Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

nützt würden, das Bedeutendste leisten könnten, von denen aber ge¬
rade die besten, wie Kometen durcheinander und von einander lau¬
fen und nur in ungeheueren Ellipsen sich noch um ihre Sonne be¬
wegen. Ziehet sie denn in engere Bahnen, sie sollen alle tönen in
das Concert der Sphären. Lasset endlich das Princip der Oeffent-
lichkeit auch bei Euch zum Leben kommen und zur Wahrheit werden;
denn hier, wie überall, ist es an der Zeit. Machet das Publicum,
die Kritik und vor Allem die Dichter zu Theilnehmern an der Ver-
waltung, mindestens was die Wahl der Stücke betrifft, gebt Rechen¬
schaft von dem, was Euch geboten wird, und wenn Ihr es verwerfe,
von den Ursachen Eurer Verwerfung, setzt aber nicht Euer eigenes
particuläres Urtheil über das allgemeine, wenn ein solches sich be¬
reits über eine Leistung gebildet, und werft namentlich Eure trüben
und engherzigen Begriffe von Bühnlichkeit über Bord. Nur aus ei¬
nem großen Zusammenwirken ergibt sich das Große, das Nationale
und Zeitgemäße. Wenn dann der Genius kommt, daß er Euch nicht
überrasche wie ein Dieb in der Nacht, sondern finde die Stätte schon
bereitet! --


Oswald Stein.


nützt würden, das Bedeutendste leisten könnten, von denen aber ge¬
rade die besten, wie Kometen durcheinander und von einander lau¬
fen und nur in ungeheueren Ellipsen sich noch um ihre Sonne be¬
wegen. Ziehet sie denn in engere Bahnen, sie sollen alle tönen in
das Concert der Sphären. Lasset endlich das Princip der Oeffent-
lichkeit auch bei Euch zum Leben kommen und zur Wahrheit werden;
denn hier, wie überall, ist es an der Zeit. Machet das Publicum,
die Kritik und vor Allem die Dichter zu Theilnehmern an der Ver-
waltung, mindestens was die Wahl der Stücke betrifft, gebt Rechen¬
schaft von dem, was Euch geboten wird, und wenn Ihr es verwerfe,
von den Ursachen Eurer Verwerfung, setzt aber nicht Euer eigenes
particuläres Urtheil über das allgemeine, wenn ein solches sich be¬
reits über eine Leistung gebildet, und werft namentlich Eure trüben
und engherzigen Begriffe von Bühnlichkeit über Bord. Nur aus ei¬
nem großen Zusammenwirken ergibt sich das Große, das Nationale
und Zeitgemäße. Wenn dann der Genius kommt, daß er Euch nicht
überrasche wie ein Dieb in der Nacht, sondern finde die Stätte schon
bereitet! —


Oswald Stein.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0025" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181209"/>
          <p xml:id="ID_36" prev="#ID_35"> nützt würden, das Bedeutendste leisten könnten, von denen aber ge¬<lb/>
rade die besten, wie Kometen durcheinander und von einander lau¬<lb/>
fen und nur in ungeheueren Ellipsen sich noch um ihre Sonne be¬<lb/>
wegen. Ziehet sie denn in engere Bahnen, sie sollen alle tönen in<lb/>
das Concert der Sphären. Lasset endlich das Princip der Oeffent-<lb/>
lichkeit auch bei Euch zum Leben kommen und zur Wahrheit werden;<lb/>
denn hier, wie überall, ist es an der Zeit. Machet das Publicum,<lb/>
die Kritik und vor Allem die Dichter zu Theilnehmern an der Ver-<lb/>
waltung, mindestens was die Wahl der Stücke betrifft, gebt Rechen¬<lb/>
schaft von dem, was Euch geboten wird, und wenn Ihr es verwerfe,<lb/>
von den Ursachen Eurer Verwerfung, setzt aber nicht Euer eigenes<lb/>
particuläres Urtheil über das allgemeine, wenn ein solches sich be¬<lb/>
reits über eine Leistung gebildet, und werft namentlich Eure trüben<lb/>
und engherzigen Begriffe von Bühnlichkeit über Bord. Nur aus ei¬<lb/>
nem großen Zusammenwirken ergibt sich das Große, das Nationale<lb/>
und Zeitgemäße. Wenn dann der Genius kommt, daß er Euch nicht<lb/>
überrasche wie ein Dieb in der Nacht, sondern finde die Stätte schon<lb/>
bereitet! &#x2014;</p><lb/>
          <note type="byline"> Oswald Stein.</note><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0025] nützt würden, das Bedeutendste leisten könnten, von denen aber ge¬ rade die besten, wie Kometen durcheinander und von einander lau¬ fen und nur in ungeheueren Ellipsen sich noch um ihre Sonne be¬ wegen. Ziehet sie denn in engere Bahnen, sie sollen alle tönen in das Concert der Sphären. Lasset endlich das Princip der Oeffent- lichkeit auch bei Euch zum Leben kommen und zur Wahrheit werden; denn hier, wie überall, ist es an der Zeit. Machet das Publicum, die Kritik und vor Allem die Dichter zu Theilnehmern an der Ver- waltung, mindestens was die Wahl der Stücke betrifft, gebt Rechen¬ schaft von dem, was Euch geboten wird, und wenn Ihr es verwerfe, von den Ursachen Eurer Verwerfung, setzt aber nicht Euer eigenes particuläres Urtheil über das allgemeine, wenn ein solches sich be¬ reits über eine Leistung gebildet, und werft namentlich Eure trüben und engherzigen Begriffe von Bühnlichkeit über Bord. Nur aus ei¬ nem großen Zusammenwirken ergibt sich das Große, das Nationale und Zeitgemäße. Wenn dann der Genius kommt, daß er Euch nicht überrasche wie ein Dieb in der Nacht, sondern finde die Stätte schon bereitet! — Oswald Stein.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/25
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_341790/25>, abgerufen am 01.09.2024.