Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Frau Forsträthin so weit wie möglich hinweg nach dem Onkelerzäh- -- Ich, sagte dieser und lachte, ich schere mich den Henker Als hätte den Professor eine Otter gestochen, so fuhr er in die Der etwas rohe Onkelerzähler wollte sich dabei ausschütten vor Mit der zunehmenden Helle des Tages nahm auch mein Ver¬ Frau Forsträthin so weit wie möglich hinweg nach dem Onkelerzäh- — Ich, sagte dieser und lachte, ich schere mich den Henker Als hätte den Professor eine Otter gestochen, so fuhr er in die Der etwas rohe Onkelerzähler wollte sich dabei ausschütten vor Mit der zunehmenden Helle des Tages nahm auch mein Ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181298"/> <p xml:id="ID_342" prev="#ID_341"> Frau Forsträthin so weit wie möglich hinweg nach dem Onkelerzäh-<lb/> ler hin..</p><lb/> <p xml:id="ID_343"> — Ich, sagte dieser und lachte, ich schere mich den Henker<lb/> viel um Staub; da geht es mir gerade wie meinem Onkel Georg,<lb/> dem ehrlichen Dragonercapitän, der noch den Feldzug nach Amerika<lb/> mitgemacht hatte, bei dem lag er fingerhoch auf den Tischen.</p><lb/> <p xml:id="ID_344"> Als hätte den Professor eine Otter gestochen, so fuhr er in die<lb/> Höhe, und ich, die Wirkung dieser Unterhaltung auf meinen Kranken<lb/> fühlend, erwiederte: Daß es allerdings Fälle geben könnte, wo Staub<lb/> einen nachtheiligen Einfluß auf die Menschen ausüben dürfte; wir<lb/> hätten ja die Fälle täglich vor Augen, wie Müller, Steinmetzen und<lb/> dergleichen Leute an Lungenbeschwerden, Asthma und sonstigen Uebeln<lb/> litten, und schloß damit, daß auch eine oft unbedeutende Menge die¬<lb/> ses Giftes für zartgebaute Naturen schädlich werden könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_345"> Der etwas rohe Onkelerzähler wollte sich dabei ausschütten vor<lb/> Lachen, allein die Frauenzimmer pflichteten mir bei, und ich bemerkte<lb/> zu meinem Vergnügen, daß ich mir ihre Achtung dadurch gewann.<lb/> Allmälig erholte sich auch der Schachtelmann wieder und drückte<lb/> mir zum Zeichen seines Wohlwollens die Hand. Einige Reisende«<lb/> versanken wieder in Schlummer,^eS graute endlich der Morgen, und<lb/> wir sahen bald das Ziel unserer Fahrt, wenn auch nicht im rosigen<lb/> Sonnenlichte, doch in einem angenehmen grauen Nebelschleier vor<lb/> uns liegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_346" next="#ID_347"> Mit der zunehmenden Helle des Tages nahm auch mein Ver¬<lb/> langen zu, die Züge meiner Nachbarin näher zu erforschen', denn ich<lb/> wußte mir selbst nicht die Anziehungskraft und das Interesse zu ent-<lb/> räthseln, das mich zu der Unbekannten zog, und schrieb es dem ma¬<lb/> gischen Zauber hoher Schönheit und großer Reize zu, die, wie ich<lb/> vermuthe, auch im Dunkeln wirken. Die Unistände waren jedoch<lb/> nicht günstig. Ein übermäßig großer Neisehut beschattete das Gesicht,<lb/> und die etwaigen Segmente und Aphorismen, welche eine geschickte<lb/> Wendung des Kopfes mir hätte enthüllen können, wurden von einem<lb/> dichten Schleier bedeckt, den höchstens der Strahl der vollen Mit¬<lb/> tagssonne, aber keineswegs der halbe Dämmerungsschimmer dieses<lb/> Morgens zu durchdringen vermochte. Ein schwarzer seidener Mantel<lb/> umschloß, wie schon gesagt, die übrige Gestalt, und nur eine goldene</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
Frau Forsträthin so weit wie möglich hinweg nach dem Onkelerzäh-
ler hin..
— Ich, sagte dieser und lachte, ich schere mich den Henker
viel um Staub; da geht es mir gerade wie meinem Onkel Georg,
dem ehrlichen Dragonercapitän, der noch den Feldzug nach Amerika
mitgemacht hatte, bei dem lag er fingerhoch auf den Tischen.
Als hätte den Professor eine Otter gestochen, so fuhr er in die
Höhe, und ich, die Wirkung dieser Unterhaltung auf meinen Kranken
fühlend, erwiederte: Daß es allerdings Fälle geben könnte, wo Staub
einen nachtheiligen Einfluß auf die Menschen ausüben dürfte; wir
hätten ja die Fälle täglich vor Augen, wie Müller, Steinmetzen und
dergleichen Leute an Lungenbeschwerden, Asthma und sonstigen Uebeln
litten, und schloß damit, daß auch eine oft unbedeutende Menge die¬
ses Giftes für zartgebaute Naturen schädlich werden könnte.
Der etwas rohe Onkelerzähler wollte sich dabei ausschütten vor
Lachen, allein die Frauenzimmer pflichteten mir bei, und ich bemerkte
zu meinem Vergnügen, daß ich mir ihre Achtung dadurch gewann.
Allmälig erholte sich auch der Schachtelmann wieder und drückte
mir zum Zeichen seines Wohlwollens die Hand. Einige Reisende«
versanken wieder in Schlummer,^eS graute endlich der Morgen, und
wir sahen bald das Ziel unserer Fahrt, wenn auch nicht im rosigen
Sonnenlichte, doch in einem angenehmen grauen Nebelschleier vor
uns liegen.
Mit der zunehmenden Helle des Tages nahm auch mein Ver¬
langen zu, die Züge meiner Nachbarin näher zu erforschen', denn ich
wußte mir selbst nicht die Anziehungskraft und das Interesse zu ent-
räthseln, das mich zu der Unbekannten zog, und schrieb es dem ma¬
gischen Zauber hoher Schönheit und großer Reize zu, die, wie ich
vermuthe, auch im Dunkeln wirken. Die Unistände waren jedoch
nicht günstig. Ein übermäßig großer Neisehut beschattete das Gesicht,
und die etwaigen Segmente und Aphorismen, welche eine geschickte
Wendung des Kopfes mir hätte enthüllen können, wurden von einem
dichten Schleier bedeckt, den höchstens der Strahl der vollen Mit¬
tagssonne, aber keineswegs der halbe Dämmerungsschimmer dieses
Morgens zu durchdringen vermochte. Ein schwarzer seidener Mantel
umschloß, wie schon gesagt, die übrige Gestalt, und nur eine goldene
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