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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Kiel, der Mittelpunkt der Schleswig-Holsteinischen Bewegungen. Die Uni¬
versität.---Die Neuholsteincr und das Correspondenzblatt. -- Harms und der
Rationalismus. -- Die neuen Kieler Blätter. -- Forchhammer- -- Hofthea-
ter und Stadttheater. -- Graf Hahn. -- Die Oper. -- Sternwaldt, ein
interessantes Jncognito. --

Man kann wohl ohne Uebertreibung behaupten, daß Kiel der
Mittelpunkt ist für alle Bewegungen, welche in irgend einer Weise
in den Herzogthümern Schleswig und Holstein, oder Schleswig-
Holstein, sichtbar werden. Altona gehört kaum unserem Particular-
Vaterlande an; es ist eine privilegirte Stadt, fast eine freie Reichs¬
stadt zu nennen, und schließt sich daher mit seinen Privatinteressen
von dem Gcsammtstaate mehr oder minder ab; Flensburg mag
hinsichtlich seines kaufmännischen Verkehrs bedeutender als Kiel sein,
aber der Handelsgeist ist auch der einzige, der eS beseelt. Kiel ist
eine Handelsstadt und in fortwährender direktester Verbindung mit
dem Hauptplatz des deutschen Handels, mit Hamburg, zu wel¬
chem es bald durch seine Eisenbahn in eine noch größere Nähe ge¬
rückt wird: mit dem Norden hat es den raschesten Verkehr, vermit¬
telst Dampfschiffe, schon lange; Kiel ist durch seinen jährlichen, soge¬
nannten Umschlag (im Januar), an welchem die jährlichen Geld¬
zahlungen von sämmtlichen Geschäftsleuten und Grundbesitzern ge¬
schehen, nicht blos der Centralpunkt des Schleswig-holsteinischen
Geldwesens, sondern auch eben dadurch der Sammelplatz der Gcld-
und wissenschaftlichen Aristokratie, welche letztere hier ihre solennen
Sitzungen hält und durch den hier residirenden Herzog von Glücks¬
burg (verheirathet mit einer Tochter des letztverstorbenen Königs von


A n s Kiel



Kiel, der Mittelpunkt der Schleswig-Holsteinischen Bewegungen. Die Uni¬
versität.—-Die Neuholsteincr und das Correspondenzblatt. — Harms und der
Rationalismus. — Die neuen Kieler Blätter. — Forchhammer- — Hofthea-
ter und Stadttheater. — Graf Hahn. — Die Oper. — Sternwaldt, ein
interessantes Jncognito. —

Man kann wohl ohne Uebertreibung behaupten, daß Kiel der
Mittelpunkt ist für alle Bewegungen, welche in irgend einer Weise
in den Herzogthümern Schleswig und Holstein, oder Schleswig-
Holstein, sichtbar werden. Altona gehört kaum unserem Particular-
Vaterlande an; es ist eine privilegirte Stadt, fast eine freie Reichs¬
stadt zu nennen, und schließt sich daher mit seinen Privatinteressen
von dem Gcsammtstaate mehr oder minder ab; Flensburg mag
hinsichtlich seines kaufmännischen Verkehrs bedeutender als Kiel sein,
aber der Handelsgeist ist auch der einzige, der eS beseelt. Kiel ist
eine Handelsstadt und in fortwährender direktester Verbindung mit
dem Hauptplatz des deutschen Handels, mit Hamburg, zu wel¬
chem es bald durch seine Eisenbahn in eine noch größere Nähe ge¬
rückt wird: mit dem Norden hat es den raschesten Verkehr, vermit¬
telst Dampfschiffe, schon lange; Kiel ist durch seinen jährlichen, soge¬
nannten Umschlag (im Januar), an welchem die jährlichen Geld¬
zahlungen von sämmtlichen Geschäftsleuten und Grundbesitzern ge¬
schehen, nicht blos der Centralpunkt des Schleswig-holsteinischen
Geldwesens, sondern auch eben dadurch der Sammelplatz der Gcld-
und wissenschaftlichen Aristokratie, welche letztere hier ihre solennen
Sitzungen hält und durch den hier residirenden Herzog von Glücks¬
burg (verheirathet mit einer Tochter des letztverstorbenen Königs von


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[0311] A n s Kiel Kiel, der Mittelpunkt der Schleswig-Holsteinischen Bewegungen. Die Uni¬ versität.—-Die Neuholsteincr und das Correspondenzblatt. — Harms und der Rationalismus. — Die neuen Kieler Blätter. — Forchhammer- — Hofthea- ter und Stadttheater. — Graf Hahn. — Die Oper. — Sternwaldt, ein interessantes Jncognito. — Man kann wohl ohne Uebertreibung behaupten, daß Kiel der Mittelpunkt ist für alle Bewegungen, welche in irgend einer Weise in den Herzogthümern Schleswig und Holstein, oder Schleswig- Holstein, sichtbar werden. Altona gehört kaum unserem Particular- Vaterlande an; es ist eine privilegirte Stadt, fast eine freie Reichs¬ stadt zu nennen, und schließt sich daher mit seinen Privatinteressen von dem Gcsammtstaate mehr oder minder ab; Flensburg mag hinsichtlich seines kaufmännischen Verkehrs bedeutender als Kiel sein, aber der Handelsgeist ist auch der einzige, der eS beseelt. Kiel ist eine Handelsstadt und in fortwährender direktester Verbindung mit dem Hauptplatz des deutschen Handels, mit Hamburg, zu wel¬ chem es bald durch seine Eisenbahn in eine noch größere Nähe ge¬ rückt wird: mit dem Norden hat es den raschesten Verkehr, vermit¬ telst Dampfschiffe, schon lange; Kiel ist durch seinen jährlichen, soge¬ nannten Umschlag (im Januar), an welchem die jährlichen Geld¬ zahlungen von sämmtlichen Geschäftsleuten und Grundbesitzern ge¬ schehen, nicht blos der Centralpunkt des Schleswig-holsteinischen Geldwesens, sondern auch eben dadurch der Sammelplatz der Gcld- und wissenschaftlichen Aristokratie, welche letztere hier ihre solennen Sitzungen hält und durch den hier residirenden Herzog von Glücks¬ burg (verheirathet mit einer Tochter des letztverstorbenen Königs von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/311>, abgerufen am 26.06.2024.