Handbillets, in welchem die Künstler und namentlich die Professo¬ ren der Academie aufgefordert wurden, die Mittel anzugeben, durch welche die historische Malerei in Oesterreich zu fördern wäre. Dieses Handbillet ist bereits vor eilf Monaten vom Kaiser erlassen und doch ist es bisher uoch nicht den Malern mitgetheilt worden. Für Diejeni¬ gen, welche den Ausdruck Handbillet nicht kennen, müssen wir hinzu¬ setzen, daß damit dasjenige bezeichnet wird, wäg man in Preußen eine Cabinetsordre nennt. Gutzkow's "Schwert und Zopf", dessen Auffüh¬ rung im Burgtheater man hoffte, ist nicht erlaubt worden. Es hatte die gewöhnliche Censur glücklich passirt, aber die Staatskanzlei fand es unpassend, ein Stück, wodurch ein befreundeter Hof sich unangenehm berührt fühlt, an der hiesigen Hofbühne zur Aufführung kommen zu lassen. Für die Provinzthcatcr sott das Stück, wie ich höre, erlaubt sein; wenigstens kündigt ein Präger Schauspieler es zu seinem Bcnc- fice an. Ob anch da Einspruch geschehen wird? Unsere Diplomatie ist von einer Galanterie ohne Gleichen. In Berlin macht man sich nicht den mindesten Scrupel daraus, Bücher und Journalartikel drük- ken zu lassen, Stücke aufzuführen, worin weit herbere und unangeneh¬ mere Dinge für Oesterreich vorkommen, als Schwert und Zopf für die preußische Rcgentcnfamilie bietet. Warum siud wir gerade so galant? Warum sind wir gerade so großmüthig, Gleiches mit Gleichem nicht vergelten zu wollen? Sachsen hat auf Preußen sicherlich mehr Rück¬ sicht zu nehmen als Oesterreich. Warum wurde Zopf und Schwert nichtsdestoweniger in Dresden gegeben?
Zwei kleine Notizen unseres vorigen Wiener Briefes bedürfen ei¬ ner Berichtigung: daS neue Drama, an welchem Halm wieder arbei¬ tet, heißt nicht Attila. Das Burgtheater und die Regisseure siud vou ihrem Vorhaben, die Lncreee von Ponsard zu ihrem Beresina zu gel¬ ben, abgekommen; obschon die Rollen des Stückes (Löwe den Bru¬ tus; die Rettich -- Luerece) ausgetheilt sind.
In der Literatur ist wie gewöhnlich wenig Neues. Schumacher hat seinen österreichischen Novellen-Almanach trotz der vorgerückten un¬ günstigen Jahreszeit doch erscheinen lassen. Fürst Friedrich Schwar- zenberg, der bekanntlich unter dem Namen eines verabschie¬ deten Lanzenknechts schreibt, hat eine Reihe pikanter Auf¬ sätze unter dem Titel: Aus dem Wandcrbuche eines verabschiedeten Lanzenkncchts erscheinen lassen; das kleine interessante Buch ist "ur als Manuscript gedruckt und an Freunde vertheilt worden, in den Buchhandel ist es nicht gekommen. Der Fürst hat dieses Buch seinen beiden Brüdern "dem Grenadier und dem Kürassier" gewidmet.
Handbillets, in welchem die Künstler und namentlich die Professo¬ ren der Academie aufgefordert wurden, die Mittel anzugeben, durch welche die historische Malerei in Oesterreich zu fördern wäre. Dieses Handbillet ist bereits vor eilf Monaten vom Kaiser erlassen und doch ist es bisher uoch nicht den Malern mitgetheilt worden. Für Diejeni¬ gen, welche den Ausdruck Handbillet nicht kennen, müssen wir hinzu¬ setzen, daß damit dasjenige bezeichnet wird, wäg man in Preußen eine Cabinetsordre nennt. Gutzkow's „Schwert und Zopf", dessen Auffüh¬ rung im Burgtheater man hoffte, ist nicht erlaubt worden. Es hatte die gewöhnliche Censur glücklich passirt, aber die Staatskanzlei fand es unpassend, ein Stück, wodurch ein befreundeter Hof sich unangenehm berührt fühlt, an der hiesigen Hofbühne zur Aufführung kommen zu lassen. Für die Provinzthcatcr sott das Stück, wie ich höre, erlaubt sein; wenigstens kündigt ein Präger Schauspieler es zu seinem Bcnc- fice an. Ob anch da Einspruch geschehen wird? Unsere Diplomatie ist von einer Galanterie ohne Gleichen. In Berlin macht man sich nicht den mindesten Scrupel daraus, Bücher und Journalartikel drük- ken zu lassen, Stücke aufzuführen, worin weit herbere und unangeneh¬ mere Dinge für Oesterreich vorkommen, als Schwert und Zopf für die preußische Rcgentcnfamilie bietet. Warum siud wir gerade so galant? Warum sind wir gerade so großmüthig, Gleiches mit Gleichem nicht vergelten zu wollen? Sachsen hat auf Preußen sicherlich mehr Rück¬ sicht zu nehmen als Oesterreich. Warum wurde Zopf und Schwert nichtsdestoweniger in Dresden gegeben?
Zwei kleine Notizen unseres vorigen Wiener Briefes bedürfen ei¬ ner Berichtigung: daS neue Drama, an welchem Halm wieder arbei¬ tet, heißt nicht Attila. Das Burgtheater und die Regisseure siud vou ihrem Vorhaben, die Lncreee von Ponsard zu ihrem Beresina zu gel¬ ben, abgekommen; obschon die Rollen des Stückes (Löwe den Bru¬ tus; die Rettich — Luerece) ausgetheilt sind.
In der Literatur ist wie gewöhnlich wenig Neues. Schumacher hat seinen österreichischen Novellen-Almanach trotz der vorgerückten un¬ günstigen Jahreszeit doch erscheinen lassen. Fürst Friedrich Schwar- zenberg, der bekanntlich unter dem Namen eines verabschie¬ deten Lanzenknechts schreibt, hat eine Reihe pikanter Auf¬ sätze unter dem Titel: Aus dem Wandcrbuche eines verabschiedeten Lanzenkncchts erscheinen lassen; das kleine interessante Buch ist «ur als Manuscript gedruckt und an Freunde vertheilt worden, in den Buchhandel ist es nicht gekommen. Der Fürst hat dieses Buch seinen beiden Brüdern „dem Grenadier und dem Kürassier" gewidmet.
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welche die historische Malerei in Oesterreich zu fördern wäre. Dieses
Handbillet ist bereits vor eilf Monaten vom Kaiser erlassen und doch
ist es bisher uoch nicht den Malern mitgetheilt worden. Für Diejeni¬
gen, welche den Ausdruck Handbillet nicht kennen, müssen wir hinzu¬
setzen, daß damit dasjenige bezeichnet wird, wäg man in Preußen eine
Cabinetsordre nennt. Gutzkow's „Schwert und Zopf", dessen Auffüh¬
rung im Burgtheater man hoffte, ist nicht erlaubt worden. Es hatte
die gewöhnliche Censur glücklich passirt, aber die Staatskanzlei fand
es unpassend, ein Stück, wodurch ein befreundeter Hof sich unangenehm
berührt fühlt, an der hiesigen Hofbühne zur Aufführung kommen zu
lassen. Für die Provinzthcatcr sott das Stück, wie ich höre, erlaubt
sein; wenigstens kündigt ein Präger Schauspieler es zu seinem Bcnc-
fice an. Ob anch da Einspruch geschehen wird? Unsere Diplomatie
ist von einer Galanterie ohne Gleichen. In Berlin macht man sich
nicht den mindesten Scrupel daraus, Bücher und Journalartikel drük-
ken zu lassen, Stücke aufzuführen, worin weit herbere und unangeneh¬
mere Dinge für Oesterreich vorkommen, als Schwert und Zopf für die
preußische Rcgentcnfamilie bietet. Warum siud wir gerade so galant?
Warum sind wir gerade so großmüthig, Gleiches mit Gleichem nicht
vergelten zu wollen? Sachsen hat auf Preußen sicherlich mehr Rück¬
sicht zu nehmen als Oesterreich. Warum wurde Zopf und Schwert
nichtsdestoweniger in Dresden gegeben?
Zwei kleine Notizen unseres vorigen Wiener Briefes bedürfen ei¬
ner Berichtigung: daS neue Drama, an welchem Halm wieder arbei¬
tet, heißt nicht Attila. Das Burgtheater und die Regisseure siud vou
ihrem Vorhaben, die Lncreee von Ponsard zu ihrem Beresina zu gel¬
ben, abgekommen; obschon die Rollen des Stückes (Löwe den Bru¬
tus; die Rettich — Luerece) ausgetheilt sind.
In der Literatur ist wie gewöhnlich wenig Neues. Schumacher
hat seinen österreichischen Novellen-Almanach trotz der vorgerückten un¬
günstigen Jahreszeit doch erscheinen lassen. Fürst Friedrich Schwar-
zenberg, der bekanntlich unter dem Namen eines verabschie¬
deten Lanzenknechts schreibt, hat eine Reihe pikanter Auf¬
sätze unter dem Titel: Aus dem Wandcrbuche eines verabschiedeten
Lanzenkncchts erscheinen lassen; das kleine interessante Buch ist «ur
als Manuscript gedruckt und an Freunde vertheilt worden, in den
Buchhandel ist es nicht gekommen. Der Fürst hat dieses Buch seinen
beiden Brüdern „dem Grenadier und dem Kürassier" gewidmet.
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/324>, abgerufen am 22.12.2024.
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