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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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ganz auf Kiel, sind aber noch von ganz neuem Datum. Besonders
aus Betrieb des bekannten Archäologen, Prof. F orchha in in er, hat sich
hier ein Comitv aus mehreren Mitgliedern der Universität und eini¬
gen wohlhabenden Bürgern gebildet, welches ein Museum für Mei¬
sterwerke der plastischen Kunst bereits gegründet hat und durch Ge¬
winnung von freiwilligen Beiträgen im ganzen Lande immer mehr
zu bereichern strebt. Der Anfang ist gemacht dnrch Erwerb von Ab¬
güssen eines Theils der Elgin'sehen Sammlung im britischen Museum
in London . B. deS panathenäische" Festzuges u. s. w.), dazu sind
mehrere Abgüsse von Statuen und Basreliefs Tho rwal them's und
Bisson'ö gekommen, wodurch ein zu guter Grund gelegt ist, als
daß man nicht ein Zunehmen dieses Institutes wünschen sollte; aber
wir Norddeutschen diesseits der Elbe sind nicht so leicht begeistert,
um das Erste, was Noth ist, Geld herzugeben. -- Auch für Ma¬
lerei hat sich neuerdings el" Verein gebildet und schon einige recht
gute Ausstellungen bewerkstelligt. Aber auch hierbei fehlt es an je¬
nem Nothwendigen noch zu sehr, um ausländischen Künstlern Be¬
deutendes bieten zu könne", indeß fehlt es uns auch nicht an
einheimischen Künstlern; die beiden Hansen, Vater und Sohn, so
wie der hiesige Universitäts-Zeichnenlehrer haben sich in der Kunst¬
welt einen ehrenwerthen Namen erworben.

Soll ich nun noch des A uno O der meisten Journale, des
Theaters erwähnen? Früher eriftirte bei uns ein sogenanntes Schles-
wig'sches Hoftheater, welches Kiel aus ein oder zwei Monate
alljährlich beglückte. Aber da dessen Eristenz aufgehört, hat sich Kiel
auch des Schleswig-holsteinischen Theaters bemächtigt. Zwei hiesige
bemittelte Bürger kauften das alte, zerfallene Schauspielhaus an sich,
bauten ein neues recht hübsches wieder hin und haben nun kürzlich,
nachdem ein Unternehmen des in der Theaterwclt sehr bekannten
Grafen Hahn fehlgeschlagen war, selbst die Direktion übernommen,
So erfreut sich um Kiel eines eigenen, sich so nennenden Stadt-
theaters, welches indeß, trotz dieses Namens, nur vier bis fünf
Monate am hiesigen Orte spielt und während der Sommermonate
einige der größeren Städte unserer Herzogthümer bereist. Trotz der
schlimmsten Prophezeihungen scheint sich dieses Unternehmen doch el--
ner soliden Grundlage zu erfreuen, da die Direction viele Geschäfts
kenntniß und die nöthigen Geldmittel besitzt; sie kann daher den


ganz auf Kiel, sind aber noch von ganz neuem Datum. Besonders
aus Betrieb des bekannten Archäologen, Prof. F orchha in in er, hat sich
hier ein Comitv aus mehreren Mitgliedern der Universität und eini¬
gen wohlhabenden Bürgern gebildet, welches ein Museum für Mei¬
sterwerke der plastischen Kunst bereits gegründet hat und durch Ge¬
winnung von freiwilligen Beiträgen im ganzen Lande immer mehr
zu bereichern strebt. Der Anfang ist gemacht dnrch Erwerb von Ab¬
güssen eines Theils der Elgin'sehen Sammlung im britischen Museum
in London . B. deS panathenäische» Festzuges u. s. w.), dazu sind
mehrere Abgüsse von Statuen und Basreliefs Tho rwal them's und
Bisson'ö gekommen, wodurch ein zu guter Grund gelegt ist, als
daß man nicht ein Zunehmen dieses Institutes wünschen sollte; aber
wir Norddeutschen diesseits der Elbe sind nicht so leicht begeistert,
um das Erste, was Noth ist, Geld herzugeben. — Auch für Ma¬
lerei hat sich neuerdings el» Verein gebildet und schon einige recht
gute Ausstellungen bewerkstelligt. Aber auch hierbei fehlt es an je¬
nem Nothwendigen noch zu sehr, um ausländischen Künstlern Be¬
deutendes bieten zu könne», indeß fehlt es uns auch nicht an
einheimischen Künstlern; die beiden Hansen, Vater und Sohn, so
wie der hiesige Universitäts-Zeichnenlehrer haben sich in der Kunst¬
welt einen ehrenwerthen Namen erworben.

Soll ich nun noch des A uno O der meisten Journale, des
Theaters erwähnen? Früher eriftirte bei uns ein sogenanntes Schles-
wig'sches Hoftheater, welches Kiel aus ein oder zwei Monate
alljährlich beglückte. Aber da dessen Eristenz aufgehört, hat sich Kiel
auch des Schleswig-holsteinischen Theaters bemächtigt. Zwei hiesige
bemittelte Bürger kauften das alte, zerfallene Schauspielhaus an sich,
bauten ein neues recht hübsches wieder hin und haben nun kürzlich,
nachdem ein Unternehmen des in der Theaterwclt sehr bekannten
Grafen Hahn fehlgeschlagen war, selbst die Direktion übernommen,
So erfreut sich um Kiel eines eigenen, sich so nennenden Stadt-
theaters, welches indeß, trotz dieses Namens, nur vier bis fünf
Monate am hiesigen Orte spielt und während der Sommermonate
einige der größeren Städte unserer Herzogthümer bereist. Trotz der
schlimmsten Prophezeihungen scheint sich dieses Unternehmen doch el--
ner soliden Grundlage zu erfreuen, da die Direction viele Geschäfts
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[0314] ganz auf Kiel, sind aber noch von ganz neuem Datum. Besonders aus Betrieb des bekannten Archäologen, Prof. F orchha in in er, hat sich hier ein Comitv aus mehreren Mitgliedern der Universität und eini¬ gen wohlhabenden Bürgern gebildet, welches ein Museum für Mei¬ sterwerke der plastischen Kunst bereits gegründet hat und durch Ge¬ winnung von freiwilligen Beiträgen im ganzen Lande immer mehr zu bereichern strebt. Der Anfang ist gemacht dnrch Erwerb von Ab¬ güssen eines Theils der Elgin'sehen Sammlung im britischen Museum in London . B. deS panathenäische» Festzuges u. s. w.), dazu sind mehrere Abgüsse von Statuen und Basreliefs Tho rwal them's und Bisson'ö gekommen, wodurch ein zu guter Grund gelegt ist, als daß man nicht ein Zunehmen dieses Institutes wünschen sollte; aber wir Norddeutschen diesseits der Elbe sind nicht so leicht begeistert, um das Erste, was Noth ist, Geld herzugeben. — Auch für Ma¬ lerei hat sich neuerdings el» Verein gebildet und schon einige recht gute Ausstellungen bewerkstelligt. Aber auch hierbei fehlt es an je¬ nem Nothwendigen noch zu sehr, um ausländischen Künstlern Be¬ deutendes bieten zu könne», indeß fehlt es uns auch nicht an einheimischen Künstlern; die beiden Hansen, Vater und Sohn, so wie der hiesige Universitäts-Zeichnenlehrer haben sich in der Kunst¬ welt einen ehrenwerthen Namen erworben. Soll ich nun noch des A uno O der meisten Journale, des Theaters erwähnen? Früher eriftirte bei uns ein sogenanntes Schles- wig'sches Hoftheater, welches Kiel aus ein oder zwei Monate alljährlich beglückte. Aber da dessen Eristenz aufgehört, hat sich Kiel auch des Schleswig-holsteinischen Theaters bemächtigt. Zwei hiesige bemittelte Bürger kauften das alte, zerfallene Schauspielhaus an sich, bauten ein neues recht hübsches wieder hin und haben nun kürzlich, nachdem ein Unternehmen des in der Theaterwclt sehr bekannten Grafen Hahn fehlgeschlagen war, selbst die Direktion übernommen, So erfreut sich um Kiel eines eigenen, sich so nennenden Stadt- theaters, welches indeß, trotz dieses Namens, nur vier bis fünf Monate am hiesigen Orte spielt und während der Sommermonate einige der größeren Städte unserer Herzogthümer bereist. Trotz der schlimmsten Prophezeihungen scheint sich dieses Unternehmen doch el-- ner soliden Grundlage zu erfreuen, da die Direction viele Geschäfts kenntniß und die nöthigen Geldmittel besitzt; sie kann daher den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/314>, abgerufen am 26.06.2024.