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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Eensurhosstelle um Unterdrückung der betreffenden Nummern unerfüllt
blieb, schlichen vertraute Personen in den Kaffeehäusern umher und
rissen die hochverräterischen Blätter heimlich heraus.

Um den Lärm zu beschwichtigen, sollen nun auch zwei öffentliche
Brunnen errichtet und deren Ausführung hiesigen Künstlern, wahr¬
scheinlich dem ' Professor Klieber übertragen werden. Diese beiden
Brunnen werden ihre Stelle auf dem Stephansplatz zu beiden Sei¬
ten der Domkirche erhalten und jedenfalls verdankt dieser Anordnung
der merkwürdigste Punkt der Hauptstadt einen sinnlichen Reiz, wel¬
cher mit der sprudelnden Frische eines hellen Wassers verknüpft ist
und Landschaften wie öffentliche Platze verschönert. Die Schwierig¬
keiten, die von Seite des Domcapitels gegen die Errichtung dieser
Brunnen in der unmittelbaren Nähe des Münsters erhoben werden,
indem das Geplätscher des fallenden Wassers und der mit den schwatz¬
haften Versammlungen der Mägde und Dienstleute unvermeidlich ver¬
bundene Lärm die Andacht der Beter und die Wirkung der Predigt
stören dürften, werden sicher ohne Folge bleiben, und die Bewohner
Wiens bald die Freude erleben, die volksthümlichen Helden dieser
Stadt, die Grafen Salm und Stahremberg, welche bei den türkischen
Belagerungen im Jo. und 17. Jahrhundert die Mauern Vindobonas
mit dem äußersten Heldenmuth vertheidigt haben, auf steinernem Piede-
stale in Erz prangen zu sehen. Die Idee dieser Schmückung ver¬
dient alles Lob.

So eben lese ich in der Wiener Hofzeitung, daß Sr. Majestät
der Kaiser dem Bürgermajor Kumasek und dem Finanzcommissär
Schürer von Waldheim nebst den Bürgern Tränkler und Hoffmann,
die sich bei der Vertheidigung der Brücke in Reichenberg gegen die
empörten Fabrikarbeiter durch entschlossenes Benehmen ausgezeichnet,
goldene Ehrenmedaillen verliehen, dem Schützencorps dieser Stadt aber
das Recht ertheilt haben, den kaiserlichen Doppeladler in seine Fahne
aufzunehmen. -- Der einzige Sohn des großen Mozart, der hier
vom Unterrichtgeben sich ernährte, ist zu Karlsbad, wo er eben zur
Herstellung seiner Gesundheit verweilte, am 3V. Juli, dreiundfünfzig
Jahr alt, gestorben. Seine Mutter, Mozart's Wittwe, die dänische
Etatsräthin Nissen, achtzigjährig, ist noch am Leben.


II.
Nachrichten aus O se Preußen.
'

Die SäcuUrfeier. -- Kants Haus. -- Schön's Monument. -- Ueberschwem-
mungen und Manöver. -- Masuren und Culturanlagen. -- Vereine zur Ver¬
hütung von Verbrechen. -- Jmprovisator Bolkcrt. -- Ritterburgen. -- Russi¬
scher Sonnenaufgang.

Die Studirenden in Königsberg wollen den Tag des aetate-


Eensurhosstelle um Unterdrückung der betreffenden Nummern unerfüllt
blieb, schlichen vertraute Personen in den Kaffeehäusern umher und
rissen die hochverräterischen Blätter heimlich heraus.

Um den Lärm zu beschwichtigen, sollen nun auch zwei öffentliche
Brunnen errichtet und deren Ausführung hiesigen Künstlern, wahr¬
scheinlich dem ' Professor Klieber übertragen werden. Diese beiden
Brunnen werden ihre Stelle auf dem Stephansplatz zu beiden Sei¬
ten der Domkirche erhalten und jedenfalls verdankt dieser Anordnung
der merkwürdigste Punkt der Hauptstadt einen sinnlichen Reiz, wel¬
cher mit der sprudelnden Frische eines hellen Wassers verknüpft ist
und Landschaften wie öffentliche Platze verschönert. Die Schwierig¬
keiten, die von Seite des Domcapitels gegen die Errichtung dieser
Brunnen in der unmittelbaren Nähe des Münsters erhoben werden,
indem das Geplätscher des fallenden Wassers und der mit den schwatz¬
haften Versammlungen der Mägde und Dienstleute unvermeidlich ver¬
bundene Lärm die Andacht der Beter und die Wirkung der Predigt
stören dürften, werden sicher ohne Folge bleiben, und die Bewohner
Wiens bald die Freude erleben, die volksthümlichen Helden dieser
Stadt, die Grafen Salm und Stahremberg, welche bei den türkischen
Belagerungen im Jo. und 17. Jahrhundert die Mauern Vindobonas
mit dem äußersten Heldenmuth vertheidigt haben, auf steinernem Piede-
stale in Erz prangen zu sehen. Die Idee dieser Schmückung ver¬
dient alles Lob.

So eben lese ich in der Wiener Hofzeitung, daß Sr. Majestät
der Kaiser dem Bürgermajor Kumasek und dem Finanzcommissär
Schürer von Waldheim nebst den Bürgern Tränkler und Hoffmann,
die sich bei der Vertheidigung der Brücke in Reichenberg gegen die
empörten Fabrikarbeiter durch entschlossenes Benehmen ausgezeichnet,
goldene Ehrenmedaillen verliehen, dem Schützencorps dieser Stadt aber
das Recht ertheilt haben, den kaiserlichen Doppeladler in seine Fahne
aufzunehmen. — Der einzige Sohn des großen Mozart, der hier
vom Unterrichtgeben sich ernährte, ist zu Karlsbad, wo er eben zur
Herstellung seiner Gesundheit verweilte, am 3V. Juli, dreiundfünfzig
Jahr alt, gestorben. Seine Mutter, Mozart's Wittwe, die dänische
Etatsräthin Nissen, achtzigjährig, ist noch am Leben.


II.
Nachrichten aus O se Preußen.
'

Die SäcuUrfeier. — Kants Haus. — Schön's Monument. — Ueberschwem-
mungen und Manöver. — Masuren und Culturanlagen. — Vereine zur Ver¬
hütung von Verbrechen. — Jmprovisator Bolkcrt. — Ritterburgen. — Russi¬
scher Sonnenaufgang.

Die Studirenden in Königsberg wollen den Tag des aetate-


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[0434] Eensurhosstelle um Unterdrückung der betreffenden Nummern unerfüllt blieb, schlichen vertraute Personen in den Kaffeehäusern umher und rissen die hochverräterischen Blätter heimlich heraus. Um den Lärm zu beschwichtigen, sollen nun auch zwei öffentliche Brunnen errichtet und deren Ausführung hiesigen Künstlern, wahr¬ scheinlich dem ' Professor Klieber übertragen werden. Diese beiden Brunnen werden ihre Stelle auf dem Stephansplatz zu beiden Sei¬ ten der Domkirche erhalten und jedenfalls verdankt dieser Anordnung der merkwürdigste Punkt der Hauptstadt einen sinnlichen Reiz, wel¬ cher mit der sprudelnden Frische eines hellen Wassers verknüpft ist und Landschaften wie öffentliche Platze verschönert. Die Schwierig¬ keiten, die von Seite des Domcapitels gegen die Errichtung dieser Brunnen in der unmittelbaren Nähe des Münsters erhoben werden, indem das Geplätscher des fallenden Wassers und der mit den schwatz¬ haften Versammlungen der Mägde und Dienstleute unvermeidlich ver¬ bundene Lärm die Andacht der Beter und die Wirkung der Predigt stören dürften, werden sicher ohne Folge bleiben, und die Bewohner Wiens bald die Freude erleben, die volksthümlichen Helden dieser Stadt, die Grafen Salm und Stahremberg, welche bei den türkischen Belagerungen im Jo. und 17. Jahrhundert die Mauern Vindobonas mit dem äußersten Heldenmuth vertheidigt haben, auf steinernem Piede- stale in Erz prangen zu sehen. Die Idee dieser Schmückung ver¬ dient alles Lob. So eben lese ich in der Wiener Hofzeitung, daß Sr. Majestät der Kaiser dem Bürgermajor Kumasek und dem Finanzcommissär Schürer von Waldheim nebst den Bürgern Tränkler und Hoffmann, die sich bei der Vertheidigung der Brücke in Reichenberg gegen die empörten Fabrikarbeiter durch entschlossenes Benehmen ausgezeichnet, goldene Ehrenmedaillen verliehen, dem Schützencorps dieser Stadt aber das Recht ertheilt haben, den kaiserlichen Doppeladler in seine Fahne aufzunehmen. — Der einzige Sohn des großen Mozart, der hier vom Unterrichtgeben sich ernährte, ist zu Karlsbad, wo er eben zur Herstellung seiner Gesundheit verweilte, am 3V. Juli, dreiundfünfzig Jahr alt, gestorben. Seine Mutter, Mozart's Wittwe, die dänische Etatsräthin Nissen, achtzigjährig, ist noch am Leben. II. Nachrichten aus O se Preußen. ' Die SäcuUrfeier. — Kants Haus. — Schön's Monument. — Ueberschwem- mungen und Manöver. — Masuren und Culturanlagen. — Vereine zur Ver¬ hütung von Verbrechen. — Jmprovisator Bolkcrt. — Ritterburgen. — Russi¬ scher Sonnenaufgang. Die Studirenden in Königsberg wollen den Tag des aetate-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/434>, abgerufen am 22.12.2024.