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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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lassen, Is-, Wären- und Smaland gingen begeistert ans in dem
Gedanken an das gemeinsame Walhalla, den Sitz ewiger Jugend
und heiterer Freundschaft. -- Von allen drei Götterhügcln wuHen
zur Erinnerung Blumen gepflückt; von Freya's Grab nahm, ich die
schone, rothe Blume, welche zum Andenken an den großen Linno noch
heute I^nnaoa heißt. Der Nachmittag war zur Fahrt nach Ham-
mersby bestimmt, dem Gute, welches Linn" von seinem Könige zum
Geschenk erhalten hatte.

Schon öfters brachte Freund M., der selbst ein tüchtiger Bota¬
niker und Linus's enthusiastischer Verehrer war, diese Fahrt in Vor¬
schlag. Allein theils das Interesse für nordische Sprache und Alter¬
thümer, theils die lieben neuen Bekanntschaften in der Stadt hatten
mich diese Fahrt bisher aufschieben lassen. Erst heute kam sie zur
Ausführung. Es begünstigte uns das schönste Sommerwetter. Der
Sommer im südlichen und mittleren Schweden steht unserem nur
durch seine Kürze nach.

Nachdem wir an drei Gasthäusern vorbeigefahren waren, welche
sonderbarer Weise Freude, Noth und Pein heißen, empfing uns
zunächst die berühmte Morawiese. Eine ungeheuere Ebene breitete
sich vor uns aus. In der Mlle, hart am Wege, liegen die bekann¬
ten Morasteine, worauf vor grauen Jahren die Vornehmsten des
Volkes saßen, um ihren König unter freiem Himmel zu wählen, wäh¬
rend das Volk sich rings gelagert hatte. Der größte Stein war zum
Sitz für den neuerwählten König bestimmt. Erich IX., der Heilige,
ward zuerst hier gewählt.

Wir kamen hierauf durch das Dorf Danmark, das von der
großen Dänenschlacht im dreizehnten Jahrhundert seinen Namen em¬
pfangen hat, und sahen nun schon aus der Ferne die rothen Häuser
von Hammers.by, der schönen Sommerheimath Linn6'S. Ein
sonderbares Gefühl und allerlei Gedanken erfaßten mich, je mehr wir
uns dem Gute näherten. Mein lieber Jugendlehrer in den Natur¬
wissenschaften -- sanft ruhe seine Asche! -- stand mir jetzt lebhaft
vor Augen. Er hatte jeden Sommer in jeder Classe Botanik ge¬
lehrt, nicht den Utilitätsmännern zu Gefallen, denn diese dursten da¬
mals noch nicht mit ihren realistisch-procentlichen Prinzipien so keck
gegen die Humanisten auftauchen, als in unserer heutigen Dampfzeit,
sondern aus Liebe für die Wissenschaft selbst. Und so hatte auch ich


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lassen, Is-, Wären- und Smaland gingen begeistert ans in dem
Gedanken an das gemeinsame Walhalla, den Sitz ewiger Jugend
und heiterer Freundschaft. — Von allen drei Götterhügcln wuHen
zur Erinnerung Blumen gepflückt; von Freya's Grab nahm, ich die
schone, rothe Blume, welche zum Andenken an den großen Linno noch
heute I^nnaoa heißt. Der Nachmittag war zur Fahrt nach Ham-
mersby bestimmt, dem Gute, welches Linn» von seinem Könige zum
Geschenk erhalten hatte.

Schon öfters brachte Freund M., der selbst ein tüchtiger Bota¬
niker und Linus's enthusiastischer Verehrer war, diese Fahrt in Vor¬
schlag. Allein theils das Interesse für nordische Sprache und Alter¬
thümer, theils die lieben neuen Bekanntschaften in der Stadt hatten
mich diese Fahrt bisher aufschieben lassen. Erst heute kam sie zur
Ausführung. Es begünstigte uns das schönste Sommerwetter. Der
Sommer im südlichen und mittleren Schweden steht unserem nur
durch seine Kürze nach.

Nachdem wir an drei Gasthäusern vorbeigefahren waren, welche
sonderbarer Weise Freude, Noth und Pein heißen, empfing uns
zunächst die berühmte Morawiese. Eine ungeheuere Ebene breitete
sich vor uns aus. In der Mlle, hart am Wege, liegen die bekann¬
ten Morasteine, worauf vor grauen Jahren die Vornehmsten des
Volkes saßen, um ihren König unter freiem Himmel zu wählen, wäh¬
rend das Volk sich rings gelagert hatte. Der größte Stein war zum
Sitz für den neuerwählten König bestimmt. Erich IX., der Heilige,
ward zuerst hier gewählt.

Wir kamen hierauf durch das Dorf Danmark, das von der
großen Dänenschlacht im dreizehnten Jahrhundert seinen Namen em¬
pfangen hat, und sahen nun schon aus der Ferne die rothen Häuser
von Hammers.by, der schönen Sommerheimath Linn6'S. Ein
sonderbares Gefühl und allerlei Gedanken erfaßten mich, je mehr wir
uns dem Gute näherten. Mein lieber Jugendlehrer in den Natur¬
wissenschaften — sanft ruhe seine Asche! — stand mir jetzt lebhaft
vor Augen. Er hatte jeden Sommer in jeder Classe Botanik ge¬
lehrt, nicht den Utilitätsmännern zu Gefallen, denn diese dursten da¬
mals noch nicht mit ihren realistisch-procentlichen Prinzipien so keck
gegen die Humanisten auftauchen, als in unserer heutigen Dampfzeit,
sondern aus Liebe für die Wissenschaft selbst. Und so hatte auch ich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/371>, abgerufen am 23.12.2024.