Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.ligen! da beging Don Lorenzo die Tollheit, sich in ein Mädchen zu ligen! da beging Don Lorenzo die Tollheit, sich in ein Mädchen zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0256" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180815"/> <p xml:id="ID_586" prev="#ID_585" next="#ID_587"> ligen! da beging Don Lorenzo die Tollheit, sich in ein Mädchen zu<lb/> verlieben, die weiter nichts, als schön, gut und — arm war. Der<lb/> Fürst schäumte, als er es erfuhr und man ihm zumuthete, dem Paar<lb/> nicht allein seine Einwilligung, sondern auch die Mittel zu einer an¬<lb/> ständigen Existenz zu verleihen, und Vermaß sich hoch, auch nicht ei¬<lb/> nen Bajocco zur Verwirklichung solches romantischen Unsinns her¬<lb/> geben zu können und zu wollen. Die Paläste und Villen des armen<lb/> Mannes gehören übrigens in Florenz wie in Rom zu den schönsten.<lb/> Seine Galerien und Kunstsammlungen stellt man den besten gleich<lb/> und die Juwelen des Hauses machen königlichem Schmucke den Preis<lb/> streitig. In gleichem Ueberfluß füllen fünfundzwanzig bis dreißig<lb/> Wagen aller Art die Mantinischen Remisen, so wie die Ställe von<lb/> Rossen wimmeln, und ein Heer von Jägern, Mohren, Läufern und<lb/> Bedienten harrt des despotischen Winkes ihres Herrn und bedient<lb/> die Gäste, wenn er, was freilich selten, aber dann auch mit verschwen¬<lb/> derischer Pracht geschieht, die vornehme Gesellschaft zu glänzenden<lb/> Festen bei sich versammelt. Ein solcher Tag war der heutige. Die<lb/> höchsten Kreise des florentinischen Adels, mit ausgezeichneten Frem¬<lb/> den untermischt, hatten Einladungen zum Diner erhalten und saßen<lb/> um die fürstliche Tafel gereiht, welche unter der Last kostbarer Ge¬<lb/> rätschaften und ausgesuchter Speisen zu brechen drohte. Der Gast¬<lb/> geber, Grandezza mit Galanterie in seinen Manieren vereinend, suchte<lb/> durch jene den Männern zu imponiren, indem er mit dieser die Da¬<lb/> men sich zu verbinden strebte, während seine Gemahlin, bei solchen<lb/> Gelegenheiten doppelt an der Zugabe ihres Embonpoints, der Er¬<lb/> hitzung, leidend, sichtbar erschöpft, dennoch über ihre Kräfte hinaus<lb/> bemüht war, Jedermann etwas Angenehmes zu sagen, ohne daß sie<lb/> dabei weiter eine falsche Würde in Anspruch nahm. Ausgezeichnet<lb/> schöne Frauen befanden sich unter den Geladenen. Nicht allein Ita¬<lb/> lien, Spanien und Frankreich hatte seine Repräsentantinnen daselbst,<lb/> sondern auch Deutschland wurde durch die Prinzessin von ^ darge¬<lb/> stellt, erstes Mitglied des sogenannten Löwengartens, in dem freilich<lb/> weibliche Würde weniger gilt, als Genuß und Vergnügen. Nicht<lb/> so in die Augen fallend, ohne Prätensionen und Coquetterie, aber<lb/> doch sehr anmuthig erschienen dagegen zwei junge Mädchen, welche<lb/> sich schräg einander gegenüber saßen und häufig liebevolle Blicke mit<lb/> einander wechselten: es waren dies Marianna Ricci, die Geliebte</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0256]
ligen! da beging Don Lorenzo die Tollheit, sich in ein Mädchen zu
verlieben, die weiter nichts, als schön, gut und — arm war. Der
Fürst schäumte, als er es erfuhr und man ihm zumuthete, dem Paar
nicht allein seine Einwilligung, sondern auch die Mittel zu einer an¬
ständigen Existenz zu verleihen, und Vermaß sich hoch, auch nicht ei¬
nen Bajocco zur Verwirklichung solches romantischen Unsinns her¬
geben zu können und zu wollen. Die Paläste und Villen des armen
Mannes gehören übrigens in Florenz wie in Rom zu den schönsten.
Seine Galerien und Kunstsammlungen stellt man den besten gleich
und die Juwelen des Hauses machen königlichem Schmucke den Preis
streitig. In gleichem Ueberfluß füllen fünfundzwanzig bis dreißig
Wagen aller Art die Mantinischen Remisen, so wie die Ställe von
Rossen wimmeln, und ein Heer von Jägern, Mohren, Läufern und
Bedienten harrt des despotischen Winkes ihres Herrn und bedient
die Gäste, wenn er, was freilich selten, aber dann auch mit verschwen¬
derischer Pracht geschieht, die vornehme Gesellschaft zu glänzenden
Festen bei sich versammelt. Ein solcher Tag war der heutige. Die
höchsten Kreise des florentinischen Adels, mit ausgezeichneten Frem¬
den untermischt, hatten Einladungen zum Diner erhalten und saßen
um die fürstliche Tafel gereiht, welche unter der Last kostbarer Ge¬
rätschaften und ausgesuchter Speisen zu brechen drohte. Der Gast¬
geber, Grandezza mit Galanterie in seinen Manieren vereinend, suchte
durch jene den Männern zu imponiren, indem er mit dieser die Da¬
men sich zu verbinden strebte, während seine Gemahlin, bei solchen
Gelegenheiten doppelt an der Zugabe ihres Embonpoints, der Er¬
hitzung, leidend, sichtbar erschöpft, dennoch über ihre Kräfte hinaus
bemüht war, Jedermann etwas Angenehmes zu sagen, ohne daß sie
dabei weiter eine falsche Würde in Anspruch nahm. Ausgezeichnet
schöne Frauen befanden sich unter den Geladenen. Nicht allein Ita¬
lien, Spanien und Frankreich hatte seine Repräsentantinnen daselbst,
sondern auch Deutschland wurde durch die Prinzessin von ^ darge¬
stellt, erstes Mitglied des sogenannten Löwengartens, in dem freilich
weibliche Würde weniger gilt, als Genuß und Vergnügen. Nicht
so in die Augen fallend, ohne Prätensionen und Coquetterie, aber
doch sehr anmuthig erschienen dagegen zwei junge Mädchen, welche
sich schräg einander gegenüber saßen und häufig liebevolle Blicke mit
einander wechselten: es waren dies Marianna Ricci, die Geliebte
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