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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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hier gegeben werden könnte, dann glaubte man nicht an eine Wie¬
derholung; jetzt hat eS sich Bahn gebrochen und dieses historische
Lustspiel wird auch auf andere Hofbühnen kommen, wird auch in
Berlin und zwar da mit noch erhöhterem Beifall als irgend wo an¬
ders gegeben werden; deß bin ich gewiß. Der Erfolg des Stückes
mag wohl vorzüglich zu dem hier entstandenen Gerücht Anlaß gege¬
ben haben, daß Gutzkow als Dramaturg um die hiesige Bühne be-
rufen werde. Ein Dramaturg wäre wohl ein sehr nothwendiges und
nützliches Ding für ein Theater, das über so viel Kräfte gebietet, als
das Dresdener; darum schon wäre es zu wünschen, daß sich jenes
Gerücht als wahr bestätigte. Für Gutzkow selbst und seine künf¬
tige Thätigkeit würde es sehr nützlich sein; er würde der Bühne
sein reiches Talent ungetheilter zuwenden und manchen literarischen
Zersplitterungen, die ihm doch nur Feindseligkeiten zuziehen, entrissen
wervcn; Dresden aber würde wieder reicher um eine literarische No¬
tabilität, die sicher noch manche andere Literaten herziehen würde, so
daß unsere Stadt, die in allen anderen Künsten so gut bestellt ist,
auch in der Literatur besser als jetzt repräsentirt werden würde. --
Emil Devrient verläßt uns auf einen Monat, um in Stettin zu ga-
stiren; seine Stelle wird während dieser Zeit einigermaßen durch sei¬
nen Bruder Eduard aus Berlin vertreten, der so lange auf Gast¬
rollen an die Dresdener Bühne kommt. Man spricht davon, daß
Letzterer als Oberrcgisseur hier angestellt wird, doch glauben wir das
nicht. -- Caroline Bauer verlaßt leider das Theater schon im März,
indem sie sich mit einem preußischen Landrath verheirathet; ihr Ver¬
lust wird uns sehr fühlbar werden. -- Von der nachtheilvollen Be¬
schaffenheit unserer berühmten Gemäldegalerie habe ich schon in mei¬
nem ersten Briefe geredet. Es ist eine Commission aus den ersten
Künstlern und Kunstkennern Dresdens bestellt, welche viel zur Ver¬
besserung des Zustandes, so weit das angeht, beiträgt; so hat diese
Commission namentlich sür bessere Aufstellung der Gemälde und für
Restauration vieler ganz unscheinbar gewordenen gesorgt, wofür sie
sicher den größten Da"! verdient. Doch auch auf die als werthlos
bei Seite gestellten, in der sogenannten Rumpelkammer befindliche"
hat sie ihre Aufmerksamkeit gewendet und daselbst neuerdings bereits
mehrere ganz vorzügliche Bilder von Metzii, Terburg und Wouver-
mann hervorgezogen und restauriren lassen. Es ist das ein nicht


hier gegeben werden könnte, dann glaubte man nicht an eine Wie¬
derholung; jetzt hat eS sich Bahn gebrochen und dieses historische
Lustspiel wird auch auf andere Hofbühnen kommen, wird auch in
Berlin und zwar da mit noch erhöhterem Beifall als irgend wo an¬
ders gegeben werden; deß bin ich gewiß. Der Erfolg des Stückes
mag wohl vorzüglich zu dem hier entstandenen Gerücht Anlaß gege¬
ben haben, daß Gutzkow als Dramaturg um die hiesige Bühne be-
rufen werde. Ein Dramaturg wäre wohl ein sehr nothwendiges und
nützliches Ding für ein Theater, das über so viel Kräfte gebietet, als
das Dresdener; darum schon wäre es zu wünschen, daß sich jenes
Gerücht als wahr bestätigte. Für Gutzkow selbst und seine künf¬
tige Thätigkeit würde es sehr nützlich sein; er würde der Bühne
sein reiches Talent ungetheilter zuwenden und manchen literarischen
Zersplitterungen, die ihm doch nur Feindseligkeiten zuziehen, entrissen
wervcn; Dresden aber würde wieder reicher um eine literarische No¬
tabilität, die sicher noch manche andere Literaten herziehen würde, so
daß unsere Stadt, die in allen anderen Künsten so gut bestellt ist,
auch in der Literatur besser als jetzt repräsentirt werden würde. —
Emil Devrient verläßt uns auf einen Monat, um in Stettin zu ga-
stiren; seine Stelle wird während dieser Zeit einigermaßen durch sei¬
nen Bruder Eduard aus Berlin vertreten, der so lange auf Gast¬
rollen an die Dresdener Bühne kommt. Man spricht davon, daß
Letzterer als Oberrcgisseur hier angestellt wird, doch glauben wir das
nicht. — Caroline Bauer verlaßt leider das Theater schon im März,
indem sie sich mit einem preußischen Landrath verheirathet; ihr Ver¬
lust wird uns sehr fühlbar werden. — Von der nachtheilvollen Be¬
schaffenheit unserer berühmten Gemäldegalerie habe ich schon in mei¬
nem ersten Briefe geredet. Es ist eine Commission aus den ersten
Künstlern und Kunstkennern Dresdens bestellt, welche viel zur Ver¬
besserung des Zustandes, so weit das angeht, beiträgt; so hat diese
Commission namentlich sür bessere Aufstellung der Gemälde und für
Restauration vieler ganz unscheinbar gewordenen gesorgt, wofür sie
sicher den größten Da»! verdient. Doch auch auf die als werthlos
bei Seite gestellten, in der sogenannten Rumpelkammer befindliche»
hat sie ihre Aufmerksamkeit gewendet und daselbst neuerdings bereits
mehrere ganz vorzügliche Bilder von Metzii, Terburg und Wouver-
mann hervorgezogen und restauriren lassen. Es ist das ein nicht


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[0195] hier gegeben werden könnte, dann glaubte man nicht an eine Wie¬ derholung; jetzt hat eS sich Bahn gebrochen und dieses historische Lustspiel wird auch auf andere Hofbühnen kommen, wird auch in Berlin und zwar da mit noch erhöhterem Beifall als irgend wo an¬ ders gegeben werden; deß bin ich gewiß. Der Erfolg des Stückes mag wohl vorzüglich zu dem hier entstandenen Gerücht Anlaß gege¬ ben haben, daß Gutzkow als Dramaturg um die hiesige Bühne be- rufen werde. Ein Dramaturg wäre wohl ein sehr nothwendiges und nützliches Ding für ein Theater, das über so viel Kräfte gebietet, als das Dresdener; darum schon wäre es zu wünschen, daß sich jenes Gerücht als wahr bestätigte. Für Gutzkow selbst und seine künf¬ tige Thätigkeit würde es sehr nützlich sein; er würde der Bühne sein reiches Talent ungetheilter zuwenden und manchen literarischen Zersplitterungen, die ihm doch nur Feindseligkeiten zuziehen, entrissen wervcn; Dresden aber würde wieder reicher um eine literarische No¬ tabilität, die sicher noch manche andere Literaten herziehen würde, so daß unsere Stadt, die in allen anderen Künsten so gut bestellt ist, auch in der Literatur besser als jetzt repräsentirt werden würde. — Emil Devrient verläßt uns auf einen Monat, um in Stettin zu ga- stiren; seine Stelle wird während dieser Zeit einigermaßen durch sei¬ nen Bruder Eduard aus Berlin vertreten, der so lange auf Gast¬ rollen an die Dresdener Bühne kommt. Man spricht davon, daß Letzterer als Oberrcgisseur hier angestellt wird, doch glauben wir das nicht. — Caroline Bauer verlaßt leider das Theater schon im März, indem sie sich mit einem preußischen Landrath verheirathet; ihr Ver¬ lust wird uns sehr fühlbar werden. — Von der nachtheilvollen Be¬ schaffenheit unserer berühmten Gemäldegalerie habe ich schon in mei¬ nem ersten Briefe geredet. Es ist eine Commission aus den ersten Künstlern und Kunstkennern Dresdens bestellt, welche viel zur Ver¬ besserung des Zustandes, so weit das angeht, beiträgt; so hat diese Commission namentlich sür bessere Aufstellung der Gemälde und für Restauration vieler ganz unscheinbar gewordenen gesorgt, wofür sie sicher den größten Da»! verdient. Doch auch auf die als werthlos bei Seite gestellten, in der sogenannten Rumpelkammer befindliche» hat sie ihre Aufmerksamkeit gewendet und daselbst neuerdings bereits mehrere ganz vorzügliche Bilder von Metzii, Terburg und Wouver- mann hervorgezogen und restauriren lassen. Es ist das ein nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/195>, abgerufen am 29.06.2024.