Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
T ü g e b ü rh"



Die Augsburger allgemeine Zeitung.

Es ist jetzt ohngefähr ein Jahr her, daß die Augsburger allgemeine
Zeitung, in Aussicht stellte, ihren Liderungen umfassende Literaturübersich¬
ten beizufügen. Der gründliche Fleiß und die Vielseitigkeit, wodurch die
Augsburger Zeitung sich auszeichnet, hätte jedenfalls etwas Bedeutendes,
Durchgreifendes erwarten lassen; ein ausgedehnter, mächtiger Einfluß
auf die Bücherwelt hätte ihr nicht entgehen können, denn wo wäre das
kritische Institut, das seine Arbeiten so rasch und sicher in die größten
Kreise, der Oeffentlichkeit einführen könnte? Dennoch waren die Artikel
dieser Art, namentlich in Bezug auf die schöne Literatur, nur sparsam
gesäet; ein größerer Theil war" Specialuntcrsuchungcn gewidmet, oft in
einer Weitläufigkeit, wie sie nur für ein Buch angeht. Wenn Viele hierin
vielleicht einen Mißbcstand erblicken und auf die großen ^französischen
Journale/hinweisen können, in welchen die Interessen der Literatur Hand
in, Hand, mit den politischen, gehen, und ein neues Drama mit nicht
Minderer, Ausführlichkeit beurtheilt wird, als ein neuer Handelsvertrag,
so MiMn! wir unsererseits- es aussprechen> wir erachten es-,eher als/ein
Glück denn, als, ein, Unglück für unsere Literatur,, wenn die allgemeine
Zeitung ihr ferne bleibt. Uns scheint es, als wenn das, von der all¬
gemeinen. Zeitung ausgegebene, Vorhaben auf die Literatur selbst störend
hätte, wirken können! Der Einfluß dieses Blattes würde bald eine fast
monarchische Form annehmen; die Kritik eines so mächtigen Instituts
MHcx afles, an sich Msten,,-und , sich vieles unterwerfen, was in der
Unabhängigkeit besser gediehe. Wenn die großen Pariser Zeitblätter,
Wie "/das, i DebM,, die Presse,, der National auf die Discussionen der
Literatur eingehen,,so -geschieht, es, weil sie ihre besondere Farben darin
Vertrete!!;/sie führen ihrem Publikum, das-eine compakte Masse bildet,
die mannigfaltigsten Produktionen der Schriftstellern unter dem Losungs-
-Worte ihrer, socialen Fahne zu. Die französischen Journale sind, Par¬
teiorgane, ,darum paralysirw sie sich gegenseitig. Den 32/000 Äbdn-
nenten des. sleet eine, "fast, gleiche Zahl entgegen, die
"legante Beredsamkeit des Gchats durchbricht der National mit seinen


T ü g e b ü rh»



Die Augsburger allgemeine Zeitung.

Es ist jetzt ohngefähr ein Jahr her, daß die Augsburger allgemeine
Zeitung, in Aussicht stellte, ihren Liderungen umfassende Literaturübersich¬
ten beizufügen. Der gründliche Fleiß und die Vielseitigkeit, wodurch die
Augsburger Zeitung sich auszeichnet, hätte jedenfalls etwas Bedeutendes,
Durchgreifendes erwarten lassen; ein ausgedehnter, mächtiger Einfluß
auf die Bücherwelt hätte ihr nicht entgehen können, denn wo wäre das
kritische Institut, das seine Arbeiten so rasch und sicher in die größten
Kreise, der Oeffentlichkeit einführen könnte? Dennoch waren die Artikel
dieser Art, namentlich in Bezug auf die schöne Literatur, nur sparsam
gesäet; ein größerer Theil war" Specialuntcrsuchungcn gewidmet, oft in
einer Weitläufigkeit, wie sie nur für ein Buch angeht. Wenn Viele hierin
vielleicht einen Mißbcstand erblicken und auf die großen ^französischen
Journale/hinweisen können, in welchen die Interessen der Literatur Hand
in, Hand, mit den politischen, gehen, und ein neues Drama mit nicht
Minderer, Ausführlichkeit beurtheilt wird, als ein neuer Handelsvertrag,
so MiMn! wir unsererseits- es aussprechen> wir erachten es-,eher als/ein
Glück denn, als, ein, Unglück für unsere Literatur,, wenn die allgemeine
Zeitung ihr ferne bleibt. Uns scheint es, als wenn das, von der all¬
gemeinen. Zeitung ausgegebene, Vorhaben auf die Literatur selbst störend
hätte, wirken können! Der Einfluß dieses Blattes würde bald eine fast
monarchische Form annehmen; die Kritik eines so mächtigen Instituts
MHcx afles, an sich Msten,,-und , sich vieles unterwerfen, was in der
Unabhängigkeit besser gediehe. Wenn die großen Pariser Zeitblätter,
Wie "/das, i DebM,, die Presse,, der National auf die Discussionen der
Literatur eingehen,,so -geschieht, es, weil sie ihre besondere Farben darin
Vertrete!!;/sie führen ihrem Publikum, das-eine compakte Masse bildet,
die mannigfaltigsten Produktionen der Schriftstellern unter dem Losungs-
-Worte ihrer, socialen Fahne zu. Die französischen Journale sind, Par¬
teiorgane, ,darum paralysirw sie sich gegenseitig. Den 32/000 Äbdn-
nenten des. sleet eine, „fast, gleiche Zahl entgegen, die
«legante Beredsamkeit des Gchats durchbricht der National mit seinen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267288"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> T ü g e b ü rh»</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="2">
            <head> Die Augsburger allgemeine Zeitung.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_462" next="#ID_463"> Es ist jetzt ohngefähr ein Jahr her, daß die Augsburger allgemeine<lb/>
Zeitung, in Aussicht stellte, ihren Liderungen umfassende Literaturübersich¬<lb/>
ten beizufügen. Der gründliche Fleiß und die Vielseitigkeit, wodurch die<lb/>
Augsburger Zeitung sich auszeichnet, hätte jedenfalls etwas Bedeutendes,<lb/>
Durchgreifendes erwarten lassen; ein ausgedehnter, mächtiger Einfluß<lb/>
auf die Bücherwelt hätte ihr nicht entgehen können, denn wo wäre das<lb/>
kritische Institut, das seine Arbeiten so rasch und sicher in die größten<lb/>
Kreise, der Oeffentlichkeit einführen könnte? Dennoch waren die Artikel<lb/>
dieser Art, namentlich in Bezug auf die schöne Literatur, nur sparsam<lb/>
gesäet; ein größerer Theil war" Specialuntcrsuchungcn gewidmet, oft in<lb/>
einer Weitläufigkeit, wie sie nur für ein Buch angeht. Wenn Viele hierin<lb/>
vielleicht einen Mißbcstand erblicken und auf die großen ^französischen<lb/>
Journale/hinweisen können, in welchen die Interessen der Literatur Hand<lb/>
in, Hand, mit den politischen, gehen, und ein neues Drama mit nicht<lb/>
Minderer, Ausführlichkeit beurtheilt wird, als ein neuer Handelsvertrag,<lb/>
so MiMn! wir unsererseits- es aussprechen&gt; wir erachten es-,eher als/ein<lb/>
Glück denn, als, ein, Unglück für unsere Literatur,, wenn die allgemeine<lb/>
Zeitung ihr ferne bleibt. Uns scheint es, als wenn das, von der all¬<lb/>
gemeinen. Zeitung ausgegebene, Vorhaben auf die Literatur selbst störend<lb/>
hätte, wirken können! Der Einfluß dieses Blattes würde bald eine fast<lb/>
monarchische Form annehmen; die Kritik eines so mächtigen Instituts<lb/>
MHcx afles, an sich Msten,,-und , sich vieles unterwerfen, was in der<lb/>
Unabhängigkeit besser gediehe. Wenn die großen Pariser Zeitblätter,<lb/>
Wie "/das, i DebM,, die Presse,, der National auf die Discussionen der<lb/>
Literatur eingehen,,so -geschieht, es, weil sie ihre besondere Farben darin<lb/>
Vertrete!!;/sie führen ihrem Publikum, das-eine compakte Masse bildet,<lb/>
die mannigfaltigsten Produktionen der Schriftstellern unter dem Losungs-<lb/>
-Worte ihrer, socialen Fahne zu. Die französischen Journale sind, Par¬<lb/>
teiorgane, ,darum paralysirw sie sich gegenseitig. Den 32/000 Äbdn-<lb/>
nenten des. sleet eine, &#x201E;fast, gleiche Zahl entgegen, die<lb/>
«legante Beredsamkeit des Gchats durchbricht der National mit seinen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0073] T ü g e b ü rh» Die Augsburger allgemeine Zeitung. Es ist jetzt ohngefähr ein Jahr her, daß die Augsburger allgemeine Zeitung, in Aussicht stellte, ihren Liderungen umfassende Literaturübersich¬ ten beizufügen. Der gründliche Fleiß und die Vielseitigkeit, wodurch die Augsburger Zeitung sich auszeichnet, hätte jedenfalls etwas Bedeutendes, Durchgreifendes erwarten lassen; ein ausgedehnter, mächtiger Einfluß auf die Bücherwelt hätte ihr nicht entgehen können, denn wo wäre das kritische Institut, das seine Arbeiten so rasch und sicher in die größten Kreise, der Oeffentlichkeit einführen könnte? Dennoch waren die Artikel dieser Art, namentlich in Bezug auf die schöne Literatur, nur sparsam gesäet; ein größerer Theil war" Specialuntcrsuchungcn gewidmet, oft in einer Weitläufigkeit, wie sie nur für ein Buch angeht. Wenn Viele hierin vielleicht einen Mißbcstand erblicken und auf die großen ^französischen Journale/hinweisen können, in welchen die Interessen der Literatur Hand in, Hand, mit den politischen, gehen, und ein neues Drama mit nicht Minderer, Ausführlichkeit beurtheilt wird, als ein neuer Handelsvertrag, so MiMn! wir unsererseits- es aussprechen> wir erachten es-,eher als/ein Glück denn, als, ein, Unglück für unsere Literatur,, wenn die allgemeine Zeitung ihr ferne bleibt. Uns scheint es, als wenn das, von der all¬ gemeinen. Zeitung ausgegebene, Vorhaben auf die Literatur selbst störend hätte, wirken können! Der Einfluß dieses Blattes würde bald eine fast monarchische Form annehmen; die Kritik eines so mächtigen Instituts MHcx afles, an sich Msten,,-und , sich vieles unterwerfen, was in der Unabhängigkeit besser gediehe. Wenn die großen Pariser Zeitblätter, Wie "/das, i DebM,, die Presse,, der National auf die Discussionen der Literatur eingehen,,so -geschieht, es, weil sie ihre besondere Farben darin Vertrete!!;/sie führen ihrem Publikum, das-eine compakte Masse bildet, die mannigfaltigsten Produktionen der Schriftstellern unter dem Losungs- -Worte ihrer, socialen Fahne zu. Die französischen Journale sind, Par¬ teiorgane, ,darum paralysirw sie sich gegenseitig. Den 32/000 Äbdn- nenten des. sleet eine, „fast, gleiche Zahl entgegen, die «legante Beredsamkeit des Gchats durchbricht der National mit seinen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/73
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/73>, abgerufen am 02.07.2024.