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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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mantischen Schule Hütte gleichgiltig bleiben können. Indem er noch
jeden Morgen fortfuhr, seine militärische Prosa zu improvisiren, mußte
er aber doch fürchten, daß die reiche, aber schon so stark in Anspruch
genommene Mine der Haudegen, grauen Ueberröcke und kleinen Hüt¬
chen sich endlich doch erschöpfen könnte. Er beschloß, sich auch in
dem neuen Genre zu versuchen.

Die Geschichte der Eroberung Englands durch die Normannen
war damals in allen Händen. Der Maler des Hundes des Regi¬
ments fand Geschmack an seiner weißen "Ediths," mit dem Schwa¬
nenhalse, welche allein unter den Gefallenen auf Hastings den Leich¬
nam ihres königlichen Geliebten, Harald, erkannte. Er malte die
schöne blauäugige Sachsin, wie sie nur von einem alten Mönch be¬
gleitet, sich über den Leichnam ihres Geliebten beugt. Dies Schlacht¬
feld, mit blutigen Trümmern bedeckt, die Jungfrau und der Mönch
hatten das Zeug, um eine ganze Academie in schrecken zu setzen.
Die Classiker schrieen laut über Scandal; die Romantiker fanden die
Erfindung gut, aber die Ausführung dürftig und kalt. Horace
Vernet befriedigte Niemanden; er wünschte die beiden Schulen °zu al¬
len Teufeln und reiste nach Rom, um dort zu versuchen, ob er sich
an Raphael neu begeistern könne. Er war seit langer Zeit schon
Mitglied des Instituts, und eben an Guerin's Stelle zum Vorstand
der in Rom studirenden französischen.Künstler ernannt worden. So¬
bald er sich in der Villa Medici eingerichtet hatte, -- wo ihn, wie
ich glaube, die Julirevolution fand -- gab H. Vernet glänzende
Feste, prächtige Bälle und studirte nebenbei die italienischen Meister
des sechszehnten Jahrhunderts.

Aus diesen Studien ging eine neue Reihe von Gemälden her¬
vor: Räuber, mit päpstlichen Carabiniren kämpfend, die Beichte des
Räubers, der Aufbruch zur Jagd in den pontinischen Sümpfen, die
Verhaftung deS Prinzen im Palais-Royal auf Befehl Anna's
von^Oesterreich, Judith und Holophernes, Papst Pius VI is., in der
Basilika Se. Peter, Raphael und Michel Angelo im Vatikan. Diese
Gemälde, welche Vernet während^seines fünfjährigen Aufenthaltes in
Rom malte, wurden im Pariser "salon ausgestellt, wo die Kritik ei¬
nige sehr schön, andere mittelmäßig fand. Andere, vorzüglich Michel
Angelo und Raphael im Vatikan, wurden von der Kritik hart mit¬
genommen.'

Da die Versuche Vernets im italienischen Styl im Allgemeinen
nur mittelmäßigen Erfolg hatten, kehrte er von Rom mit dem Ent¬
schluß zurück, das Fach nicht wieder zu verlassen, für welches ihn die
Natur geschaffen zu haben scheint. In dem Salon von 18Z6 stellte
er vier neue Schlachtbilder aus: die Schlacht von Jena, die von
Friedland, die von Wagram, und die von Fontcnoy.

Nachdem Vernet der illustrirende Historiograph des Kaiserreichs


mantischen Schule Hütte gleichgiltig bleiben können. Indem er noch
jeden Morgen fortfuhr, seine militärische Prosa zu improvisiren, mußte
er aber doch fürchten, daß die reiche, aber schon so stark in Anspruch
genommene Mine der Haudegen, grauen Ueberröcke und kleinen Hüt¬
chen sich endlich doch erschöpfen könnte. Er beschloß, sich auch in
dem neuen Genre zu versuchen.

Die Geschichte der Eroberung Englands durch die Normannen
war damals in allen Händen. Der Maler des Hundes des Regi¬
ments fand Geschmack an seiner weißen „Ediths," mit dem Schwa¬
nenhalse, welche allein unter den Gefallenen auf Hastings den Leich¬
nam ihres königlichen Geliebten, Harald, erkannte. Er malte die
schöne blauäugige Sachsin, wie sie nur von einem alten Mönch be¬
gleitet, sich über den Leichnam ihres Geliebten beugt. Dies Schlacht¬
feld, mit blutigen Trümmern bedeckt, die Jungfrau und der Mönch
hatten das Zeug, um eine ganze Academie in schrecken zu setzen.
Die Classiker schrieen laut über Scandal; die Romantiker fanden die
Erfindung gut, aber die Ausführung dürftig und kalt. Horace
Vernet befriedigte Niemanden; er wünschte die beiden Schulen °zu al¬
len Teufeln und reiste nach Rom, um dort zu versuchen, ob er sich
an Raphael neu begeistern könne. Er war seit langer Zeit schon
Mitglied des Instituts, und eben an Guerin's Stelle zum Vorstand
der in Rom studirenden französischen.Künstler ernannt worden. So¬
bald er sich in der Villa Medici eingerichtet hatte, — wo ihn, wie
ich glaube, die Julirevolution fand — gab H. Vernet glänzende
Feste, prächtige Bälle und studirte nebenbei die italienischen Meister
des sechszehnten Jahrhunderts.

Aus diesen Studien ging eine neue Reihe von Gemälden her¬
vor: Räuber, mit päpstlichen Carabiniren kämpfend, die Beichte des
Räubers, der Aufbruch zur Jagd in den pontinischen Sümpfen, die
Verhaftung deS Prinzen im Palais-Royal auf Befehl Anna's
von^Oesterreich, Judith und Holophernes, Papst Pius VI is., in der
Basilika Se. Peter, Raphael und Michel Angelo im Vatikan. Diese
Gemälde, welche Vernet während^seines fünfjährigen Aufenthaltes in
Rom malte, wurden im Pariser «salon ausgestellt, wo die Kritik ei¬
nige sehr schön, andere mittelmäßig fand. Andere, vorzüglich Michel
Angelo und Raphael im Vatikan, wurden von der Kritik hart mit¬
genommen.'

Da die Versuche Vernets im italienischen Styl im Allgemeinen
nur mittelmäßigen Erfolg hatten, kehrte er von Rom mit dem Ent¬
schluß zurück, das Fach nicht wieder zu verlassen, für welches ihn die
Natur geschaffen zu haben scheint. In dem Salon von 18Z6 stellte
er vier neue Schlachtbilder aus: die Schlacht von Jena, die von
Friedland, die von Wagram, und die von Fontcnoy.

Nachdem Vernet der illustrirende Historiograph des Kaiserreichs


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/144>, abgerufen am 22.12.2024.