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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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i.
Notizen.

Das Cartell und Cancrin. -- Eichhorn an die katholischen Bischöfe. -- Bi¬
schof Alexander und seine Proselyten. -- Der christliche Staat und die Wis¬
senschaft. -- Ein Renegat. -- Tantiemes in Berlin. -- Berliner Professoren.

-- Das Cartell zwischen Preußen und Rußland ist erneuert.
Diese Thatsache steht in eigenthümlichem Zusammenhang mit einigen
Gerüchten, die in letzter Zeit umgingen. Kurz uach der Verweisung
der polnischen Emigranten aus Posen kam das Gerücht von einem
preußisch-russischen Handelsvertrag und einer Erleichterung des
Grcnzvcrkchrö; dies Gerücht wurde wiederrufen und darauf kam ein
anderes, wornach Nußland für "gewisse Zugeständnisse" einige Handclö-
vortheilc versprochen und, nachdem es die Zugeständnisse erhalten, sein
Versprechen vergessen habe. Wir wiederholen: es our ein Gerücht;
aber daß so wenig ehrenvolle, uns als unwürdige annos und Rußland
als Pfifficus darstellende Gerüchte nur möglich sind, ist schon an sich
bezeichnend. Man wird wohl bald sehen, ob die Erneuerung des
Cartells ein Handclovorthcil oder ein Zugeständnis; ist. Hoffentlich
Ersteres. Ecmcrin ist ja unser lieber Landsmann, aus Hessen gebürtig,
hat auf deutsche" Hochschulen studirt und heißt Krebs. Wegen bur-
schcnschaftlichcr Gesinnungen, wie man sagt, relegirt, wollte er anfangs
Buchhändler werdui, besann sich aber bald eines Besseren, wurde rus¬
sischer Minanzministcr, Schöpfer des jetzigen Schutzzollsystems und
rächte sich so an "des Deutschen Vaterland". Deutschland hat von
jeher viel Krebse gehabt.

-- Der Minister Eichhorn hat den katholischen Bischöfen Preu¬
ßens i" einem sehr milden und schonungsvolleu Rundschreiben die Ein-


T a g e b u es.



i.
Notizen.

Das Cartell und Cancrin. — Eichhorn an die katholischen Bischöfe. — Bi¬
schof Alexander und seine Proselyten. — Der christliche Staat und die Wis¬
senschaft. — Ein Renegat. — Tantiemes in Berlin. — Berliner Professoren.

— Das Cartell zwischen Preußen und Rußland ist erneuert.
Diese Thatsache steht in eigenthümlichem Zusammenhang mit einigen
Gerüchten, die in letzter Zeit umgingen. Kurz uach der Verweisung
der polnischen Emigranten aus Posen kam das Gerücht von einem
preußisch-russischen Handelsvertrag und einer Erleichterung des
Grcnzvcrkchrö; dies Gerücht wurde wiederrufen und darauf kam ein
anderes, wornach Nußland für „gewisse Zugeständnisse" einige Handclö-
vortheilc versprochen und, nachdem es die Zugeständnisse erhalten, sein
Versprechen vergessen habe. Wir wiederholen: es our ein Gerücht;
aber daß so wenig ehrenvolle, uns als unwürdige annos und Rußland
als Pfifficus darstellende Gerüchte nur möglich sind, ist schon an sich
bezeichnend. Man wird wohl bald sehen, ob die Erneuerung des
Cartells ein Handclovorthcil oder ein Zugeständnis; ist. Hoffentlich
Ersteres. Ecmcrin ist ja unser lieber Landsmann, aus Hessen gebürtig,
hat auf deutsche» Hochschulen studirt und heißt Krebs. Wegen bur-
schcnschaftlichcr Gesinnungen, wie man sagt, relegirt, wollte er anfangs
Buchhändler werdui, besann sich aber bald eines Besseren, wurde rus¬
sischer Minanzministcr, Schöpfer des jetzigen Schutzzollsystems und
rächte sich so an „des Deutschen Vaterland". Deutschland hat von
jeher viel Krebse gehabt.

— Der Minister Eichhorn hat den katholischen Bischöfen Preu¬
ßens i» einem sehr milden und schonungsvolleu Rundschreiben die Ein-


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[0429] T a g e b u es. i. Notizen. Das Cartell und Cancrin. — Eichhorn an die katholischen Bischöfe. — Bi¬ schof Alexander und seine Proselyten. — Der christliche Staat und die Wis¬ senschaft. — Ein Renegat. — Tantiemes in Berlin. — Berliner Professoren. — Das Cartell zwischen Preußen und Rußland ist erneuert. Diese Thatsache steht in eigenthümlichem Zusammenhang mit einigen Gerüchten, die in letzter Zeit umgingen. Kurz uach der Verweisung der polnischen Emigranten aus Posen kam das Gerücht von einem preußisch-russischen Handelsvertrag und einer Erleichterung des Grcnzvcrkchrö; dies Gerücht wurde wiederrufen und darauf kam ein anderes, wornach Nußland für „gewisse Zugeständnisse" einige Handclö- vortheilc versprochen und, nachdem es die Zugeständnisse erhalten, sein Versprechen vergessen habe. Wir wiederholen: es our ein Gerücht; aber daß so wenig ehrenvolle, uns als unwürdige annos und Rußland als Pfifficus darstellende Gerüchte nur möglich sind, ist schon an sich bezeichnend. Man wird wohl bald sehen, ob die Erneuerung des Cartells ein Handclovorthcil oder ein Zugeständnis; ist. Hoffentlich Ersteres. Ecmcrin ist ja unser lieber Landsmann, aus Hessen gebürtig, hat auf deutsche» Hochschulen studirt und heißt Krebs. Wegen bur- schcnschaftlichcr Gesinnungen, wie man sagt, relegirt, wollte er anfangs Buchhändler werdui, besann sich aber bald eines Besseren, wurde rus¬ sischer Minanzministcr, Schöpfer des jetzigen Schutzzollsystems und rächte sich so an „des Deutschen Vaterland". Deutschland hat von jeher viel Krebse gehabt. — Der Minister Eichhorn hat den katholischen Bischöfen Preu¬ ßens i» einem sehr milden und schonungsvolleu Rundschreiben die Ein-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/429>, abgerufen am 26.06.2024.