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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Er dachte mit redliche", Sinn, sein wonniges Liebchen zu Heuern-
Sie hatte nicht Hände wie Sammt, sie hatte die Dielen zu scheuern,
Es floß statt des würzigen Oels der Rauch in die wallenden Locken,
Die zarte Sohle, wie schien sie so plump in den bauschigen Socken.

Ihr Bildniß sandte sie nicht, noch Briefe mit güldenem Rändchen,
.Er schenkte kein Ringlein ihr und brachte kein girrendes Ständchen;
Sie sahen sich spärlich, sie blieben getrennt in der Jugend Tagen,
Im rauschenden Lenz, wann die Lerchen der Brust am lautesten
schlagein
Sie alterten rasch, doch jugendlich blieb ihr gläubig Vertrauen,
Ihr Hoffen, es war wie die Blümchen im Korn, die schönen, die
blauen:
Und hast Du tagüber gepflückt --Du schaust am künftigen Morgen
Ein letztes, ein eheletztes, ein allerletztes verborgen.

Ach nur im Traume schien's den gottgefälligen Seelen,
Als müßten sie dienen nicht mehr, als dürften sie selber befehlen;
Ihm war's, ob ein Bürger vor ihm den Hut in Demuth gerücket
Und freundlich Herr ihn genannt und tief vor ihm sich gebücket.
Und als sie gespart und zusammengescharrt die Kreuzer und Gulden,
Und als sie der Priester getraut nach jahrelangem Gedulden,
Da kauft sie die Spindel, den Flachs, um schneeiges Linnen zu
spinnen,
Da kauft er die Hütte, mit Röhricht gedeckt, und sie wohnten
darinnen.

Sie starrten in's züngelnde Licht, die Alten, die Endlichvereinten;
Es war nicht die Wonne der Liebe, daß sie nun lachten und weintein
Das war ja vorüber, sie waren getrennt in der Jugend Tagen,
Im rauschenden Lenz, wann die Lerchen der Brust am lautesten
schlagen.
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Sich küssen? sie thäten eS schamig! Sich necken? sie thäten es leise,
Ach, Blumen waren es wohl, doch waren es Blumen im Eise;

Er dachte mit redliche», Sinn, sein wonniges Liebchen zu Heuern-
Sie hatte nicht Hände wie Sammt, sie hatte die Dielen zu scheuern,
Es floß statt des würzigen Oels der Rauch in die wallenden Locken,
Die zarte Sohle, wie schien sie so plump in den bauschigen Socken.

Ihr Bildniß sandte sie nicht, noch Briefe mit güldenem Rändchen,
.Er schenkte kein Ringlein ihr und brachte kein girrendes Ständchen;
Sie sahen sich spärlich, sie blieben getrennt in der Jugend Tagen,
Im rauschenden Lenz, wann die Lerchen der Brust am lautesten
schlagein
Sie alterten rasch, doch jugendlich blieb ihr gläubig Vertrauen,
Ihr Hoffen, es war wie die Blümchen im Korn, die schönen, die
blauen:
Und hast Du tagüber gepflückt —Du schaust am künftigen Morgen
Ein letztes, ein eheletztes, ein allerletztes verborgen.

Ach nur im Traume schien's den gottgefälligen Seelen,
Als müßten sie dienen nicht mehr, als dürften sie selber befehlen;
Ihm war's, ob ein Bürger vor ihm den Hut in Demuth gerücket
Und freundlich Herr ihn genannt und tief vor ihm sich gebücket.
Und als sie gespart und zusammengescharrt die Kreuzer und Gulden,
Und als sie der Priester getraut nach jahrelangem Gedulden,
Da kauft sie die Spindel, den Flachs, um schneeiges Linnen zu
spinnen,
Da kauft er die Hütte, mit Röhricht gedeckt, und sie wohnten
darinnen.

Sie starrten in's züngelnde Licht, die Alten, die Endlichvereinten;
Es war nicht die Wonne der Liebe, daß sie nun lachten und weintein
Das war ja vorüber, sie waren getrennt in der Jugend Tagen,
Im rauschenden Lenz, wann die Lerchen der Brust am lautesten
schlagen.
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Sich küssen? sie thäten eS schamig! Sich necken? sie thäten es leise,
Ach, Blumen waren es wohl, doch waren es Blumen im Eise;

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[0358] Er dachte mit redliche», Sinn, sein wonniges Liebchen zu Heuern- Sie hatte nicht Hände wie Sammt, sie hatte die Dielen zu scheuern, Es floß statt des würzigen Oels der Rauch in die wallenden Locken, Die zarte Sohle, wie schien sie so plump in den bauschigen Socken. Ihr Bildniß sandte sie nicht, noch Briefe mit güldenem Rändchen, .Er schenkte kein Ringlein ihr und brachte kein girrendes Ständchen; Sie sahen sich spärlich, sie blieben getrennt in der Jugend Tagen, Im rauschenden Lenz, wann die Lerchen der Brust am lautesten schlagein Sie alterten rasch, doch jugendlich blieb ihr gläubig Vertrauen, Ihr Hoffen, es war wie die Blümchen im Korn, die schönen, die blauen: Und hast Du tagüber gepflückt —Du schaust am künftigen Morgen Ein letztes, ein eheletztes, ein allerletztes verborgen. Ach nur im Traume schien's den gottgefälligen Seelen, Als müßten sie dienen nicht mehr, als dürften sie selber befehlen; Ihm war's, ob ein Bürger vor ihm den Hut in Demuth gerücket Und freundlich Herr ihn genannt und tief vor ihm sich gebücket. Und als sie gespart und zusammengescharrt die Kreuzer und Gulden, Und als sie der Priester getraut nach jahrelangem Gedulden, Da kauft sie die Spindel, den Flachs, um schneeiges Linnen zu spinnen, Da kauft er die Hütte, mit Röhricht gedeckt, und sie wohnten darinnen. Sie starrten in's züngelnde Licht, die Alten, die Endlichvereinten; Es war nicht die Wonne der Liebe, daß sie nun lachten und weintein Das war ja vorüber, sie waren getrennt in der Jugend Tagen, Im rauschenden Lenz, wann die Lerchen der Brust am lautesten schlagen. nsjnlkI le?6uz «i'l'Ritt'l 'M N'isA »ki lllsAÄ Sich küssen? sie thäten eS schamig! Sich necken? sie thäten es leise, Ach, Blumen waren es wohl, doch waren es Blumen im Eise;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/358>, abgerufen am 26.06.2024.