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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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bei militärischen und politischen Stellen, mit Bewilligung der Com¬
mandanten ihren Sitz, jedoch ohne Stimme, haben, daher das Licht
ihrer Lampen, welches sie in den verschiedenen Bureaur verbreiten,
von der Sonne, nämlich vom Commandanten unmittelbar abfassen,
und mittelst dieser Zulassung alle Stellen gewissermaßen zu Gegen¬
gefälligkeiten gegen die Garnisonsartillerie gezwungen werden: son¬
dern vorzüglich die Benutzung der Artillerieprofessionisten, besonders in
kleinen Festungen, die von Hauptstädten weit entfernt sind, umgeben
die Artilleriechefs mit einem gewaltigen Nimbus. -- Auf den kleinen
Posten sind die Professiomsten im Durchschnitt höchstens das Jahr
hindurch einen Monat mit ärarischen Arbeiten beschäftigt und daher
müßten selbe eilf Monate feiern, wenn die Commandanten nicht dar¬
auf bevacht wären, sie mit anderen Arbeiten zu versorgen, um sie
dem verderblichen Müßiggange zu entreißen. Sie fangen daher bei
sich selbst an. Zuerst wird ein Reisewagen, so groß wie die Arche
Noa's, zusammengestellt, wozu das ersparte ärarische Wagnerholz und
Eisen benützt wird. Die Zimmerleute, worunter auch Tischler zu sein
pflegen, beschäftigen sich mit der Zimmereinrichtung, wozu jedoch das
erforderliche Bretterwerk, wenn es nicht im Depot vorhanden ist, K
in-i-i"ni beigeschafft wird, um es dann gelegentlich durch die
ZeugSrapporte in Verwendung zu bringen. Die Büchsenmacher ma¬
chen aus fil-u t'"rak cassirten Gewehrläufen und zum Präsent erhal¬
tenen Bestandtheilen, die in jedem Arsenal zu Tausenden überzählig
sind, neue Gewehre, und sobald selbe damit fertig sind, so arbeiten
sie gemeinschaftlich mit den Schlossern an Kaffeemaschinen, Sporen,
Messern u. s. w.

Hat der Herr Commandant seine Einrichtung und die unent¬
behrlichsten Hausgeräthschaften beisammen, so wird mit seiner Bewillig¬
ung dem Zeugwart, der die Materialien in der Rechnung auf eine
pfiffige Art durchführen muß, das Abgängige neu verfertigt und das
Alte durch Neues ersetzt. Hernach kommen die anderen Offiziere mit
Kleinigkeiten, blos mit Koffern, weichen Kasten, Kücheneinrichtung
angestochen, und haben selbe ihre Werkstattinspcctivn zu der Zeit, als
an der Einrichtung des Hauptmanns und Zeugwarts gearbeitet wurde,
fleißig gehalten, so werden ihnen aus Großmuth und Erkenntlichkeit,
zum Theil aber auch, damit sie schweigen, die Materialien unentgelt¬
lich verabfolgt, welche durch den Nechnungslcger oder Zeugwart in


bei militärischen und politischen Stellen, mit Bewilligung der Com¬
mandanten ihren Sitz, jedoch ohne Stimme, haben, daher das Licht
ihrer Lampen, welches sie in den verschiedenen Bureaur verbreiten,
von der Sonne, nämlich vom Commandanten unmittelbar abfassen,
und mittelst dieser Zulassung alle Stellen gewissermaßen zu Gegen¬
gefälligkeiten gegen die Garnisonsartillerie gezwungen werden: son¬
dern vorzüglich die Benutzung der Artillerieprofessionisten, besonders in
kleinen Festungen, die von Hauptstädten weit entfernt sind, umgeben
die Artilleriechefs mit einem gewaltigen Nimbus. — Auf den kleinen
Posten sind die Professiomsten im Durchschnitt höchstens das Jahr
hindurch einen Monat mit ärarischen Arbeiten beschäftigt und daher
müßten selbe eilf Monate feiern, wenn die Commandanten nicht dar¬
auf bevacht wären, sie mit anderen Arbeiten zu versorgen, um sie
dem verderblichen Müßiggange zu entreißen. Sie fangen daher bei
sich selbst an. Zuerst wird ein Reisewagen, so groß wie die Arche
Noa's, zusammengestellt, wozu das ersparte ärarische Wagnerholz und
Eisen benützt wird. Die Zimmerleute, worunter auch Tischler zu sein
pflegen, beschäftigen sich mit der Zimmereinrichtung, wozu jedoch das
erforderliche Bretterwerk, wenn es nicht im Depot vorhanden ist, K
in-i-i»ni beigeschafft wird, um es dann gelegentlich durch die
ZeugSrapporte in Verwendung zu bringen. Die Büchsenmacher ma¬
chen aus fil-u t'»rak cassirten Gewehrläufen und zum Präsent erhal¬
tenen Bestandtheilen, die in jedem Arsenal zu Tausenden überzählig
sind, neue Gewehre, und sobald selbe damit fertig sind, so arbeiten
sie gemeinschaftlich mit den Schlossern an Kaffeemaschinen, Sporen,
Messern u. s. w.

Hat der Herr Commandant seine Einrichtung und die unent¬
behrlichsten Hausgeräthschaften beisammen, so wird mit seiner Bewillig¬
ung dem Zeugwart, der die Materialien in der Rechnung auf eine
pfiffige Art durchführen muß, das Abgängige neu verfertigt und das
Alte durch Neues ersetzt. Hernach kommen die anderen Offiziere mit
Kleinigkeiten, blos mit Koffern, weichen Kasten, Kücheneinrichtung
angestochen, und haben selbe ihre Werkstattinspcctivn zu der Zeit, als
an der Einrichtung des Hauptmanns und Zeugwarts gearbeitet wurde,
fleißig gehalten, so werden ihnen aus Großmuth und Erkenntlichkeit,
zum Theil aber auch, damit sie schweigen, die Materialien unentgelt¬
lich verabfolgt, welche durch den Nechnungslcger oder Zeugwart in


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[0472] bei militärischen und politischen Stellen, mit Bewilligung der Com¬ mandanten ihren Sitz, jedoch ohne Stimme, haben, daher das Licht ihrer Lampen, welches sie in den verschiedenen Bureaur verbreiten, von der Sonne, nämlich vom Commandanten unmittelbar abfassen, und mittelst dieser Zulassung alle Stellen gewissermaßen zu Gegen¬ gefälligkeiten gegen die Garnisonsartillerie gezwungen werden: son¬ dern vorzüglich die Benutzung der Artillerieprofessionisten, besonders in kleinen Festungen, die von Hauptstädten weit entfernt sind, umgeben die Artilleriechefs mit einem gewaltigen Nimbus. — Auf den kleinen Posten sind die Professiomsten im Durchschnitt höchstens das Jahr hindurch einen Monat mit ärarischen Arbeiten beschäftigt und daher müßten selbe eilf Monate feiern, wenn die Commandanten nicht dar¬ auf bevacht wären, sie mit anderen Arbeiten zu versorgen, um sie dem verderblichen Müßiggange zu entreißen. Sie fangen daher bei sich selbst an. Zuerst wird ein Reisewagen, so groß wie die Arche Noa's, zusammengestellt, wozu das ersparte ärarische Wagnerholz und Eisen benützt wird. Die Zimmerleute, worunter auch Tischler zu sein pflegen, beschäftigen sich mit der Zimmereinrichtung, wozu jedoch das erforderliche Bretterwerk, wenn es nicht im Depot vorhanden ist, K in-i-i»ni beigeschafft wird, um es dann gelegentlich durch die ZeugSrapporte in Verwendung zu bringen. Die Büchsenmacher ma¬ chen aus fil-u t'»rak cassirten Gewehrläufen und zum Präsent erhal¬ tenen Bestandtheilen, die in jedem Arsenal zu Tausenden überzählig sind, neue Gewehre, und sobald selbe damit fertig sind, so arbeiten sie gemeinschaftlich mit den Schlossern an Kaffeemaschinen, Sporen, Messern u. s. w. Hat der Herr Commandant seine Einrichtung und die unent¬ behrlichsten Hausgeräthschaften beisammen, so wird mit seiner Bewillig¬ ung dem Zeugwart, der die Materialien in der Rechnung auf eine pfiffige Art durchführen muß, das Abgängige neu verfertigt und das Alte durch Neues ersetzt. Hernach kommen die anderen Offiziere mit Kleinigkeiten, blos mit Koffern, weichen Kasten, Kücheneinrichtung angestochen, und haben selbe ihre Werkstattinspcctivn zu der Zeit, als an der Einrichtung des Hauptmanns und Zeugwarts gearbeitet wurde, fleißig gehalten, so werden ihnen aus Großmuth und Erkenntlichkeit, zum Theil aber auch, damit sie schweigen, die Materialien unentgelt¬ lich verabfolgt, welche durch den Nechnungslcger oder Zeugwart in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/472>, abgerufen am 23.07.2024.