Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Hütte, war nicht mehr da, er hatte unterdeß freie Wohnung und Kost Dies waren die letzten Nachrichten, die ich über die merkwür¬ Das Vermächtnis; des Alten habe ich mir geholt. Es war Mathilde habe ich seitdem öfter gesehen. Sie trägt seidene Klei¬ Grcnzbote" I84i. II.
Hütte, war nicht mehr da, er hatte unterdeß freie Wohnung und Kost Dies waren die letzten Nachrichten, die ich über die merkwür¬ Das Vermächtnis; des Alten habe ich mir geholt. Es war Mathilde habe ich seitdem öfter gesehen. Sie trägt seidene Klei¬ Grcnzbote» I84i. II.
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Hütte, war nicht mehr da, er hatte unterdeß freie Wohnung und Kost
in Spandau erhalten, da man eine Uhr, die ein Herr an jenem Abend
im Colosseum vermißte, wirklich bei ihm gefunden hatte. Am ande¬
ren Morgen fand man Emilien, ihre Guitarre in der Hand, bewußt¬
los und dem Tode nahe auf einer Bank im Thiergarten. Man
brachte sie von da in die Charitv, wo sie bald darauf starb. Ihren
Leichnam hat die Anatomie erhalten. — Der Schreiber wohnte noch
in demselben Zimmer und hatte jetzt ein zartes Verhältniß mit einer
Hausgenossin angeknüpft, die er täglich spazieren führte. Der Glück¬
liche! Auf meine Frage, ob sie Nichts wieder von Mathilden gehört
habe, rümpfte Madame Wonnig etwas verächtlich die Nase und er¬
zählte mir, daß sie jetzt dicht neben ihrem Hause in einem meub-
lirten Zimmer wohne, da der Gesandtschaftssecretär ohne sie nach
Paris gereist sei.
Dies waren die letzten Nachrichten, die ich über die merkwür¬
dige Bewohnerschaft des originellen Häuschens erfahren habe, an
dem ich niemals vorübergehe, ohne daran zu denken, welche neue
originelle Personen, welche neue Welt ewig wechselnder geheimer Er¬
eignisse es wohl jetzt in seinem kleinen abgeschlossenen Raume bergen
mag.
Das Vermächtnis; des Alten habe ich mir geholt. Es war
seine Lebensgeschichte nebst einem Briefe, in welchem er mir erlaubt,
dieselbe der Oeffentlichkeit zu übergeben. Ich werde nächstens einen
Auszug aus derselben mittheilen, der als Zeugniß schon untergegan¬
gener Zustände und Richtungen, aus denen der alte Mann als eine
kräftige Ruine einsam in unserer neubewegten Zeit übrig geblieben
war, manchem unserer Leser nicht uninteressant sein wird.
Mathilde habe ich seitdem öfter gesehen. Sie trägt seidene Klei¬
der und schöne Hüte und Schleier. Man sieht sie gewöhnlich in
den Concerten bei Günther's und Abends unter den Linden, jetzt
noch bewundert, lorgnettirt und verfolgt, bald wahrscheinlich nicht
mehr angesehen, arm und vergessen. Denn in der That hat für den,
Grcnzbote» I84i. II.
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