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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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für den Dramatiker kein anderes Mittel als einen Birchpfeiffer'schen Blitz?
Laube hat sich in diesem Werke übereilt, man merkt es an so man¬
chen! Unwesentlichen, was in den Vordergrund gestellt ist, an so man¬
chen Inconsequenzen der Charaktere, namentlich der Kolkenliesc und
Wittich's, wie schnell, wie flüchtig, ohne Studium und Ruhe er nach
seinein Ziel vorbeihuscht. Wir wünschen von Herzen, daß er in sei-
nem "Struensee", einem so echt dramatischen Stoff, einen besseren
Erfolg erringe und diese Bernsteinhere vergessen mache. Gespiele
wurde im Wesentlichen gut, nur Herr Nott hatte seine Rolle (Wit-
tich) nicht verstanden, wie dies bei ihm gewöhnlich der Fall ist. Die¬
ser "Künstler" sucht seine Kunst in Extravaganzen und Lärmmacher,
theils in Organ, theils in Bewegung und Mimik.

Antigone und Medea sind eingeschlafen, dafür will Tieck nun
seinen gestiefelten Kater erwecken. Indeß hat doch der hohe Sinn
für die Alten hier in einigen jugendlichen Seelen Anklang gefunden.
Einige Studirende, dieselben, welche kürzlich die böse Aufklärung und
geistige Bewegung ihrer Comilitonen durch Bälle und Zweckessen gut
zu machen suchten, haben die c.^"tivi des Plautus in der Ursprache
aufgeführt und dabei horazische Oden gesungen. Der Mäcen ist auch
nicht ausgeblieben. --

Seit einigen Tagen ist Karl Beck hier anwesend. Ob sein
neuestes Gedicht vor Ostern noch erscheinen wird, ist unzuverlässig
wegen unglücklicher Zufälle seines Buchhändlers. Hoffmann v. Fal-
lersleben hat sich nach seinem so unfreiwillig kurzen Aufenthalt von
hier nach Oranienburg begeben, wo er vorläufig durch seinen Freund
Runge die Nachforschungen in hiesigen Manuscripten fortsetzt.
Dafür sind drei Notabilitäten auf einmal hier eingetroffen: Pfarrer
Mcinhold, Bosco und E. Geibel.




für den Dramatiker kein anderes Mittel als einen Birchpfeiffer'schen Blitz?
Laube hat sich in diesem Werke übereilt, man merkt es an so man¬
chen! Unwesentlichen, was in den Vordergrund gestellt ist, an so man¬
chen Inconsequenzen der Charaktere, namentlich der Kolkenliesc und
Wittich's, wie schnell, wie flüchtig, ohne Studium und Ruhe er nach
seinein Ziel vorbeihuscht. Wir wünschen von Herzen, daß er in sei-
nem „Struensee", einem so echt dramatischen Stoff, einen besseren
Erfolg erringe und diese Bernsteinhere vergessen mache. Gespiele
wurde im Wesentlichen gut, nur Herr Nott hatte seine Rolle (Wit-
tich) nicht verstanden, wie dies bei ihm gewöhnlich der Fall ist. Die¬
ser „Künstler" sucht seine Kunst in Extravaganzen und Lärmmacher,
theils in Organ, theils in Bewegung und Mimik.

Antigone und Medea sind eingeschlafen, dafür will Tieck nun
seinen gestiefelten Kater erwecken. Indeß hat doch der hohe Sinn
für die Alten hier in einigen jugendlichen Seelen Anklang gefunden.
Einige Studirende, dieselben, welche kürzlich die böse Aufklärung und
geistige Bewegung ihrer Comilitonen durch Bälle und Zweckessen gut
zu machen suchten, haben die c.^»tivi des Plautus in der Ursprache
aufgeführt und dabei horazische Oden gesungen. Der Mäcen ist auch
nicht ausgeblieben. —

Seit einigen Tagen ist Karl Beck hier anwesend. Ob sein
neuestes Gedicht vor Ostern noch erscheinen wird, ist unzuverlässig
wegen unglücklicher Zufälle seines Buchhändlers. Hoffmann v. Fal-
lersleben hat sich nach seinem so unfreiwillig kurzen Aufenthalt von
hier nach Oranienburg begeben, wo er vorläufig durch seinen Freund
Runge die Nachforschungen in hiesigen Manuscripten fortsetzt.
Dafür sind drei Notabilitäten auf einmal hier eingetroffen: Pfarrer
Mcinhold, Bosco und E. Geibel.




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[0428] für den Dramatiker kein anderes Mittel als einen Birchpfeiffer'schen Blitz? Laube hat sich in diesem Werke übereilt, man merkt es an so man¬ chen! Unwesentlichen, was in den Vordergrund gestellt ist, an so man¬ chen Inconsequenzen der Charaktere, namentlich der Kolkenliesc und Wittich's, wie schnell, wie flüchtig, ohne Studium und Ruhe er nach seinein Ziel vorbeihuscht. Wir wünschen von Herzen, daß er in sei- nem „Struensee", einem so echt dramatischen Stoff, einen besseren Erfolg erringe und diese Bernsteinhere vergessen mache. Gespiele wurde im Wesentlichen gut, nur Herr Nott hatte seine Rolle (Wit- tich) nicht verstanden, wie dies bei ihm gewöhnlich der Fall ist. Die¬ ser „Künstler" sucht seine Kunst in Extravaganzen und Lärmmacher, theils in Organ, theils in Bewegung und Mimik. Antigone und Medea sind eingeschlafen, dafür will Tieck nun seinen gestiefelten Kater erwecken. Indeß hat doch der hohe Sinn für die Alten hier in einigen jugendlichen Seelen Anklang gefunden. Einige Studirende, dieselben, welche kürzlich die böse Aufklärung und geistige Bewegung ihrer Comilitonen durch Bälle und Zweckessen gut zu machen suchten, haben die c.^»tivi des Plautus in der Ursprache aufgeführt und dabei horazische Oden gesungen. Der Mäcen ist auch nicht ausgeblieben. — Seit einigen Tagen ist Karl Beck hier anwesend. Ob sein neuestes Gedicht vor Ostern noch erscheinen wird, ist unzuverlässig wegen unglücklicher Zufälle seines Buchhändlers. Hoffmann v. Fal- lersleben hat sich nach seinem so unfreiwillig kurzen Aufenthalt von hier nach Oranienburg begeben, wo er vorläufig durch seinen Freund Runge die Nachforschungen in hiesigen Manuscripten fortsetzt. Dafür sind drei Notabilitäten auf einmal hier eingetroffen: Pfarrer Mcinhold, Bosco und E. Geibel.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/428>, abgerufen am 22.12.2024.