verdanke", stand sein an sich edles Gemüth unter dem Einfluß trüber Regungen, von denen die traurigste das Mißtrauen war. --> Seine Staaten hat er zu einem glänzenden Aufschwünge gebracht. Er hat die Regierung vereinfacht und die Gerechtigkeitspflege verbessert. Den ruhigen Genuß aller dieser Segnungen verdarb er sich aber durch ei¬ gene Schuld.---Sein lebhafter Geist versetzte ihn in eine fort¬ währende Unruhe, die eben so für Andere, als für ihn selbst peinlich war. Ermüdet, konnte er das Bedürfniß gemüthlicher Erholung nicht unterdrücken und seine Sitten waren einfach genug, dies Bedürfniß nirgend anders befriedigen zu wollen, als im Schooße seiner Familie. ---Aber auch hier, statt sich auf Rosen zu legen, bettete sich der arme Fürst auf Dornen. Die Geschichte seines Sohnes ist so be¬ kannt, daß ich sie mit Stillschweigen übergehen kann. Impfen wollt' er Stamm auf Stamm, Vater auf Sohn, Alter aus Jugend. Die Hand einer liebenswürdigen Tochter bald hier, bald dorthin verschen¬ kend, fiel ihm niemals ein, auch der Wahl des Herzens Rechte ein¬ zuräumen, noch einmal zu fragen: "Macht meine Wahl Dich glücklich, Kind?"--Nun ist er geschieden. Jene Creaturen. die während seines Lebens das Herz der Mutter von dem Herzen deS Vaters und Gatten entfernt gehalten, zittern. Was der verkannte Sohn mit diesen Creaturen beginnen wird, steht dahin. Des Vaters Schöpfungen werden die Grundlage dieses Staates bleiben. Ueber sie her aber wird ein milder Geist wehen, Künste und Wissenschaften werden den Ruhm der Kugeln und Kanonen überflügeln und der himmelanstrebende Adler Preußens wird seine Devise jetzt wahrhaft erfüllen: nee soll accus! Zu deutsch: Selbst der Sonne Blick darf Dich nicht blenden! Selbst die Sonne muß Dir aus dem Wege ge¬ hen! -- Hotham, geben Sie mir zu trinken! -- Diese von Devrient unübertrefflich gesprochenen Worte erregten bei jeder Aufführung stür¬ mischen Beifall. Die Dresdener Bühne zeigte bei der Darstellung des Stückes, welch' glänzende Kräfte ihr zu Gebote stehen, uno Gutzkow wird kaum wo anders tüchtigere Repräsentanten seiner dra¬ matischen Personen finden, als hier in Emil Devrient, Winger, Heese, Quanter, Ports und den Damen Bayer und Berg. Das aber be- währt sich, daß das Talent mächtig ist über die Vorurtheile; denn erst zweifelte man, ob das Lustspiel wegen seines Inhalts, weil eS die Ahnen des preußischen Hofes in ihrer Eigenthümlichkeit vorführte,
verdanke», stand sein an sich edles Gemüth unter dem Einfluß trüber Regungen, von denen die traurigste das Mißtrauen war. —> Seine Staaten hat er zu einem glänzenden Aufschwünge gebracht. Er hat die Regierung vereinfacht und die Gerechtigkeitspflege verbessert. Den ruhigen Genuß aller dieser Segnungen verdarb er sich aber durch ei¬ gene Schuld.---Sein lebhafter Geist versetzte ihn in eine fort¬ währende Unruhe, die eben so für Andere, als für ihn selbst peinlich war. Ermüdet, konnte er das Bedürfniß gemüthlicher Erholung nicht unterdrücken und seine Sitten waren einfach genug, dies Bedürfniß nirgend anders befriedigen zu wollen, als im Schooße seiner Familie. ---Aber auch hier, statt sich auf Rosen zu legen, bettete sich der arme Fürst auf Dornen. Die Geschichte seines Sohnes ist so be¬ kannt, daß ich sie mit Stillschweigen übergehen kann. Impfen wollt' er Stamm auf Stamm, Vater auf Sohn, Alter aus Jugend. Die Hand einer liebenswürdigen Tochter bald hier, bald dorthin verschen¬ kend, fiel ihm niemals ein, auch der Wahl des Herzens Rechte ein¬ zuräumen, noch einmal zu fragen: „Macht meine Wahl Dich glücklich, Kind?"--Nun ist er geschieden. Jene Creaturen. die während seines Lebens das Herz der Mutter von dem Herzen deS Vaters und Gatten entfernt gehalten, zittern. Was der verkannte Sohn mit diesen Creaturen beginnen wird, steht dahin. Des Vaters Schöpfungen werden die Grundlage dieses Staates bleiben. Ueber sie her aber wird ein milder Geist wehen, Künste und Wissenschaften werden den Ruhm der Kugeln und Kanonen überflügeln und der himmelanstrebende Adler Preußens wird seine Devise jetzt wahrhaft erfüllen: nee soll accus! Zu deutsch: Selbst der Sonne Blick darf Dich nicht blenden! Selbst die Sonne muß Dir aus dem Wege ge¬ hen! — Hotham, geben Sie mir zu trinken! — Diese von Devrient unübertrefflich gesprochenen Worte erregten bei jeder Aufführung stür¬ mischen Beifall. Die Dresdener Bühne zeigte bei der Darstellung des Stückes, welch' glänzende Kräfte ihr zu Gebote stehen, uno Gutzkow wird kaum wo anders tüchtigere Repräsentanten seiner dra¬ matischen Personen finden, als hier in Emil Devrient, Winger, Heese, Quanter, Ports und den Damen Bayer und Berg. Das aber be- währt sich, daß das Talent mächtig ist über die Vorurtheile; denn erst zweifelte man, ob das Lustspiel wegen seines Inhalts, weil eS die Ahnen des preußischen Hofes in ihrer Eigenthümlichkeit vorführte,
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Regungen, von denen die traurigste das Mißtrauen war. —> Seine
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die Regierung vereinfacht und die Gerechtigkeitspflege verbessert. Den
ruhigen Genuß aller dieser Segnungen verdarb er sich aber durch ei¬
gene Schuld.---Sein lebhafter Geist versetzte ihn in eine fort¬
währende Unruhe, die eben so für Andere, als für ihn selbst peinlich
war. Ermüdet, konnte er das Bedürfniß gemüthlicher Erholung nicht
unterdrücken und seine Sitten waren einfach genug, dies Bedürfniß
nirgend anders befriedigen zu wollen, als im Schooße seiner Familie.
---Aber auch hier, statt sich auf Rosen zu legen, bettete sich der
arme Fürst auf Dornen. Die Geschichte seines Sohnes ist so be¬
kannt, daß ich sie mit Stillschweigen übergehen kann. Impfen wollt'
er Stamm auf Stamm, Vater auf Sohn, Alter aus Jugend. Die
Hand einer liebenswürdigen Tochter bald hier, bald dorthin verschen¬
kend, fiel ihm niemals ein, auch der Wahl des Herzens Rechte ein¬
zuräumen, noch einmal zu fragen: „Macht meine Wahl Dich
glücklich, Kind?"--Nun ist er geschieden. Jene Creaturen. die
während seines Lebens das Herz der Mutter von dem Herzen deS
Vaters und Gatten entfernt gehalten, zittern. Was der verkannte
Sohn mit diesen Creaturen beginnen wird, steht dahin. Des Vaters
Schöpfungen werden die Grundlage dieses Staates bleiben. Ueber
sie her aber wird ein milder Geist wehen, Künste und Wissenschaften
werden den Ruhm der Kugeln und Kanonen überflügeln und der
himmelanstrebende Adler Preußens wird seine Devise jetzt wahrhaft
erfüllen: nee soll accus! Zu deutsch: Selbst der Sonne Blick darf
Dich nicht blenden! Selbst die Sonne muß Dir aus dem Wege ge¬
hen! — Hotham, geben Sie mir zu trinken! — Diese von Devrient
unübertrefflich gesprochenen Worte erregten bei jeder Aufführung stür¬
mischen Beifall. Die Dresdener Bühne zeigte bei der Darstellung
des Stückes, welch' glänzende Kräfte ihr zu Gebote stehen, uno
Gutzkow wird kaum wo anders tüchtigere Repräsentanten seiner dra¬
matischen Personen finden, als hier in Emil Devrient, Winger, Heese,
Quanter, Ports und den Damen Bayer und Berg. Das aber be-
währt sich, daß das Talent mächtig ist über die Vorurtheile; denn
erst zweifelte man, ob das Lustspiel wegen seines Inhalts, weil eS
die Ahnen des preußischen Hofes in ihrer Eigenthümlichkeit vorführte,
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/194>, abgerufen am 22.12.2024.
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