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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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um, und wenn es ihnen an unserem Tische schmeckt, so mögen sie
immerhin etwas mit nach Hause nehmen. Wir wollen ihnen nicht
an die Taschen fühlen. Allein fünf volle Bogen, zwei ganze Num¬
mern unserer Novellenhefte -- das ist denn doch zu viel! Warum
wir nochmals darauf zurückkommen, wollen wir sogleich sagen, Wir
fanden dieser Tage das deutsche Bürgcrblatt und lasen darin auf der
ersten Seite einen prächtigen Artikel gegen den Nachdruck voll Tu¬
gend und Moral, wie sie im Telemach nicht schöner zu finden ist.
Nun drehen wir einige Seiten um und finden -- dieselbe Novelle
"der Inquisitor", die den Gaumen der Carlsruher Zeitung so sehr ge¬
reizt hat. Diese schönen fünf Bogen druckt das tugendhafte Bür¬
gerblatt in größter Gemüthsruhe uns gleichfalls nach. Die Mo¬
ral auf der Zunge -- den Raub in der Tasche -- ist das deutsche
Bürgertugend?--Da möge sich doch das deutsche Bürgerblatt
ein Beispiel an einem andern Journal nehmen, das nicht in Deutsch¬
land erscheint. Das erste Blatt, das ich kürzlich bei meiner Reise
nach Ungarn zu Gesichte bekam, war das Pesther Tageblatt,
ein dort sehr verbreitetes Journal in Folio, redigirt von Di-. Sieg¬
mund Saphir. Sogleich auf der Vorderseite dieses Blattes finde ich
die Novelle "der König und sein Narr" ein drei Bogen starkes Ei¬
genthum der Grenzboten. Der Verfasser Herr Dr. E. Dronte in
Berlin wird das Zeugniß geben, daß ihm seine Arbeit von uns
ehrlich honorirt wurde. Auch Druck und Papier sind wir nicht schul¬
dig geblieben. Mußte ich mich nicht geschmeichelt finden, daß das
Pesther Tageblatt diese kleinen Auslagen für sich zu benutzen so gütig
war? Allem damit begnügt sich dieses Blatt nicht, vielmehr treibt
es seine Gefälligkeit so weit, bald darauf meinen Artikel "der deut¬
sche Adel als Lcscpublikum" nachzudrucken^ Diesen Artikel hatte ich
am Schlüsse blos mit meiner Chiffre I. K. unterzeichnet. Das
Pesthcr Tageblatt hielt dieses jedoch für zu bescheiden. Um mich auf
meiner journalistischen Laufbahn aufzumuntern, druckt es an der
Spitze des Artikels meinen vollen Namen hin. Dadurch entsteht für
mich der Vortheil, daß die Leser jenes Blattes, die nicht wissen, daß
der Aufsatz aus den Grenzboten genommen ist, in dem Glauben sind,
ich habe den Artikel direct eingesendet und genieße der Auszeichnung,
zu den Mitarbeitern des Pesther Tageblattes zu gehören. Daß
dieses Wohlwollen für mich und für die Grenzboten kein vorüberge¬
hendes ist, dafür habe ich gleich darauf neue Beweise erhalten, indem
ich die Novelle "Liebesbriefe", welches das dritte Heft unserer Novel¬
len dieses Jahres füllte, in kurzer Zeit nachgedruckt sah, während aus
einer anderen Seite ein Artikel "Zur Charakteristik des deutschen Par¬
terres", welchen ich wieder blos am Ende mit meiner Chiffre bezeich¬
nete, abermals mit meinem vollen Namen an der Spitze als Origi¬
nalbeitrag vorgeführt wurde. Für so consequente Anhänglichkeit sage


um, und wenn es ihnen an unserem Tische schmeckt, so mögen sie
immerhin etwas mit nach Hause nehmen. Wir wollen ihnen nicht
an die Taschen fühlen. Allein fünf volle Bogen, zwei ganze Num¬
mern unserer Novellenhefte — das ist denn doch zu viel! Warum
wir nochmals darauf zurückkommen, wollen wir sogleich sagen, Wir
fanden dieser Tage das deutsche Bürgcrblatt und lasen darin auf der
ersten Seite einen prächtigen Artikel gegen den Nachdruck voll Tu¬
gend und Moral, wie sie im Telemach nicht schöner zu finden ist.
Nun drehen wir einige Seiten um und finden — dieselbe Novelle
„der Inquisitor", die den Gaumen der Carlsruher Zeitung so sehr ge¬
reizt hat. Diese schönen fünf Bogen druckt das tugendhafte Bür¬
gerblatt in größter Gemüthsruhe uns gleichfalls nach. Die Mo¬
ral auf der Zunge — den Raub in der Tasche — ist das deutsche
Bürgertugend?--Da möge sich doch das deutsche Bürgerblatt
ein Beispiel an einem andern Journal nehmen, das nicht in Deutsch¬
land erscheint. Das erste Blatt, das ich kürzlich bei meiner Reise
nach Ungarn zu Gesichte bekam, war das Pesther Tageblatt,
ein dort sehr verbreitetes Journal in Folio, redigirt von Di-. Sieg¬
mund Saphir. Sogleich auf der Vorderseite dieses Blattes finde ich
die Novelle „der König und sein Narr" ein drei Bogen starkes Ei¬
genthum der Grenzboten. Der Verfasser Herr Dr. E. Dronte in
Berlin wird das Zeugniß geben, daß ihm seine Arbeit von uns
ehrlich honorirt wurde. Auch Druck und Papier sind wir nicht schul¬
dig geblieben. Mußte ich mich nicht geschmeichelt finden, daß das
Pesther Tageblatt diese kleinen Auslagen für sich zu benutzen so gütig
war? Allem damit begnügt sich dieses Blatt nicht, vielmehr treibt
es seine Gefälligkeit so weit, bald darauf meinen Artikel „der deut¬
sche Adel als Lcscpublikum" nachzudrucken^ Diesen Artikel hatte ich
am Schlüsse blos mit meiner Chiffre I. K. unterzeichnet. Das
Pesthcr Tageblatt hielt dieses jedoch für zu bescheiden. Um mich auf
meiner journalistischen Laufbahn aufzumuntern, druckt es an der
Spitze des Artikels meinen vollen Namen hin. Dadurch entsteht für
mich der Vortheil, daß die Leser jenes Blattes, die nicht wissen, daß
der Aufsatz aus den Grenzboten genommen ist, in dem Glauben sind,
ich habe den Artikel direct eingesendet und genieße der Auszeichnung,
zu den Mitarbeitern des Pesther Tageblattes zu gehören. Daß
dieses Wohlwollen für mich und für die Grenzboten kein vorüberge¬
hendes ist, dafür habe ich gleich darauf neue Beweise erhalten, indem
ich die Novelle „Liebesbriefe", welches das dritte Heft unserer Novel¬
len dieses Jahres füllte, in kurzer Zeit nachgedruckt sah, während aus
einer anderen Seite ein Artikel „Zur Charakteristik des deutschen Par¬
terres", welchen ich wieder blos am Ende mit meiner Chiffre bezeich¬
nete, abermals mit meinem vollen Namen an der Spitze als Origi¬
nalbeitrag vorgeführt wurde. Für so consequente Anhänglichkeit sage


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/579>, abgerufen am 22.12.2024.