getragen gehaltenen Chores von einem Mitgliede des Comitvö gesprochen; da wir aber nicht die Ehre haben, Mitglied des Frankfurter Senates zu sein, vielmehr als Fremder und NichtUnterzeichner einer Unternehmung, von deren Eristenz wir bis zur letzten Zeit keine Kunde hatten, zu keiner Eintrittskarte gelangen konnten, so blieb uns der Inhalt dieses Vortrags gänzlich verborgen. Das Einzige, was wir bemerken konn¬ ten, war, daß sie ziemlich lange dauerte und dadurch die Ungeduld des auf die Enthüllung harrenden Volkes mehrmals megde. Endlich fiel die Leinwand, und weithin erglänzte das schöne Bild, man schwenkte die Hüte, und theilweiser Enthusiasmus machte sich laut; noch einige Chöre wurden gesungen, und Alles war ge¬ endet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/297>, abgerufen am 27.07.2024.