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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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gen, an welche dieser Name erinnert, sind kaum berührt, oder wenn
es der Redner thut, so faßt er sie immer von der bekannten, selbst
abgenutzten Seite auf. Dennoch ist dies Werk anziehend durch feilte
Form, wenn auch im Grunde unzureichend.

Nach der zweiten Restauration und zu derselben Zeit, wo er den
Lehrstuhl der Beredsamkeit bei der tacultv nos lettro" erhielt, brach¬
ten ihm seine Verbindungen mit Decazes und den damaligen Doc-
trinairs als Chef der Abtheilung für die Buchdruckerei und den
Buchhandel in das Ministerium. Zuletzt zum in-nerv "I"?8 i-ecjuöt"-"
beim Staatsrath ernannt, nahm er an allen Kämpfen des Ministe¬
riums Decazes gegen die Ultras Theil.

Nach seiner Lobrede auf Montesquieu sah Villemain, seinen
akademischen Lorbeern entsagend, ein, daß Frankreich tüchtigere Werke von
ihm erwarte: er schrieb seine Geschichte Cromwells, die 1819 erschien.

Dieses Werk hat einen wohlverdienten Erfolg gehabt. Der Gegen¬
stand desselben ist großartig und war für den Autor damals gefährlich,
Villemain vermied damals mit Glück, über den Werth oder Un¬
wert!) der Principien der englischen Revolution zu urtheilen, und
begnügte sich damit, die Thatsachen und Vorfälle in ihrer ganzen
Wahrheit vor die Augen des Lesers treten zu lassen, und sie in jene
schöne Sprache zu kleiden, die er so trefflich der Würde des Gegen¬
standes anzupassen weiß. Die royalistische Partei war mit.der histo¬
rischen Unparteilichkeit Villemains nicht zufrieden; sie hatte eine hef¬
tige Anklage gegen den Protector und die englische Revolution er¬
wartet, und fand blos eine ruhige Darstellung ihres Verlaufs.
Dahlmann hat darin allerdings noch ganz Anderes geleistet.

Im Jahre 1821 wurde der Verfasser der Geschichte Cromwells
trotz seiner Jugend (er war noch nicht dreißig Jahre alt) zum Mit¬
glied der Akademie ernannt.

Die Julirevolution riß Villemain aus der akademischen Lauf¬
bahn und zog ihn ganz in den politischen Kampf. Schon Anfang
18Z0 zum Deputaten erwählt, war er unter den zweihundert einund¬
zwanzig, und als die Charte nach dreitägigen Kampfe gesiegt hatte,
wurde er zum Mitgliede der Commission für Revision der Charte
erwählt, und vertheidigte im Verein mit Dupin die Unabsetzbarkeit
der Richter, sprach sich gegen politische Vermtheilungen aus lind zeigte


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gen, an welche dieser Name erinnert, sind kaum berührt, oder wenn
es der Redner thut, so faßt er sie immer von der bekannten, selbst
abgenutzten Seite auf. Dennoch ist dies Werk anziehend durch feilte
Form, wenn auch im Grunde unzureichend.

Nach der zweiten Restauration und zu derselben Zeit, wo er den
Lehrstuhl der Beredsamkeit bei der tacultv nos lettro» erhielt, brach¬
ten ihm seine Verbindungen mit Decazes und den damaligen Doc-
trinairs als Chef der Abtheilung für die Buchdruckerei und den
Buchhandel in das Ministerium. Zuletzt zum in-nerv «I«?8 i-ecjuöt«-«
beim Staatsrath ernannt, nahm er an allen Kämpfen des Ministe¬
riums Decazes gegen die Ultras Theil.

Nach seiner Lobrede auf Montesquieu sah Villemain, seinen
akademischen Lorbeern entsagend, ein, daß Frankreich tüchtigere Werke von
ihm erwarte: er schrieb seine Geschichte Cromwells, die 1819 erschien.

Dieses Werk hat einen wohlverdienten Erfolg gehabt. Der Gegen¬
stand desselben ist großartig und war für den Autor damals gefährlich,
Villemain vermied damals mit Glück, über den Werth oder Un¬
wert!) der Principien der englischen Revolution zu urtheilen, und
begnügte sich damit, die Thatsachen und Vorfälle in ihrer ganzen
Wahrheit vor die Augen des Lesers treten zu lassen, und sie in jene
schöne Sprache zu kleiden, die er so trefflich der Würde des Gegen¬
standes anzupassen weiß. Die royalistische Partei war mit.der histo¬
rischen Unparteilichkeit Villemains nicht zufrieden; sie hatte eine hef¬
tige Anklage gegen den Protector und die englische Revolution er¬
wartet, und fand blos eine ruhige Darstellung ihres Verlaufs.
Dahlmann hat darin allerdings noch ganz Anderes geleistet.

Im Jahre 1821 wurde der Verfasser der Geschichte Cromwells
trotz seiner Jugend (er war noch nicht dreißig Jahre alt) zum Mit¬
glied der Akademie ernannt.

Die Julirevolution riß Villemain aus der akademischen Lauf¬
bahn und zog ihn ganz in den politischen Kampf. Schon Anfang
18Z0 zum Deputaten erwählt, war er unter den zweihundert einund¬
zwanzig, und als die Charte nach dreitägigen Kampfe gesiegt hatte,
wurde er zum Mitgliede der Commission für Revision der Charte
erwählt, und vertheidigte im Verein mit Dupin die Unabsetzbarkeit
der Richter, sprach sich gegen politische Vermtheilungen aus lind zeigte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/475>, abgerufen am 23.12.2024.