Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.Ob die Herren den Contract, herkömmlicher Weise, schriftlich Inzwischen war es Nacht geworden, und eine dichte pommersche Draußen geht plötzlich ein Sausen und Brausen an. Wie wenn Ob die Herren den Contract, herkömmlicher Weise, schriftlich Inzwischen war es Nacht geworden, und eine dichte pommersche Draußen geht plötzlich ein Sausen und Brausen an. Wie wenn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0127" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180686"/> <p xml:id="ID_274"> Ob die Herren den Contract, herkömmlicher Weise, schriftlich<lb/> machten, oder ob sie das Ganze als einen Gegenstand unter fünfzig<lb/> Thaler betrachteten, wobei auch mündliche Uebereinkunft bindend ist<lb/> — das weiß ich nicht und kann darüber keine Auskunft geben. Ge¬<lb/> nug, der Satan fuhr vergnügt von dannen, und auch Pater Martin<lb/> befand sich anfangs in der besten Laune; er tanzte ordentlich vor<lb/> Lust, wenn er an sein Leibgericht dachte, das er für solchen Spott¬<lb/> preis erhalten sollte. Aber nach und nach wurde er stiller und schwer¬<lb/> mütiger. Sei eS, daß die Grütze oder die Nügenwalder Gänse¬<lb/> brust ihm UnVerdaulichkeiten machte — genug, sein Gewissen regte<lb/> sich, und er ging endlich zum Abt, um ihm Alles zu beichten. Die¬<lb/> ser schüttelte zwar vorwurfsvoll das Haupt, allein er versprach doch,<lb/> das Möglichste zu versuchen, ob er den dummen Teufel nicht über¬<lb/> listen könne.</p><lb/> <p xml:id="ID_275"> Inzwischen war es Nacht geworden, und eine dichte pommersche<lb/> Finsterniß bedeckte die Welt. Der Abt öffnete das geheime Kloster-<lb/> pförtchen, bog die Brombeeren zurück, die eS umrankt hatten, und<lb/> schlich hinaus. Am Rande der Madüe, wo zwischen spitzen grünen<lb/> Schwertblättern die gelben Wasserlilien wuchsen, verbarg er sich hin¬<lb/> ter einem Heuhaufen, der wie eine Mönchskappe geformt war, und<lb/> den die Bauern deshalb noch jetzt „eineKaputze" zu nennen Pflegen.<lb/> Alles ist finster und still ringsum; nur aus den gothischen Fenstern<lb/> der Klosterkirche glüht trübrvthlicher Lichtschein, und zuweilen flattern<lb/> von dort Orgelklänge und Bußgesang herüber. Auch Pater Martin<lb/> liegt zerknirscht am Altar und richtet sein Gebet an den heiligen Pe¬<lb/> trus, der ja bekanntlich ein Liebhaber von Fischen gewesen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_276" next="#ID_277"> Draußen geht plötzlich ein Sausen und Brausen an. Wie wenn<lb/> der Sturmwind um seine schöne Braut den Mantel schlägt und mit<lb/> ihr durch die heulenden Lüste flieht, so kam der Teufel wieder nach<lb/> Kolbatz gezogen. Auf seinem Rücken hing der Sack voll Maränen,<lb/> die er direct aus Italien hergeholt hatte. Der Orgelton und das<lb/> „V«-ni cro-ttoi- Spiritus!" der Mönche machten ihm nervöse Zufälle,<lb/> doch setzte er sich entschlossen wartend auf einen Stein. Endlich wird<lb/> es still im Kirchlein, die Lichter verlöschen, und er will dem Pater<lb/> nun die Maränen abliefern. Da hört man hinter dem Heuhaufen<lb/> einen Hahn krähen, und Flammen sprühen aus des Satans Augen.<lb/> Zum zweiten Male erschallt das lustige Frühgeschrei, der Teufel stampft</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0127]
Ob die Herren den Contract, herkömmlicher Weise, schriftlich
machten, oder ob sie das Ganze als einen Gegenstand unter fünfzig
Thaler betrachteten, wobei auch mündliche Uebereinkunft bindend ist
— das weiß ich nicht und kann darüber keine Auskunft geben. Ge¬
nug, der Satan fuhr vergnügt von dannen, und auch Pater Martin
befand sich anfangs in der besten Laune; er tanzte ordentlich vor
Lust, wenn er an sein Leibgericht dachte, das er für solchen Spott¬
preis erhalten sollte. Aber nach und nach wurde er stiller und schwer¬
mütiger. Sei eS, daß die Grütze oder die Nügenwalder Gänse¬
brust ihm UnVerdaulichkeiten machte — genug, sein Gewissen regte
sich, und er ging endlich zum Abt, um ihm Alles zu beichten. Die¬
ser schüttelte zwar vorwurfsvoll das Haupt, allein er versprach doch,
das Möglichste zu versuchen, ob er den dummen Teufel nicht über¬
listen könne.
Inzwischen war es Nacht geworden, und eine dichte pommersche
Finsterniß bedeckte die Welt. Der Abt öffnete das geheime Kloster-
pförtchen, bog die Brombeeren zurück, die eS umrankt hatten, und
schlich hinaus. Am Rande der Madüe, wo zwischen spitzen grünen
Schwertblättern die gelben Wasserlilien wuchsen, verbarg er sich hin¬
ter einem Heuhaufen, der wie eine Mönchskappe geformt war, und
den die Bauern deshalb noch jetzt „eineKaputze" zu nennen Pflegen.
Alles ist finster und still ringsum; nur aus den gothischen Fenstern
der Klosterkirche glüht trübrvthlicher Lichtschein, und zuweilen flattern
von dort Orgelklänge und Bußgesang herüber. Auch Pater Martin
liegt zerknirscht am Altar und richtet sein Gebet an den heiligen Pe¬
trus, der ja bekanntlich ein Liebhaber von Fischen gewesen ist.
Draußen geht plötzlich ein Sausen und Brausen an. Wie wenn
der Sturmwind um seine schöne Braut den Mantel schlägt und mit
ihr durch die heulenden Lüste flieht, so kam der Teufel wieder nach
Kolbatz gezogen. Auf seinem Rücken hing der Sack voll Maränen,
die er direct aus Italien hergeholt hatte. Der Orgelton und das
„V«-ni cro-ttoi- Spiritus!" der Mönche machten ihm nervöse Zufälle,
doch setzte er sich entschlossen wartend auf einen Stein. Endlich wird
es still im Kirchlein, die Lichter verlöschen, und er will dem Pater
nun die Maränen abliefern. Da hört man hinter dem Heuhaufen
einen Hahn krähen, und Flammen sprühen aus des Satans Augen.
Zum zweiten Male erschallt das lustige Frühgeschrei, der Teufel stampft
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