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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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der unmännlicher Weichheit und die meisten Anhänger des Dichters
fielen von ihm ab. Ueber dem Matten vergaß man aber auch das
Treffliche, was er geschrieben, und nur ein Kreis von Frauen bewun¬
dert ihn noch.

Ingemann ist ein freundlicher, anspruchsloser Mann, und Alle
die ihm nahe stehen, verehren seine Persönlichkeit. Es geht ein poe¬
tischer Dust durch sein Leben. Er hat dieselbe Dame als Gattin
heimgeführt, der seine schmachtenden Elegien gewidmet waren; zwar
besitzen sie keine Kinder, doch sind sie selbst Kinder geblieben, und
ihre Ehe ist ein reines, liebliches Idyll. Darum weiß der Dichter
auch, wie unschuldige Herzen zum Himmel beten und in seinen
"Psalmen für Kinder" weht ein wunderbar inniger Ton.

Neben Ingemann lebt in Soroe Johann Carsten Hauch, ei¬
nen Lehrstuhl für Naturhistorie bekleidend. Er wurde zu Friedrichs¬
hall in Norwegen am 17. März 1791 geboren und stammt aus
adeliger Familie. Sein Vater war Excellenz und ärgerte sich von
frühe an, daß der Sohn sich ganz den Wissenschaften und der Poesie
hingab, denn er hätte ihn lieber mit dem Kammerhermschlüsscl, als
mit der Dichterkrone schmücken lassen. Aber die Freiheitsgöttin hatte
schon in der Wiege Hauch's Herz und Auge geküßt und so war er
nicht zu verwenden für das glatte Parquet des Hoflebens. Niemals
hat er seinen Namen mit dem Abzeichen des Adels versehen, doch
wenn er denselben auch wie ein nutzloses Gerüth in die Rumpel¬
kammer warf, so war er doch in allen ritterlichen Künsten wohl er¬
fahren; und sein Geist, seine Seele drückten stets den wahren, echten
Männevadel aus.

Von Jugend auf ein eifriger Verehrer Oehlenschläger's, stand
Hauch in der vordersten Reihe derer, welche für ihn gegen Vaggesen
stritten. Er kämpfte, dichtete und liebte, Als er nach Italien ging,
ließ er dem Mädchen seiner Wahl den Verlobungsring zurück. Auf
Eapri hatte er das Unglück, ein Bein zu brechen, und es mußte ihm
amputirt werden. Hauch, der so gern tanzte, ritt und voltigirte, er,
der Meister in des Körpers kühner Grammatik, war nun ein Krüppel und
daheim wartete seiner die blühende Braut. Verzweiflung ergriff ihn,
allein bald kehrte ihm der Muth zurück; sein Mädchen blieb ihm
treu und als er das Vaterland wieder sah, wurde er am Altare
mit ihr verbunden.


der unmännlicher Weichheit und die meisten Anhänger des Dichters
fielen von ihm ab. Ueber dem Matten vergaß man aber auch das
Treffliche, was er geschrieben, und nur ein Kreis von Frauen bewun¬
dert ihn noch.

Ingemann ist ein freundlicher, anspruchsloser Mann, und Alle
die ihm nahe stehen, verehren seine Persönlichkeit. Es geht ein poe¬
tischer Dust durch sein Leben. Er hat dieselbe Dame als Gattin
heimgeführt, der seine schmachtenden Elegien gewidmet waren; zwar
besitzen sie keine Kinder, doch sind sie selbst Kinder geblieben, und
ihre Ehe ist ein reines, liebliches Idyll. Darum weiß der Dichter
auch, wie unschuldige Herzen zum Himmel beten und in seinen
„Psalmen für Kinder" weht ein wunderbar inniger Ton.

Neben Ingemann lebt in Soroe Johann Carsten Hauch, ei¬
nen Lehrstuhl für Naturhistorie bekleidend. Er wurde zu Friedrichs¬
hall in Norwegen am 17. März 1791 geboren und stammt aus
adeliger Familie. Sein Vater war Excellenz und ärgerte sich von
frühe an, daß der Sohn sich ganz den Wissenschaften und der Poesie
hingab, denn er hätte ihn lieber mit dem Kammerhermschlüsscl, als
mit der Dichterkrone schmücken lassen. Aber die Freiheitsgöttin hatte
schon in der Wiege Hauch's Herz und Auge geküßt und so war er
nicht zu verwenden für das glatte Parquet des Hoflebens. Niemals
hat er seinen Namen mit dem Abzeichen des Adels versehen, doch
wenn er denselben auch wie ein nutzloses Gerüth in die Rumpel¬
kammer warf, so war er doch in allen ritterlichen Künsten wohl er¬
fahren; und sein Geist, seine Seele drückten stets den wahren, echten
Männevadel aus.

Von Jugend auf ein eifriger Verehrer Oehlenschläger's, stand
Hauch in der vordersten Reihe derer, welche für ihn gegen Vaggesen
stritten. Er kämpfte, dichtete und liebte, Als er nach Italien ging,
ließ er dem Mädchen seiner Wahl den Verlobungsring zurück. Auf
Eapri hatte er das Unglück, ein Bein zu brechen, und es mußte ihm
amputirt werden. Hauch, der so gern tanzte, ritt und voltigirte, er,
der Meister in des Körpers kühner Grammatik, war nun ein Krüppel und
daheim wartete seiner die blühende Braut. Verzweiflung ergriff ihn,
allein bald kehrte ihm der Muth zurück; sein Mädchen blieb ihm
treu und als er das Vaterland wieder sah, wurde er am Altare
mit ihr verbunden.


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[0338] der unmännlicher Weichheit und die meisten Anhänger des Dichters fielen von ihm ab. Ueber dem Matten vergaß man aber auch das Treffliche, was er geschrieben, und nur ein Kreis von Frauen bewun¬ dert ihn noch. Ingemann ist ein freundlicher, anspruchsloser Mann, und Alle die ihm nahe stehen, verehren seine Persönlichkeit. Es geht ein poe¬ tischer Dust durch sein Leben. Er hat dieselbe Dame als Gattin heimgeführt, der seine schmachtenden Elegien gewidmet waren; zwar besitzen sie keine Kinder, doch sind sie selbst Kinder geblieben, und ihre Ehe ist ein reines, liebliches Idyll. Darum weiß der Dichter auch, wie unschuldige Herzen zum Himmel beten und in seinen „Psalmen für Kinder" weht ein wunderbar inniger Ton. Neben Ingemann lebt in Soroe Johann Carsten Hauch, ei¬ nen Lehrstuhl für Naturhistorie bekleidend. Er wurde zu Friedrichs¬ hall in Norwegen am 17. März 1791 geboren und stammt aus adeliger Familie. Sein Vater war Excellenz und ärgerte sich von frühe an, daß der Sohn sich ganz den Wissenschaften und der Poesie hingab, denn er hätte ihn lieber mit dem Kammerhermschlüsscl, als mit der Dichterkrone schmücken lassen. Aber die Freiheitsgöttin hatte schon in der Wiege Hauch's Herz und Auge geküßt und so war er nicht zu verwenden für das glatte Parquet des Hoflebens. Niemals hat er seinen Namen mit dem Abzeichen des Adels versehen, doch wenn er denselben auch wie ein nutzloses Gerüth in die Rumpel¬ kammer warf, so war er doch in allen ritterlichen Künsten wohl er¬ fahren; und sein Geist, seine Seele drückten stets den wahren, echten Männevadel aus. Von Jugend auf ein eifriger Verehrer Oehlenschläger's, stand Hauch in der vordersten Reihe derer, welche für ihn gegen Vaggesen stritten. Er kämpfte, dichtete und liebte, Als er nach Italien ging, ließ er dem Mädchen seiner Wahl den Verlobungsring zurück. Auf Eapri hatte er das Unglück, ein Bein zu brechen, und es mußte ihm amputirt werden. Hauch, der so gern tanzte, ritt und voltigirte, er, der Meister in des Körpers kühner Grammatik, war nun ein Krüppel und daheim wartete seiner die blühende Braut. Verzweiflung ergriff ihn, allein bald kehrte ihm der Muth zurück; sein Mädchen blieb ihm treu und als er das Vaterland wieder sah, wurde er am Altare mit ihr verbunden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/338>, abgerufen am 24.12.2024.