Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.subscribiren, damit er vom Erlös seine Schulden bezahlen könne. Und Ein anderer Geistlicher, welcher in der dänischen Literatur eine Aber ein stürmischer, ungezügelter Eifer riß ihn zur wilden Po¬ Auch Bernhard Severin Inge manu hat einen Theil des Ruh¬ subscribiren, damit er vom Erlös seine Schulden bezahlen könne. Und Ein anderer Geistlicher, welcher in der dänischen Literatur eine Aber ein stürmischer, ungezügelter Eifer riß ihn zur wilden Po¬ Auch Bernhard Severin Inge manu hat einen Theil des Ruh¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0336" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180049"/> <p xml:id="ID_849" prev="#ID_848"> subscribiren, damit er vom Erlös seine Schulden bezahlen könne. Und<lb/> der Mann ist fast sechszig Jahre alt.</p><lb/> <p xml:id="ID_850"> Ein anderer Geistlicher, welcher in der dänischen Literatur eine<lb/> hervorstechende Rolle spielt, ist Nicolai Frederik Severin Grundt¬<lb/> vig, den 8. September 1783 zu Abby in Seeland geboren. Er<lb/> lebt als Priester in Kopenhagen und ist ein kleiner Mann, unter<lb/> dessen gebleichten Haaren ein geistvolles Apostelgestcht hervorschaut.<lb/> Grundtvig hat mit rechtem Feuereifer für das Studium altnordischer<lb/> Geschichte angeworben; glühende Vaterlandsliebe leitete ihn dabei<lb/> und er war es, der das Augenmerk der Dänen auf die Chronikbü-<lb/> chcr Saro's und Snorro's zu lenken wußte. Seine Worte fielen in<lb/> frischen, guten Boden, man gewann Theilnahme und nun brachte<lb/> Grundtvig den Landsleuten zwei Quartbände einer Uebersetzung des<lb/> Saro Grammaticus. Früher schon hatte er auch die Mythen des<lb/> Nordens in dichterischer Form behandelt und zwar auf so sprudelnd<lb/> geniale Weise, daß er mit Oehlenschläger um den Lorbeer stritt, Saft-<lb/> »ut kraftvoll war seine Sprache, tieser Ernst und Jdeenreichthum<lb/> lagen, wie edle Perlen, unter der rauschenden Meerfluth seiner<lb/> Verse und freudig empfing man Alles, was er dichtete.</p><lb/> <p xml:id="ID_851"> Aber ein stürmischer, ungezügelter Eifer riß ihn zur wilden Po¬<lb/> lemik hin. Er schrieb die „Weltchronik" und fand ein Genügen<lb/> daran, die Fackel des Streits in Theologie und Literatur zu schleu¬<lb/> dern. Nun verunstaltete sich seine poetische Ausdrucksweise durch<lb/> bizarre Symbolik und angestrengte Originalität — er wurde Zelot<lb/> und büßte viel von der allgemeinen Theilnahme ein. In den spä¬<lb/> teren Gedichten mischt Grundtvig das nordische Heidenthum und die<lb/> christliche Religion so chaotisch durch einander, daß die Produktionen<lb/> wunderlich und wüst werden. Dies ist wohl der Grund, weshalb<lb/> sein Name gelöscht wurde aus den Reihen populärer dänischer Dich¬<lb/> ter, zu denen er durch Talent, Begeisterung und innige Vaterlands¬<lb/> liebe ursprünglich gehört.</p><lb/> <p xml:id="ID_852" next="#ID_853"> Auch Bernhard Severin Inge manu hat einen Theil des Ruh¬<lb/> mes zugesetzt, der ihn einst in voller Springflut!) überströmte. Inge-<lb/> mann wurde den 28. Mai 1789 zu Thorkildstrup auf der Ostsee¬<lb/> insel Falster geboren und studirte die Rechte. Aber es ging damit<lb/> nur schwach, denn fortwährend kam der ernsthaften Jurisprudcntia<lb/> die heitere Muse des Gesanges in die Quer und trug endlich über</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0336]
subscribiren, damit er vom Erlös seine Schulden bezahlen könne. Und
der Mann ist fast sechszig Jahre alt.
Ein anderer Geistlicher, welcher in der dänischen Literatur eine
hervorstechende Rolle spielt, ist Nicolai Frederik Severin Grundt¬
vig, den 8. September 1783 zu Abby in Seeland geboren. Er
lebt als Priester in Kopenhagen und ist ein kleiner Mann, unter
dessen gebleichten Haaren ein geistvolles Apostelgestcht hervorschaut.
Grundtvig hat mit rechtem Feuereifer für das Studium altnordischer
Geschichte angeworben; glühende Vaterlandsliebe leitete ihn dabei
und er war es, der das Augenmerk der Dänen auf die Chronikbü-
chcr Saro's und Snorro's zu lenken wußte. Seine Worte fielen in
frischen, guten Boden, man gewann Theilnahme und nun brachte
Grundtvig den Landsleuten zwei Quartbände einer Uebersetzung des
Saro Grammaticus. Früher schon hatte er auch die Mythen des
Nordens in dichterischer Form behandelt und zwar auf so sprudelnd
geniale Weise, daß er mit Oehlenschläger um den Lorbeer stritt, Saft-
»ut kraftvoll war seine Sprache, tieser Ernst und Jdeenreichthum
lagen, wie edle Perlen, unter der rauschenden Meerfluth seiner
Verse und freudig empfing man Alles, was er dichtete.
Aber ein stürmischer, ungezügelter Eifer riß ihn zur wilden Po¬
lemik hin. Er schrieb die „Weltchronik" und fand ein Genügen
daran, die Fackel des Streits in Theologie und Literatur zu schleu¬
dern. Nun verunstaltete sich seine poetische Ausdrucksweise durch
bizarre Symbolik und angestrengte Originalität — er wurde Zelot
und büßte viel von der allgemeinen Theilnahme ein. In den spä¬
teren Gedichten mischt Grundtvig das nordische Heidenthum und die
christliche Religion so chaotisch durch einander, daß die Produktionen
wunderlich und wüst werden. Dies ist wohl der Grund, weshalb
sein Name gelöscht wurde aus den Reihen populärer dänischer Dich¬
ter, zu denen er durch Talent, Begeisterung und innige Vaterlands¬
liebe ursprünglich gehört.
Auch Bernhard Severin Inge manu hat einen Theil des Ruh¬
mes zugesetzt, der ihn einst in voller Springflut!) überströmte. Inge-
mann wurde den 28. Mai 1789 zu Thorkildstrup auf der Ostsee¬
insel Falster geboren und studirte die Rechte. Aber es ging damit
nur schwach, denn fortwährend kam der ernsthaften Jurisprudcntia
die heitere Muse des Gesanges in die Quer und trug endlich über
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