Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
Daß es den Ahn vom herrlichen Throne,
Freiheit predigend trug zum Schaffott;
Daß es dem Ohm die theuere Krone
Niedergewettert, ein Blitz von Gott;
Daß er selber ein flüchtiger König, --
Gelle ihm "^Ilons eukms!" in's Ohr,
singt auf den Haiden unkentönig
Ihm des Zigeuners Geige vor. --
Sechs heißblutige Hengste tosen
Ueber die Haide von Debreczin,
Sitzt ein Herzog der Franzosen
Traurig im goldenen Wagen drin,v v v.



ES lüftete nicht den Verwaisten, den Ball in die Lüfte zu schlagen,
Ach, war er doch selber ein Ball, vom Sturme des Schicksals ge¬
tragen ;
Er sing die Vögelein nicht, die sorgend im Laube nisten,
Er spähte wie sie nach Körnern umher, sein Leben zu fristen.
Er schleppte die Stufen hinan die Körbe, mit Scheiten belastet,
Den Eimer, mit Wasser gefüllt, und hat erst am Abend gerastet,
Hat frierend den müßigen Hund um's bergende Lager beneidet,
Das spinnende Kätzlein, das Gott mit wärmendem Felle bekleidet.
Er reifte heran, es ward sein Geschick, sich im Dienste zu Plagen,
Im farbigen Kleid ein farbiges Elend im Leben zu tragen;
Zu lächeln im Leid, zu füttern den Hund, zu satteln den Schecken,
Ein Blümlein der Sünde zu Nacht an die Bast des Gebieters
zu stecken.

Daß es den Ahn vom herrlichen Throne,
Freiheit predigend trug zum Schaffott;
Daß es dem Ohm die theuere Krone
Niedergewettert, ein Blitz von Gott;
Daß er selber ein flüchtiger König, —
Gelle ihm „^Ilons eukms!" in's Ohr,
singt auf den Haiden unkentönig
Ihm des Zigeuners Geige vor. —
Sechs heißblutige Hengste tosen
Ueber die Haide von Debreczin,
Sitzt ein Herzog der Franzosen
Traurig im goldenen Wagen drin,v v v.



ES lüftete nicht den Verwaisten, den Ball in die Lüfte zu schlagen,
Ach, war er doch selber ein Ball, vom Sturme des Schicksals ge¬
tragen ;
Er sing die Vögelein nicht, die sorgend im Laube nisten,
Er spähte wie sie nach Körnern umher, sein Leben zu fristen.
Er schleppte die Stufen hinan die Körbe, mit Scheiten belastet,
Den Eimer, mit Wasser gefüllt, und hat erst am Abend gerastet,
Hat frierend den müßigen Hund um's bergende Lager beneidet,
Das spinnende Kätzlein, das Gott mit wärmendem Felle bekleidet.
Er reifte heran, es ward sein Geschick, sich im Dienste zu Plagen,
Im farbigen Kleid ein farbiges Elend im Leben zu tragen;
Zu lächeln im Leid, zu füttern den Hund, zu satteln den Schecken,
Ein Blümlein der Sünde zu Nacht an die Bast des Gebieters
zu stecken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0357" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180070"/>
          <lg xml:id="POEMID_8" type="poem">
            <l> Daß es den Ahn vom herrlichen Throne,<lb/>
Freiheit predigend trug zum Schaffott;<lb/>
Daß es dem Ohm die theuere Krone<lb/>
Niedergewettert, ein Blitz von Gott;</l>
            <l> Daß er selber ein flüchtiger König, &#x2014;<lb/>
Gelle ihm &#x201E;^Ilons eukms!" in's Ohr,<lb/>
singt auf den Haiden unkentönig<lb/>
Ihm des Zigeuners Geige vor. &#x2014;</l>
            <l> Sechs heißblutige Hengste tosen<lb/>
Ueber die Haide von Debreczin,<lb/>
Sitzt ein Herzog der Franzosen<lb/>
Traurig im goldenen Wagen drin,v   v v.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_9" type="poem">
            <l> ES lüftete nicht den Verwaisten, den Ball in die Lüfte zu schlagen,<lb/>
Ach, war er doch selber ein Ball, vom Sturme des Schicksals ge¬<lb/>
tragen ;<lb/>
Er sing die Vögelein nicht, die sorgend im Laube nisten,<lb/>
Er spähte wie sie nach Körnern umher, sein Leben zu fristen.</l>
            <l> Er schleppte die Stufen hinan die Körbe, mit Scheiten belastet,<lb/>
Den Eimer, mit Wasser gefüllt, und hat erst am Abend gerastet,<lb/>
Hat frierend den müßigen Hund um's bergende Lager beneidet,<lb/>
Das spinnende Kätzlein, das Gott mit wärmendem Felle bekleidet.</l>
            <l> Er reifte heran, es ward sein Geschick, sich im Dienste zu Plagen,<lb/>
Im farbigen Kleid ein farbiges Elend im Leben zu tragen;<lb/>
Zu lächeln im Leid, zu füttern den Hund, zu satteln den Schecken,<lb/>
Ein Blümlein der Sünde zu Nacht an die Bast des Gebieters<lb/>
zu stecken.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0357] Daß es den Ahn vom herrlichen Throne, Freiheit predigend trug zum Schaffott; Daß es dem Ohm die theuere Krone Niedergewettert, ein Blitz von Gott; Daß er selber ein flüchtiger König, — Gelle ihm „^Ilons eukms!" in's Ohr, singt auf den Haiden unkentönig Ihm des Zigeuners Geige vor. — Sechs heißblutige Hengste tosen Ueber die Haide von Debreczin, Sitzt ein Herzog der Franzosen Traurig im goldenen Wagen drin,v v v. ES lüftete nicht den Verwaisten, den Ball in die Lüfte zu schlagen, Ach, war er doch selber ein Ball, vom Sturme des Schicksals ge¬ tragen ; Er sing die Vögelein nicht, die sorgend im Laube nisten, Er spähte wie sie nach Körnern umher, sein Leben zu fristen. Er schleppte die Stufen hinan die Körbe, mit Scheiten belastet, Den Eimer, mit Wasser gefüllt, und hat erst am Abend gerastet, Hat frierend den müßigen Hund um's bergende Lager beneidet, Das spinnende Kätzlein, das Gott mit wärmendem Felle bekleidet. Er reifte heran, es ward sein Geschick, sich im Dienste zu Plagen, Im farbigen Kleid ein farbiges Elend im Leben zu tragen; Zu lächeln im Leid, zu füttern den Hund, zu satteln den Schecken, Ein Blümlein der Sünde zu Nacht an die Bast des Gebieters zu stecken.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/357
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/357>, abgerufen am 26.06.2024.