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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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und Oppositionsmaler der Restauration gewesen, wurde er von Rechts¬
wegen, der Aufzeichner der militärischen Großthaten der Juliregierung.
Die Eroberung Algiers war für ihn eine wahre Goldmine; hier
fand er für fein Talent, welches gegen den strengen historischen
Styl so rebellisch ist, neue Nahrung und neue Effecte. Von 1837
bis 1841 hat der Künstler, indem er in seinen Mußestunden mit sei¬
ner gewöhnlichen Fruchtbarkeit verschiedene Genrebilder, die meistens
im Orient spielen -- wie Abraham, die Hagar verstoßend, Rebekka
am Brunnen, die Löwenjagd -- Gegenstände, die, beiläufig gesagt,
nur wenig für sein bläuliches und kaltes Colorit passen, malte,
alle seine Kräfte einem großen Werk gewidmet, welches jetzt vollen¬
det ist, und dessen Ausführung ihm große Ehre macht.

Er hatte vom König den Auftrag erhalten, eine ganze Galerie
-- die von Constantine -- zu malen. Um nicht zu weitläuftig zu
werden, beschränke ich mich- darauf, die Kompositionen, welche diese
Galerie bilden, zu nennen. Der Eingangsthür gegenüber bemerkt
man drei große Gemälde, die schon im Salon von 1839 ausgestellt
"parer, Episoden aus der Belagerung von Constantine. Das erste
Bild stellt einen Ausfall der arabischen Besatzung dar, zurückgeschla¬
gen von einem französischen Bataillon, welches der Herzog von Ne¬
mours befehligt; in dem zweiten erkalten die Sturmcolonnen das
Signal, aus den Laufgräben hervorzubrechen; und im dritten sieht
man sie die Breche ersteigen. Diese Bilder haben alle gewöhnlichen
Vorzüge Vernet's; Kenner sagten sogar, daß die Pinselführung freier,
die Extremitäten besser ausgeführt als gewöhnlich seien. Zur Rech¬
ten dieser drei Gemälde befindet sich der Sturm auf die Citadelle
von Antwerpen, zur Linken die Einnahme deö Passes von Tamias;
an den beiden Enden des Saales befindet sich auf der einen Seite
das Bombardement von Se. Jean d'Ulloa, auf der andern das Ge¬
fecht von Habrah; neben der Thüre der Seitenwände: die Einnahme
von Bugia, die Besetzung von Ancona, der Einzug in Belgien, die
Flotte, den Eingang des Tajo forment, das Gefecht von Sickack,
das Gefecht von Saniah, das Gefecht von Afrum. Trophäen von
Waffen und Palmen verzieren die vier Ecken des Plafonds. Die
Abtheilungen desselben, mit Basreliefs von Gefechten in Märschen,
ausgefüllt, werden durch Medaillons, in Nachahmung von Bronze,
getrennt, auf denen acht allegorische Figuren: die Stärke, die Klug¬
heit, die Treue, die Mäßigkeit, die Gerechtigkeit, die Ausdauer, die
Tapferkeit und die Wachsamkeit dargestellt sind. Diese acht Allego¬
rien lind überhaupt der ganze Plafond, sind das Schwächste von
Vernet'S Arbeit. So sehr dieser Meister in der Darstellung einer
Handlung glänzt, so wenig gelingt es ihm, eine abstracte Idee vor
die Augen zu bringen; die Malerei <-u ij^freuet ist wegen der


und Oppositionsmaler der Restauration gewesen, wurde er von Rechts¬
wegen, der Aufzeichner der militärischen Großthaten der Juliregierung.
Die Eroberung Algiers war für ihn eine wahre Goldmine; hier
fand er für fein Talent, welches gegen den strengen historischen
Styl so rebellisch ist, neue Nahrung und neue Effecte. Von 1837
bis 1841 hat der Künstler, indem er in seinen Mußestunden mit sei¬
ner gewöhnlichen Fruchtbarkeit verschiedene Genrebilder, die meistens
im Orient spielen — wie Abraham, die Hagar verstoßend, Rebekka
am Brunnen, die Löwenjagd — Gegenstände, die, beiläufig gesagt,
nur wenig für sein bläuliches und kaltes Colorit passen, malte,
alle seine Kräfte einem großen Werk gewidmet, welches jetzt vollen¬
det ist, und dessen Ausführung ihm große Ehre macht.

Er hatte vom König den Auftrag erhalten, eine ganze Galerie
— die von Constantine — zu malen. Um nicht zu weitläuftig zu
werden, beschränke ich mich- darauf, die Kompositionen, welche diese
Galerie bilden, zu nennen. Der Eingangsthür gegenüber bemerkt
man drei große Gemälde, die schon im Salon von 1839 ausgestellt
»parer, Episoden aus der Belagerung von Constantine. Das erste
Bild stellt einen Ausfall der arabischen Besatzung dar, zurückgeschla¬
gen von einem französischen Bataillon, welches der Herzog von Ne¬
mours befehligt; in dem zweiten erkalten die Sturmcolonnen das
Signal, aus den Laufgräben hervorzubrechen; und im dritten sieht
man sie die Breche ersteigen. Diese Bilder haben alle gewöhnlichen
Vorzüge Vernet's; Kenner sagten sogar, daß die Pinselführung freier,
die Extremitäten besser ausgeführt als gewöhnlich seien. Zur Rech¬
ten dieser drei Gemälde befindet sich der Sturm auf die Citadelle
von Antwerpen, zur Linken die Einnahme deö Passes von Tamias;
an den beiden Enden des Saales befindet sich auf der einen Seite
das Bombardement von Se. Jean d'Ulloa, auf der andern das Ge¬
fecht von Habrah; neben der Thüre der Seitenwände: die Einnahme
von Bugia, die Besetzung von Ancona, der Einzug in Belgien, die
Flotte, den Eingang des Tajo forment, das Gefecht von Sickack,
das Gefecht von Saniah, das Gefecht von Afrum. Trophäen von
Waffen und Palmen verzieren die vier Ecken des Plafonds. Die
Abtheilungen desselben, mit Basreliefs von Gefechten in Märschen,
ausgefüllt, werden durch Medaillons, in Nachahmung von Bronze,
getrennt, auf denen acht allegorische Figuren: die Stärke, die Klug¬
heit, die Treue, die Mäßigkeit, die Gerechtigkeit, die Ausdauer, die
Tapferkeit und die Wachsamkeit dargestellt sind. Diese acht Allego¬
rien lind überhaupt der ganze Plafond, sind das Schwächste von
Vernet'S Arbeit. So sehr dieser Meister in der Darstellung einer
Handlung glänzt, so wenig gelingt es ihm, eine abstracte Idee vor
die Augen zu bringen; die Malerei <-u ij^freuet ist wegen der


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[0145] und Oppositionsmaler der Restauration gewesen, wurde er von Rechts¬ wegen, der Aufzeichner der militärischen Großthaten der Juliregierung. Die Eroberung Algiers war für ihn eine wahre Goldmine; hier fand er für fein Talent, welches gegen den strengen historischen Styl so rebellisch ist, neue Nahrung und neue Effecte. Von 1837 bis 1841 hat der Künstler, indem er in seinen Mußestunden mit sei¬ ner gewöhnlichen Fruchtbarkeit verschiedene Genrebilder, die meistens im Orient spielen — wie Abraham, die Hagar verstoßend, Rebekka am Brunnen, die Löwenjagd — Gegenstände, die, beiläufig gesagt, nur wenig für sein bläuliches und kaltes Colorit passen, malte, alle seine Kräfte einem großen Werk gewidmet, welches jetzt vollen¬ det ist, und dessen Ausführung ihm große Ehre macht. Er hatte vom König den Auftrag erhalten, eine ganze Galerie — die von Constantine — zu malen. Um nicht zu weitläuftig zu werden, beschränke ich mich- darauf, die Kompositionen, welche diese Galerie bilden, zu nennen. Der Eingangsthür gegenüber bemerkt man drei große Gemälde, die schon im Salon von 1839 ausgestellt »parer, Episoden aus der Belagerung von Constantine. Das erste Bild stellt einen Ausfall der arabischen Besatzung dar, zurückgeschla¬ gen von einem französischen Bataillon, welches der Herzog von Ne¬ mours befehligt; in dem zweiten erkalten die Sturmcolonnen das Signal, aus den Laufgräben hervorzubrechen; und im dritten sieht man sie die Breche ersteigen. Diese Bilder haben alle gewöhnlichen Vorzüge Vernet's; Kenner sagten sogar, daß die Pinselführung freier, die Extremitäten besser ausgeführt als gewöhnlich seien. Zur Rech¬ ten dieser drei Gemälde befindet sich der Sturm auf die Citadelle von Antwerpen, zur Linken die Einnahme deö Passes von Tamias; an den beiden Enden des Saales befindet sich auf der einen Seite das Bombardement von Se. Jean d'Ulloa, auf der andern das Ge¬ fecht von Habrah; neben der Thüre der Seitenwände: die Einnahme von Bugia, die Besetzung von Ancona, der Einzug in Belgien, die Flotte, den Eingang des Tajo forment, das Gefecht von Sickack, das Gefecht von Saniah, das Gefecht von Afrum. Trophäen von Waffen und Palmen verzieren die vier Ecken des Plafonds. Die Abtheilungen desselben, mit Basreliefs von Gefechten in Märschen, ausgefüllt, werden durch Medaillons, in Nachahmung von Bronze, getrennt, auf denen acht allegorische Figuren: die Stärke, die Klug¬ heit, die Treue, die Mäßigkeit, die Gerechtigkeit, die Ausdauer, die Tapferkeit und die Wachsamkeit dargestellt sind. Diese acht Allego¬ rien lind überhaupt der ganze Plafond, sind das Schwächste von Vernet'S Arbeit. So sehr dieser Meister in der Darstellung einer Handlung glänzt, so wenig gelingt es ihm, eine abstracte Idee vor die Augen zu bringen; die Malerei <-u ij^freuet ist wegen der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/145>, abgerufen am 22.12.2024.