Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.Straft, die Daniel treffen könnte. O'Connell reiste im Lande frei -- Die Verhaftung Zirndorfer's wegen Irreligiosität (siehe vo¬ -- Bettina's Brentanobuch ist, wie man jetzt hört, nicht seines -- Nach dem "Ausland" gibt es jetzt ein wirkliches "junges Straft, die Daniel treffen könnte. O'Connell reiste im Lande frei — Die Verhaftung Zirndorfer's wegen Irreligiosität (siehe vo¬ — Bettina's Brentanobuch ist, wie man jetzt hört, nicht seines — Nach dem „Ausland" gibt es jetzt ein wirkliches „junges <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0807" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180520"/> <p xml:id="ID_2065" prev="#ID_2064"> Straft, die Daniel treffen könnte. O'Connell reiste im Lande frei<lb/> umher und donnerte im Parlament, bis zu seiner Verurtheilung:<lb/> Jordan durste nicht einmal sein todtes Kind begraben sehen. O'Con¬<lb/> nell wohnt in den prachtvollen und geräumigen Zimmern des Gou¬<lb/> verneurs von Richmond Penitentiary, ein großer Garten dient ihm zum<lb/> Spaziergang, er betet und speist in Gesellschaft seiner Verwandten<lb/> und Mitangeklagten, er erhält theilnehmende Besuche vom Lordmayor<lb/> Dublins herab bis zum deutschen Touristen Venedey, Adressen von<lb/> allen Corporationen des Landes und in der That leitet er von seinem<lb/> Gefängniß aus ungehindert die Angelegenheiten seiner Repealer. Sol¬<lb/> len wir noch einen Blick auf Jordan werfen, den kranken, ruinirren<lb/> Mann, den die Gensdarmen mit geladenem Gewehr begleiten, wenn<lb/> er einmal einen Schritt über die Schwelle des Gefängnisses thun<lb/> darf, um Luft zu schöpfen? — Es ist genug.</p><lb/> <p xml:id="ID_2066"> — Die Verhaftung Zirndorfer's wegen Irreligiosität (siehe vo¬<lb/> rige Wochenlieferung der Grenzboten) ist, nach der Rhein- und Mo¬<lb/> selzeitung, eine reine Erdichtung, die zum Besten des Autors und<lb/> Verlegers ausgesprengt worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2067"> — Bettina's Brentanobuch ist, wie man jetzt hört, nicht seines<lb/> Inhalts wegen confiscire worden, sondern weil, den Gesetzbestimmun¬<lb/> gen über Zwanzigbogenschriften zuwider, der Name der Verfasserin<lb/> nicht auf dem Titelblatte genannt war. Die Freigebung der Schrift<lb/> wird demnach keine Schwierigkeiten haben. Wir berichtigen das mit<lb/> Vergnügen. Berlin hat in letzter Zeit Krähwinkeleien genug began¬<lb/> gen; man kann ihm diese eine schenken.</p><lb/> <p xml:id="ID_2068" next="#ID_2069"> — Nach dem „Ausland" gibt es jetzt ein wirkliches „junges<lb/> China", obgleich dieses Wort ein Widerspruch in sich oder eine Sa-<lb/> tyre auf unsere altklugen und welkgebornen Völkerfrühlinge scheinen<lb/> könnte. Eine Hauptstütze dieses, mit dem Christenthum und dem Un¬<lb/> chinesischen gerade so, wie das junge England mit dem Katholizismus,<lb/> kokettirenden jungen China ist der Mandarine sehn, der eine Denk¬<lb/> schrift über den englisch-chinesischen Krieg und die Austande seines<lb/> Vaterlandes verfaßt hat. Gützlaff hat dieses Memoir an Professor<lb/> Neumann in München geschickt; es ist namentlich im Anfange noch<lb/> ganz in echt chinesischem, naiv hyperbolischem und schlau einfältigen<lb/> Style geschrieben, z. B.: „das Mittelreich," so sprechen wir Gelehrte, „ist<lb/> über alle Nationen der Erde erhaben, und der große Kaiser, der Sohn<lb/> des Himmels, regiert über alle Länder und herrscht über alle vier<lb/> Meere . . . Was die Barbaren betrifft, die an den vier Enden der<lb/> Erde wohnen, die ihm alle Unterthan sein müssen, diesen erlaubt er,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0807]
Straft, die Daniel treffen könnte. O'Connell reiste im Lande frei
umher und donnerte im Parlament, bis zu seiner Verurtheilung:
Jordan durste nicht einmal sein todtes Kind begraben sehen. O'Con¬
nell wohnt in den prachtvollen und geräumigen Zimmern des Gou¬
verneurs von Richmond Penitentiary, ein großer Garten dient ihm zum
Spaziergang, er betet und speist in Gesellschaft seiner Verwandten
und Mitangeklagten, er erhält theilnehmende Besuche vom Lordmayor
Dublins herab bis zum deutschen Touristen Venedey, Adressen von
allen Corporationen des Landes und in der That leitet er von seinem
Gefängniß aus ungehindert die Angelegenheiten seiner Repealer. Sol¬
len wir noch einen Blick auf Jordan werfen, den kranken, ruinirren
Mann, den die Gensdarmen mit geladenem Gewehr begleiten, wenn
er einmal einen Schritt über die Schwelle des Gefängnisses thun
darf, um Luft zu schöpfen? — Es ist genug.
— Die Verhaftung Zirndorfer's wegen Irreligiosität (siehe vo¬
rige Wochenlieferung der Grenzboten) ist, nach der Rhein- und Mo¬
selzeitung, eine reine Erdichtung, die zum Besten des Autors und
Verlegers ausgesprengt worden.
— Bettina's Brentanobuch ist, wie man jetzt hört, nicht seines
Inhalts wegen confiscire worden, sondern weil, den Gesetzbestimmun¬
gen über Zwanzigbogenschriften zuwider, der Name der Verfasserin
nicht auf dem Titelblatte genannt war. Die Freigebung der Schrift
wird demnach keine Schwierigkeiten haben. Wir berichtigen das mit
Vergnügen. Berlin hat in letzter Zeit Krähwinkeleien genug began¬
gen; man kann ihm diese eine schenken.
— Nach dem „Ausland" gibt es jetzt ein wirkliches „junges
China", obgleich dieses Wort ein Widerspruch in sich oder eine Sa-
tyre auf unsere altklugen und welkgebornen Völkerfrühlinge scheinen
könnte. Eine Hauptstütze dieses, mit dem Christenthum und dem Un¬
chinesischen gerade so, wie das junge England mit dem Katholizismus,
kokettirenden jungen China ist der Mandarine sehn, der eine Denk¬
schrift über den englisch-chinesischen Krieg und die Austande seines
Vaterlandes verfaßt hat. Gützlaff hat dieses Memoir an Professor
Neumann in München geschickt; es ist namentlich im Anfange noch
ganz in echt chinesischem, naiv hyperbolischem und schlau einfältigen
Style geschrieben, z. B.: „das Mittelreich," so sprechen wir Gelehrte, „ist
über alle Nationen der Erde erhaben, und der große Kaiser, der Sohn
des Himmels, regiert über alle Länder und herrscht über alle vier
Meere . . . Was die Barbaren betrifft, die an den vier Enden der
Erde wohnen, die ihm alle Unterthan sein müssen, diesen erlaubt er,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |