Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Lebensbilder aus Berlin. Von Albert Fränkel. Ein Hütel garni. (Aus den V-Wi-rc" eines Freundes^ Zweite Abtheilung. 1. Unter diesen Hausaventüren war nun nach den Weihnachts- Grenzboten 184i. II. 49
Lebensbilder aus Berlin. Von Albert Fränkel. Ein Hütel garni. (Aus den V-Wi-rc» eines Freundes^ Zweite Abtheilung. 1. Unter diesen Hausaventüren war nun nach den Weihnachts- Grenzboten 184i. II. 49
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Lebensbilder aus Berlin.
Von
Albert Fränkel.
Ein Hütel garni.
(Aus den V-Wi-rc» eines Freundes^
Zweite Abtheilung.
1.
Unter diesen Hausaventüren war nun nach den Weihnachts-
frcuden auch der Carneval vorübcrgerauscht und Fastnacht, jene Nacht,
erschienen, in der Berlin noch'einmal den Jubel des Sylvester wie¬
derholt und mit erneuerter Anstrengung seinen ganzen Wintcrtaumel
austobt. Wer feiert nicht Fastnacht in Berlin, wer durchjubelt nicht
diese Nacht wenigstens bei Punsch und Pfannkuchen? Ich könnte
Euch an Orte führen, wo man von all diesen Freuden Nichts hört
und weiß, wo, während der laute Jubel durch alle Straßen zittert,
während bunte Massen sich trunken durch glänzende Locale wälzen,
die dumpfste Stille und Gedrücktheit des Elends herrscht, und hinter
zerbrochenen Fensterscheiben ganze Familien bei einer düsteren, schon
halb erloschenen Lampe, in dumpfen, kalten Zimmern kauern, ihr
trockenes Brod verzehren und sich dann aus Mangel an Licht und
Wärme frierend auf ihr trockenes Strohlager werfen; ja, ich könnte
Euch, wenn es mir darum zu thun wäre, den Contrast hervorzuhe¬
ben, an all die verschiedenen Plätze führen, wo der hungernde Jam¬
mer seinen Sitz aufgeschlagen. Doch habe ich hier nicht dieses stille,
verlassene und verborgene Elend zu schildern, ich will mit Euch mich
amüsiren, mit Euch an die lauten, lärmenden Orte der Freude gehen,
für's Erste in eine Gesellschaft, in die ich heute Abend geladen ward.
Grenzboten 184i. II. 49
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